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Team Todenhöfer im Wahlkampf: Kein Plan für Deutschland

Bundestagswahl 2021: Das "Team Todenhöfer" informiert in Duisburg; Foto: Peter Ansmann
Bundestagswahl 2021: Das „Team Todenhöfer“ informiert in Duisburg; Foto: Peter Ansmann

Seine besten Zeiten hat Jürgen Todenhöfer, ehemaliges MdB der CDU und früherer Burda-Manager, schon lange hinter sich. Seit seinem Ausscheiden aus dem Bundestag sieht er sich primär als Kämpfer für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.

Bruce Wayne ist Batman, Clark Kent ist Superman und Jürgen Todenhöfer ist, in diesem Universum der Superhelden, vermutlich der Peaceman: Der als kühner Kämpfer für die Unterdrückten und Entrechteten durch die Welt reist und selbstlos hilft. Diesen Eindruck könnte man zumindest gewinnen, wenn man seine Beiträge auf Facebook verfolgt und seine Bücher liest.

Der Peaceman ist inzwischen eine tragische Gestalt – eine Art Martin Lejeune für die gebildeteren Stände – und kein wirklicher politischer Faktor mehr. Politisch ähnlich relevant wie Bodo Schiffmann, Michael Wendler und Attila Hildmann.

Aber: Die Bundestagswahlen stehen vor der Türe und in einigen Großstädten wurde dieser – ausgerechnet – mit Plakaten des Team Todenhöfer eröffnet.

Die Zeit ist also ideal um einen Blick auf diese neue selbsternannte „Bewegung“ zu werfen und das Thema „Team Todenhöfer“ damit für alle Zeiten vom Tisch zu haben.

Am 12. November 2020, seinem 80. Geburtstag, gab Jürgen Tofenhöfer seinen Austritt aus der CDU und die Gründung der neuen Partei „Team Todenhöfer“ bekannt.

„Ich trage die Spuren meiner Gegner in mir.“

Zur Wahlkampfauftaktveranstaltung der neuen Gerechtigkeitspartei, die am 17. April 2021 in Köln stattfand, erhielt Ruhrbaron Daniel Kasselmann einen sehr speziellen Newsletter des Team Todenhöfer:

Wir werden nie aufgeben. Ich schon gar nicht. Ich habe im linken Knie den Splitter einer sowjetischen Kalaschnikow-Partone, im Hinterkopf Teile eines Geschosses, wahrscheinlich des IS, und zusätzlich eine gebrochene Schulter, weil mir in Gaza ein Plastikgeschoss die Bänder meiner Schulter verletzte. Ich trage die Spuren meiner Gegner in mir. All das hat mich nicht aufgehalten und wird mich nie aufhalten, für unsere gemeinsamen Ideale einzutreten. Uns wird nichts aufhalten.

Auf spektakuläre Formulierungen dieser Art – die ja teilweise Aussagen von Jürgen Todenhöfer (Kanzlerkandidat des Team Todenhöfer!) erklären würden – wird im Parteiprogramm des Teams Todenhöfer verzichtet. Das Programm ist furchtbar langweilig und beliebig – und für jeden ist etwas dabei. Richtig aufregen kann das Parteiprogramm überraschenderweise auch nicht.

Kurz zusammengefasst:

Eine Million klimaneutrale Häuser und Wohnungen sollen pro Jahr gebaut werden (Statt bisher knapp 300.000 Wohnungen!), Eigentum verpflichtet und Reiche sollen ermuntert werden Geld zu spenden, soziales Engagement soll ausgebaut, die Bürokratie abgebaut und die Steuergesetzgebung vereinfacht werden. Man ist gegen Rassismus und möchte international auf Diplomatie statt auf Kriege („Bei angeblich unvermeidbaren Militäreinsätzen sollten die zustimmenden Politiker vier Wochen mit an die Front.“) setzen. Selbstverständlich ist man beim Team Todenhöfer für Tierschutz und auch für mehr Umweltschutz: Der Klimawandel kann nur durch globale Partnerschaften gestoppt werden. Es dürfte keine Partei geben, die das bestreitet.

Durch einen „Bundeswehr-Cyberabwehrpark“ soll Deutschland vor digitalen Angriffen geschützt werden.

Dass im Parteiprogramm nicht noch der Bau einer X-Wing-Flotte – zur Unterstützung der Rebellen die gegen das finstere Imperium kämpfen – gefordert wird, verdankt man wohl nur der Tatsache, dass die Parteistrategen im Team Todenhöfer die deutsche Community der Star-Wars-Fans nicht als relevant genug für zukünftige Entscheidungen bei Wahlen ansieht.

Was bei einer Partei, die das Wort „Todenhöfer“ im Namen trägt, thematisch natürlich nicht fehlen darf: Der Friedensprozess im Nahen Osten und die Verletzung von Menschenrechten bei muslimischen Bürgern in Deutschland:

Wir sollten generell unsere Werte vorleben, statt sie heuchelnd mit Gewalt „durchzusetzen“. Wer behauptet, er müsse in anderen Ländern für die Durchsetzung der Menschenrechte Krieg führen, sollte erst einmal Muslime, Juden und andere Minderheiten in Deutschland menschlicher behandeln. Auch gegen deren Menschenrechte wird laufend verstoßen.

