
Es sollte ein Sommer des Umbruchs in Dortmund werden. Ein Neuanfang. Nach einer Saison voller Widersprüche, in der der BVB zwar dank eines starken Endspurt erneut die Champions-League-Qualifikation klar machte, aber gleichzeitig in der Bundesliga über weite Strecken enttäuschte, war die Marschroute eigentlich klar: Die Mannschaft muss neu strukturiert, mit frischer Qualität und neuer Mentalität aufgeladen werden.
Doch Stand Ende Juli wirkt die vielbeschworene Erneuerung eher wie eine leere Worthülse. Denn von einem Umbruch ist bislang kaum etwas zu sehen. Im Gegenteil: Der BVB droht, eine einmalige Gelegenheit zu verspielen.
Mit Jobe Bellingham wurde bislang nur ein einziger nennenswerter Neuzugang präsentiert – der Bruder von Ex-Liebling Jude, jung, talentiert, aber noch weit entfernt davon, ein Unterschiedsspieler zu sein. Ansonsten herrscht Funkstille. Keine neuen Impulse für das Mittelfeld, keine Verstärkung für die Defensive, keine Offensive, die Angst und Schrecken verbreiten könnte. Und das in einem Sommer, in dem sich viele Türen geöffnet hätten. Wer jetzt nicht handelt, verschläft mehr als nur die Vorbereitung – er verschläft seine eigene Zukunft.
Während andere Klubs wie Bayer Leverkusen, RB Leipzig oder auch der VfB Stuttgart ihre Kader gezielt verstärken und klare sportliche Visionen erkennen lassen, verliert sich der BVB im Schwebezustand. Viel wurde über den Kurs von Sportdirektor Sebastian Kehl gesprochen, von jungen, hungrigen Spielern war die Rede, von einer mutigeren Transferpolitik. Doch bislang bleibt es beim Reden. Auch der Cheftrainer Niko Kovac kann bislang nicht auf frische Qualität bauen – ein denkbar schwieriger Start für einen Coach, der ohnehin unter Beobachtung steht.
Natürlich: Der Transfermarkt ist komplex. Und ja, Borussia Dortmund kann nicht mit den ganz großen Summen jonglieren. Aber der Anspruch eines Topklubs muss es sein, frühzeitig Klarheit zu schaffen, Strukturen zu definieren, Perspektiven aufzuzeigen. Genau das bleibt bislang aus – stattdessen vermittelt der Verein einmal mehr den Eindruck, dass man auf Entwicklungen reagiert, statt sie zu gestalten.
Der BVB steht vor der Saison 2025/26 an einem Scheideweg. Wenn dieser Transfersommer nicht bald an Fahrt gewinnt, wird aus der Chance auf einen Umbruch ein weiteres Kapitel im Buch der verpassten Möglichkeiten. Und die Frage bleibt: Wie oft kann sich ein Klub wie Dortmund solche Sommer noch leisten, bevor der Anschluss endgültig verloren geht?
