Ist der BVB inzwischen so tief gesunken, dass er auf den ‚Notnagel‘ Anthony Modeste angewiesen ist?

Youssoufa Moukoko. Archiv-Foto: BVB

Viel dümmer hätte es für den BVB wahrlich nicht laufen können. Jahrelang wurde in Dortmund bereits über die möglicherweise zu große Abhängigkeit der Borussia von ihrem aktuellen Nummer-eins-Stürmer diskutiert.

Egal ob Lewandowski, Aubameyang, Alcacer oder zuletzt Haaland, immer war die Sorge in weiten Teilen des Fanlagers groß, dass die Schwarzgelben in ein riesiges Problem tappen würden, wenn sich ihr aktueller Sturmführer einmal längerfristig verletzen sollte. Nur selten befand sich in den vergangenen Jahren ein vielversprechender Backup im Kader, dem man ohne zu Zögern die Vertretung für mehrere Wochen oder gar Monate bedenkenlos anvertraut hätte.

Dass das Schicksal ausgerechnet in den ersten Tagen nach dem Haaland-Abgang so gnadenlos zugeschlagen hat, den teuren Neuzugang Sebastien Haller mit einem bösartigen Hodentumor für Monate außer Gefecht setzte, ist nicht nur menschlich für den Betroffenen selber extrem tragisch, es wirft auch ein weiteres Mal ein bitteres Licht auf die kritikwürdige Transferpolitik des BVB in den vergangenen Jahren.

Ein Blick auf den aktuellen Kader der Dortmunder offenbart nämlich rasch, dass die Mannschaft der Borussen keinen weiteren Stürmer von internationalem Rang beinhaltet. Mit Youssoufa Moukoko befindet sich zwar ein großes Talent im Team, doch wäre der 17-Jährige mit der Verantwortung die Dortmunder im Meisterschaftsrennen und in der Champions League oben halten zu müssen wohl rasch überfordert.

Im Team der Dortmunder gibt es noch schier unzählige weitere  Offensivkräfte, doch für das Sturmzentrum taugt eigentlich keiner von diesen. Zumindest eben nicht auf Dauer und auch nicht auf europäischem Top-Niveau. Die Not ist daher in diesen Tagen groß in Dortmund. Sie ist offenbar sogar so groß, dass kaum ein verfügbarer Name in der Gerüchteküche der zukünftigen Notverpflichtung unerwähnt zu bleiben scheint. Viele Kandidaten werden derzeit als ‚Notnagel‘ in der Dortmunder Sturmspitze gehandelt, viele wurden aber auch schon gestrichen.

Glaubt man der medialen Berichterstattung, scheint es inzwischen auf den bisherigen Kölner Angreifer Anthony Modeste zuzulaufen. Dieser scheint in das Profil zu passen und wäre dem Vernehmen nach auch bei vergleichsweiser leere Kasse für den BVB nach finanzierbar.

Stellt sich die entscheidende Frage: Wäre er denn auch eine gute Lösung für den vakanten Posten? Klar, Modeste kennt die Liga und hat in Köln auch schon unter Beweis gestellt, dass er in der Bundesliga ein treffsicherer Stürmer sein kann. Viel Eingewöhnungszeit bräuchte er daher vermutlich im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern  nicht.

Und doch stellt sich die grundsätzliche Überlegung: Passt ein Stürmer zum BVB, der in den vergangenen Jahren mit Wechselkapriolen auf sich aufmerksam gemacht hat, so wie Modeste? Sein unrühmlicher Abgang aus Köln in Richtung China ist allen Fußballfreunden sicher noch gut in Erinnerung. Und auch seine reumütige Rückkehr ins Rheinland wenig später.

Zudem eckte Modeste beim FC auch danach immer wieder an. Er war im Laufe der Jahre immer wieder einmal heftig umstritten bei Trainern, Mitspielern und/oder Fans. Auch eher unschön in Erinnerung geblieben ist seine plumpe Werbeaktion für eine Kaffeemarke, die er vor wenigen Monaten noch frech im Torjubel integrierte.

Ist der BVB inzwischen wirklich so weit gesunken, dass er auf einen solchen ‚Notnagel‘ angewiesen ist? Die nächsten Tage, ja vielleicht nur Stunden, werden es zeigen…

 

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Max
Max
1 Jahr zuvor

Welcher Verein hat denn einen Mittelstürmer von europäischem Top-Niveau auf der Bank sitzen? Choupo-Moting in München? Wohl kaum. Poulsen und Sörloth in Leipzig? Auch nicht. Selbst bei Manchester City ist Gabriel Jesus gegangen, weil ich nicht hinter Haaland warten will und Real Madrid muss sich mit Mittelfeldspielern oder Flügelstürmern aushelfen, wenn Benzema verletzt ist. Einzig PSG kann Mbappé mit Icardi und Messi ersetzen und dass das nicht der Maßstab sein kann, sollte klar sein.

Max
Max
1 Jahr zuvor

Nochmal: Welche CL-Mannschaft hat einen solchen Stürmer einfach so rumsitzen? Entweder der Ersatzstürmer hat nicht die Qualität oder man ersetzt ihn durch Flügelstürmer und offensive Mittelfeldspieler.
Und darüber hinaus: Wieso diese Fixierung auf Modeste? Ebenfalls in der Diskussion sind unter anderem Edison Cavani, Memphis Depay oder Giovanni Simeone. Warum dazu kein Wort?
Und abschließend: Riesen-Kader? 30 Spieler sind ziemlich genau Bundesliga-Durchschnitt und bei irgendwas zwischen 40 und 55 Spielen in der Saison sind 26 Feldspieler – wenn wir Akanji, Schulz, Coulibaly und Kamara mitzählen – nicht übertrieben. Ohne die vier sind wir bei genau 22 Spielern, also zwei pro Position, was das absolute Minimum sein sollte.

BENE
BENE
1 Jahr zuvor

Ja, andere Vereine haben aber ähnliche Probleme z.B. der FCB, der vielleicht noch ein Choupo_Moting hat, aber der hat wahrscheinlich auch nicht mehr internationale Klasse.
Ich würde Modeste nicht holen. Ich weiß auch nicht, ob der sich so viel schneller in die Mannschaft integrieren würde als andere Spieler nur weil er die Bundesliga besser kennt. Ich wäre für Alcacer als Leihe, wenn das möglich ist. Vielleicht mit Kaufoption.
Ansonsten ein günstiges Talent holen und mit etwas Glück klappt es, ansonsten müssen es halt Malen und Co richten ohne klare 9, bzw. Moukoku bekommt seine Chance.

thomas weigle
thomas weigle
1 Jahr zuvor

BTW Ich lese heute im HALLER KREISBLATT, dass der ehemalige Verein von Haaland in der Kritik steht,weil angeblich „Blutgeld“ aus Katar genommen habe. Das hat mich etwas verwundert,weil es doch der BVB ist,der, macht man sich deren Argumentation zu eigen, 75 Millionen Blutgeld von ManC kassiert hat. Wie sieht man das beim BVB.

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