Welche Menschenrechte, gegen die laufend verstoßen wird, im Parteiprogramm gemeint sind: Das bleibt im Dunkeln.

Fazit: Im Parteiprogramm ist für jeden etwas dabei. Und es ist tödlich langweilig und unspektakulär. Fast putzig wirkt der Aufruf an Abgeordnete und Mitglieder von CDU/CSU, SPD, FDP und „der übrigen demokratischen Parteien“ sich der „Bewegung“ aka Team Todenhöfer anzuschließen.

Extrem überteuert: Das recycelte Parteiprogramm; Foto: Peter Ansmann
Extrem überteuert: Das recycelte Parteiprogramm; Foto: Peter Ansmann

Wer Geld ausgeben mag, kann das Parteiprogramm (plus ziemlich langweiligen Zusatzinfos zu Jürgen Todenhöfer) in Buchform erwerben.

Content-Recycling: Das Parteiprogramm kann man auch kaufen

„Der Aufstand des Anstands – mein Plan für Deutschland“ heißt das neue Buch von Jürgen Todenhöfer, in dem neben dem Parteiprogramm Infos über seine wohltätigen Projekte und sein Schaffen für die Unterdrückten und Entrechteten dieses Welt zu finden sind.

Leider fehlen zu einigen spektakulären Fotos (Zum Beispiel eines auf Seite 65, das Gaza „nach einem nächtlichen Angriff der Saudis“ zeigt!) weitere Erklärungen.

„Schlimme Dinge geschehen auf der Welt“, schreibt Jürgen Todenhöfer im Vorwort des Buches:

Die Hoffnung dass man nach der Bundestagswahl und dem Scheitern der „Bewegung Team Todenhöfer“ weniger schlimme Dinge von Jürgen Todenhöfer lesen wird:

Sie wird sich wohl leider nicht erfüllen.

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Berthold Grabe
Berthold Grabe
2 Jahre zuvor

Idealistische Träumer sterben nie aus. Gefährlich sind sie wegen ihrer Ignoranz gegenüber den massiven Widersprüchlichkeiten im Realitätscheck.
Es gibt guten und schlechten Idealismus, der gute orientiert sich an den Idealen und stellt sich den Realitäten die voller Widersprüche keine einfachen Forderungen möglich machen, der schlechte Idealismus blendet das einfach aus und mobilisiert die Gläubigen ohne durchführbare Konzepte.
Ein Beispiel , die grünen wollen die Verkehrsprobleme mit der Bahn und ÖPNV lösen.
Technisch und physisch ist das ausgeschlossen, weil es unmöglich ist allein den Bahnstreckenausbau in Deutschland entsprechend durchzuführen, die kommen mit der Bahn gar dahin, wo sie gebraucht würde. Für diese Pläne brauchte die Bundesbahn eine Vielfaches ihres aktuellen Streckenetzes und könnte trotzdem den Effizienzverlust nicht Kompensieren im Güterverkehr.
so verhält es sich auch bei Pazifizisten die Pflastersteine werfen, und bei anderen Problemen.
Die Versuchung das alles auszublenden ist virulent in Wohlstandsgesellschaften wo kaum noch einer Ursache und Wirkung des eigenen gesellschaftlichen Status korrekt beschreiben kann.
Weil er im Dschungel tausender Regeln und Verteilstufen völlig verschüttet ist.
Sicher es gibt Menschen die aus Gier, Eitelkeit und anderen Motiven Lügen, betrügen oder ihren Status sichern.
Das aber ist bei idealistischen Bestrebungen eins zu eins genauso, also nicht weniger häufig als bei den geprägten Feindbildern.
Denn merkwürdigerweise verlieren die idealistisch Guten nie ihre Privilegien zugunsten der Gemeinschaft. Das ist in keiner Ideologie vorgesehen, nicht mal in der Linkspartei.
Das Problem vieler linker Strömungen sind daher nicht ihre Ziele, sondern ihre Drittklassigkeit bezogen auf Lösungskompetenzen oder im falle von Pazifisten ihre völlige Realitätsfremdheit.

sneaking_beauty
sneaking_beauty
2 Jahre zuvor

Im Wesentlichen ist vieles nicht anders als die letzten Interviews/Bücher von Sarah Wagenknecht und Oskar Lafontaine (in Sachen Israel ist Todenhöfer vermutlich eher noch einen Ticken weniger antizionistisch). Aber komischerweise werden diese beiden mittlerweile von Liberalen und Rechten goutiert, während Todenhöfer immer noch persona non grata ist. Warum? Muss man nur mal was gegen Flüchtlinge sagen und schon ist man bei Neokonservativen akzeptiert?

nussknacker56
nussknacker56
2 Jahre zuvor

„… Ich habe im linken Knie den Splitter einer sowjetischen Kalaschnikow-Patrone, im Hinterkopf Teile eines Geschosses, wahrscheinlich des IS, und zusätzlich eine gebrochene Schulter, weil mir in Gaza ein Plastikgeschoss die Bänder meiner Schulter verletzte. …“ (Hier kann sich der Schmerzensmann nicht recht entscheiden, ob er eine "gebrochene Schulter" oder eine Bänderzerrung hat; also nimmt er beide.)

