Mittelalterlich Gaudium in Waltrop – Drei Meter bis zur Katastrophe?

Der ‚Haupteingang‘ des Waltroper Moselbachparks am Donnerstag. Foto(s): Robin Patzwaldt

Größere Veranstaltungen werden in letzter Zeit immer häufiger auch unter Sicherheitsaspekten diskutiert. Immer wieder kam es in Deutschland in den vergangenen Monaten zu Anschlägen auf Feste und Märkte.

Trotz des steigenden Aufwands zur Gefahrenabwehr gelang es Menschen mit üblen Absichten in unschöner Regelmäßigkeit, diese Vorkehrungsmaßnahmen zu umgehen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang nur an den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg im vergangenen Winter. Hier gelang es dem Täter, mit einem Fahrzeug die eingerichteten Sperren zu überwinden – Sperren, die eigentlich verhindern sollten, dass eine Menschenmenge erreicht werden kann. Es taten sich Lücken auf, die vom Attentäter für eine Anfahrt mit hohem Tempo genutzt werden konnten, um zahlreiche Menschen zu Schaden zu bringen.

Vor diesem Hintergrund ist es umso erschreckender, was ich in dieser Woche in der Ruhrgebietsprovinz gesehen habe.

Zwar führten die Debatten um das Thema Sicherheit auch im Umfeld des „Mittelalterlich Gaudiums Waltrop“, das inzwischen schon seit ein paar Jahren in jedem Frühsommer im örtlichen Moselbachpark – wo Ende August auch regelmäßig das Waltroper Parkfest stattfindet – veranstaltet wird, dazu, dass einem auf den asphaltierten Wegen rund um das Veranstaltungsgelände die eine oder andere Durchfahrtsperre begegnet. Für Sicherheit sorgen können diese in der am Eröffnungstag präsentierten Form aber wohl kaum, wenn man sie sich einmal genauer ansieht.

Schon beim Gang vom Stadtzentrum in Richtung des angrenzenden Parkgeländes fiel selbst mir als Laien auf, dass die Lücken zwischen den aufgestellten Betonklötzen im Eingangsbereich so groß waren, dass die Hindernisse mit einem Pkw mühelos hätten umfahren werden können.

Offen sichtbare Schwachstellen auf dem Veranstaltungsgelände

Noch bedrohlicher wirkte die Umsetzung dieser Sicherungsmaßnahmen auf der anderen Seite des Parks. In der Nähe des Waltroper Bürgerbads standen jeweils nur einzelne Betonhindernisse auf den befestigten Wegen. Es wäre überhaupt kein Problem gewesen, diese selbst mit einem großen Lkw durch eine einfache Lenkbewegung über die direkt angrenzende Wiese zu umfahren, um dann ggf. mit hoher Geschwindigkeit in die versammelten Zeltbewohner auf dem Gelände des Mittelalterlich Gaudiums zu fahren. Gar nicht auszumalen, was dabei alles hätte passieren können.

Musste der Attentäter von Magdeburg sich scheinbar erst noch nach Lücken im Sicherheitskonzept umsehen oder diese mit etwas „Glück“ auftun, hätte in Waltrop schon etwas Entschlossenheit und die Bereitschaft zu einer kurzen Querfeldeinfahrt, drei Meter neben dem offiziellen Weg, ausgereicht, um die Veranstaltung bis ins Mark zu treffen.

Gefühl der Sicherheit? Fehlanzeige!

Klar ist, dass es eine hundertprozentige Sicherheit bei solchen Veranstaltungen natürlich niemals geben kann. Doch wenn man sich nicht einmal die Mühe macht, neben den aufgebauten Betonklötzen einen halbwegs stabilen Zaun zu montieren, dann kann man sich diese Durchfahrtsperren eigentlich auch gleich komplett sparen. So hat das Ganze, unabhängig von jedweden Vorschriften und Sicherheitskonzepten, bei mir jedenfalls eher zu einem Gefühl der Verunsicherung geführt – schlicht, weil diese „Einladung“ an potenzielle Straftäter so erst richtig sichtbar wurde und man sich als Besucher der möglichen Anschlagsgefahr nur allzu deutlich bewusst wurde.

Sehr bedenklich, wie ich finde! Man kann daher nur hoffen, dass die Veranstaltung bis zu ihrem angedachten Ende am Sonntag schadlos über die Bühne geht – andernfalls wären hier wohl einige Diskussionen angesagt.

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wicki
Gast
wicki
14 Tage zuvor

Von dieser Veranstaltung hatte ich gar nichts mitbekommen – schade….
Aber nun ein Fass aufzumachen, wegen fehlender Merkelklötze?
Das ist dann doch etwas überzogen – oder?
Soll es so weit gehen, wie in Dorsten („Stadt an der Ampel“)?
In der der Grün-, Gelb-, Rot-Markierungen für Veranstaltungen gibt, damit man sich selbst ein Bild machen kann, welches „Risiko“ man mit dem Besuch eingeht?

Eine 100%-Sicherheit kann es nicht geben – Schon gar nicht auf einem „Mittelaltermarkt“, bei dem Hieb- und Stichwaffen legal geführt werden dürfen.
Vielleicht trägt das ja auch zur Gefahrenabwehr bei 😉

Es ist wirklich traurig, dass man über so etwas inzwischen nachdenken muss….

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