Mehr muss man gar nicht lesen um zu wissen, dass es sich hier um eine ichbezogene Heulsuse handelt. Das eigentlich Absurde ist, dass seine Anhängerschaft aus mehr als einer Person besteht und diesen partout nicht auffallen will, wen sie da anhimmeln.

Tolduso
Tolduso
2 Jahre zuvor

#2
Das ist sicher nicht so einfach zu beantworten- es wird wohl nicht leicht eine repräsentative Meinung von "Liberalen" und "Rechten" einzuholen, die dann noch die einleitende Behauptung als Fakt anzuerkennen bereit sind.
Und dann vielleicht noch lästige Fragen stellen was denn "was gegen Flüchtlinge sagen" genau sein soll, und ob Neokonservative als Sammelbegriff für Liberale und Konservative verstanden werden soll- Oder einfach nur einen wahllos aus dem Bullshit-Bingo Pool gefischter Terminus darstellt.

Grundannahme natürlich, daß überhaupt eine Frage gestellt wurde.

Dominik H. Mesens
Dominik H. Mesens
2 Jahre zuvor

Also einen solch unsachlichen und vom hohen Ross aus geschriebenen Artikel kann man über jede Partei veröffentlichen. Wenn ich jetzt wissen will, ob diese neue Partei etwas taugt oder nicht, hilft mir dieser Artikel nicht weiter, weil man sehr schnell merkt, dass das Motto vorherrscht: "Hauptsache draufhauen!".

Matty D.
Matty D.
2 Jahre zuvor

Lächerlicher hasserfüllter Artikel. Eine Schande! Das Programm der Partei ist 1A und hier wird es mit Wollust zerrissen. Wieso? Das ist krank. Außerdwm haben sie das Team in Team Todenhöfer vergessen. Das wohl jüngste und beste Politik Team mit dem höchstwn Frauenanteil. Aber da haben Sie sicherlich auch etwas dagegen.

Christoph Krämer
Christoph Krämer
2 Jahre zuvor

Als Autor hätte man sich – aus dem rechten Spektrum kommend – schon ein wenig mehr mit den programmatischen Aussagen dieser neuen Gruppierung auseinandersetzen müssen. Schade, Sachlichkeit blieb auf der Strecke.

Stefan A
Stefan A
2 Jahre zuvor

Schade! Hätten Sie weniger versucht witzig zu sein und mehr Wert auf gute Recherche gelegt, wären Ihnen recht schnell einige unnötigen Aussagen in Ihrem Artikel aufgefallen.
Wieso sollten in einem Parteiprogramm Menschenrechtsverletzungen aufgeführt werden? Alleine der Gedanke es als Wohlstandsstaat zu schaffen zum Teil gravierenden Verstöße nicht zu beachten oder gar noch zu unterstützen ist ein Dilemma. Deutschland liefert, wenn auch zum Teil auf Umwegen Waffen in Kriesengebiete.

Sie sollten sich schämen einen solchen Artikel zu veröffentlichen. Aber selbstverständlich ist freie Meinungsäußerung ein wichtiges Gut, welches es zu schützen gilt. Daher können sie getrost damit weitermachen….es sei denn sie werden irgendwann gut recherchieren oder womöglich echte Probleme aufzeigen. Denn dann könnte es durchaus sein, dass Sie Schwierigkeiten bekommen. Wahrheit und Aufklärungsarbeit können ganz schön freiheitsraubend sein. (Julian Assange)

Also schreiben Sie ruhig weiter von Star Wars und anderen frei erfundenen Dingen.
Übrigens wäre eine X-Wing Staffel eine ganz herrvorragende Idee um auch was gutes an ihrem Artikel zu lassen. 😉

Chris
Chris
2 Jahre zuvor

Auch wenn es sich hierbei wohl eher um einen Unterhaltungs-Artikel als um eine gute Informationsquelle zu handeln scheint, würde mich dann interessieren, welche Partei oder welche/r Politiker*in Ihrer Meinung nach wählbar wäre?

Elvenpath
Elvenpath
2 Jahre zuvor

Schon als ich "Gegen Islamfeindlichkeit" auf seinen Plakaten gelesen habe, hatte ich genug von ihm.
Ich bin Islam-feindlich, denn der Islam ist ein totalitäre Unterdrückungsideologie (wie jede Religion).
Richtig muss es daher heißen: "Gegen Muslimfeindlichkeit". Denn Menschen sind etwas anderes, als Ideologie.

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