TV-Gelder: Der Kampf um die Fleischtöpfe im Profifußball geht in die nächste Runde

Das Stadion des HSV. Foto: Robin Patzwaldt
Das Stadion des HSV. Foto: Robin Patzwaldt

Die Fußballlandschaft in Deutschland kommt immer stärker in Bewegung. Durch den zunehmenden Einfluss von einzelnen großen Sponsoren gepushten Vereinen wie RB Leipzig und Zweitligatabellenführer Ingolstadt, wo ein Brausehersteller von Weltformat und ein großer Automobilkonzern aktuell Millionenbeträge investieren um diese Clubs auf Sicht in die erste Liga zu führen, bekommen altgediente Traditionsclubs inzwischen offenbar ‚kalte Füße‘ was ihre Überlebensfähigkeit in einem sich verschärfenden finanziellen Wettbewerb angeht.
So hat in den letzten Monaten nicht nur Kaiserslauterns Stefan Kuntz in diversen Medien für einen finanziellen Vorteil für die zuschauerstarken Traditionsclubs geworben. Auch andere dem Namen nach ‚große Vereine‘ beteiligen sich inzwischen an der laufenden Debatte. In einem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt regte der Marketingvorstand des Hamburger SV, Joachim Hilke, nun ebenfalls an über die TV-Gelder bzw. deren Verteilungsschlüssel unter dem Gesichtspunkt einer Bevorzugung der Zuschauermagneten neu zu verhandeln. Es sei doch unstrittig, so Hilke, dass vor allem die Traditionsvereine den emotionalen Wert der Bundesligen ausmachten.

 
„Und nur durch Emotionen wird das Produkt Fußball verkauft. Deswegen halte ich es für legitim, dass man in absehbarer Zeit über einen neuen Verteilerschlüssel für die TV-Einnahmen verhandelt“, wird der 47-Jährige zitiert.
Zum Hintergrund: Im nächsten Jahr werden die 2017 auslaufenden Rechte neu verhandelt.
„Wir sind immerhin einer der Hauptquotenbringer im Pay-TV. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Trotz der vergangenen Saison mit Tabellenplatz 16 hatten wir die zweitgrößte Reichweite aller Bundesliga-Klubs.“, so der HSV-Offizielle.

 
Einerseits natürlich verständlich, dass Vertreter der sogenannten Traditionsclubs, welche natürlich mehr Fans in der Republik aufweisen können als die neu entstandenen ‚Werksclubs wie Hoffenheim, Wolfsburg, Leverkusen und zukünftig eben auch noch Leipzig und Ingolstadt, nicht nur anhand der Tabellenplätze an den TV-Geldern beteiligt werden möchten, sondern ihre Attraktivität für den Zuschauer auch honoriert sehen möchten.
Andererseits ist es natürlich auch ihre ureigenste Aufgabe aus ihren zahlreichen Fans im Lande wirtschaftliche Vorteile zu generieren. Wenn Vereine wie Kaiserslautern und auch der Hamburger SV wirtschaftlich in der Klemme stecken, dann hat das ja sicherlich nicht nur mit den bei ihnen fehlenden generösen Geldgebern zu tun. Gerade beim HSV müsste es ja wohl möglich sein den Verein in einer attraktiven Millionenstadt auf gesunde Füße zu stellen. Im provinziellen und wirtschaftlich vergleichsweise schwachen Kaiserslautern mag das ja durchaus enge Grenzen haben. Wenn es Clubs mit hohem Zuschauerzuspruch aber wirtschaftlich so schlecht geht, dann hat das natürlich auch immer mit eigenen Versäumnissen im Bereich Management und Vereinsführung zu tun.

 
Natürlich verschieben Geldgeber wie Red Bull und Audi den Fußballmarkt auf eine zunächst unnatürlich anmutende Art und Weise, wirken diese Geldgeber bei vielen Fans anderer Clubs abschreckend und auf gewisse Art vielleicht sogar ‚unmoralisch‘.
Das Auftreten dieser neuen Geldgebern hindert die Manager der ‚Traditionsclubs‘ aber ja grundsätzlich nicht daran sich eigene potente Gönner zu suchen.
Gerade Vereine wie Bayern München und auch Borussia Dortmund haben in den letzten Jahren ja gezeigt, dass man auch als nicht von einem einzigen Geldgeber gepushter Club viel Wirtschaftskraft aufbauen und namhafte Sponsoren um sich versammeln kann.
Warum das gerade beim wirtschaftlich in Schieflage geratenen HSV seit Jahren scheinbar nicht gelingt, ist dem Verteilungsschlüssel der TV-Gelder sicherlich nur in einem sehr marginalen Umfang zuzuschreiben. So gesehen mag die jüngste Kritik aus dem hohen Norden zwar sachlich nicht ganz falsch sein, sie geht jedoch inhaltlich am Kernproblem vieler Traditionsclubs vorbei.
Eines aber machen die jüngsten Aussagen zu dem Thema schon einmal ganz deutlich: Der Kampf um die Gelder im Profifußball wird in Zukunft noch deutlich härter und auch emotionaler werden.
Und das wiederum ist dann natürlich durchaus auch ein Effekt aus dem plötzlichen Auftauchen von immer mehr ‚Werksclubs‘ in der Spitze dieser Sportart.

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WALTER Stach
9 Jahre zuvor

Robin,
die Kanzlerin hat bekanntlich die „markgerechte Demokratie“ gefordert Dem folgen die „Mächtigen im Wirtschaftsbereich Fußball“, wenn sie nach dem Prinzip “ von einem marktgerechten Fußball “ verfahren.

Sowenig wie die Kanzlerin offensichtlich bereit war , von einem demokratiegerechten, demokratiegemäßén Markt zu sprechen“ so wenig sind die Mächtigen im Wirtschaftsbereich Fußball fähig und willens „enen fußballgerechten Markt“ zu wollen.

Für (radikale -lupenreine) Liberalisten sind das Selbtverständlichkeiten.

WALTER Stach
9 Jahre zuvor

Robin,
ja so ist das wohl.
Ich als alter, ehemals aktiver Fußballer werde ja meine Prägung durch den Fußball als meinen Sport schlechthin nicht los. Für mich ging es -unterklassig- nie um Geld. Ich habe zudem bis in die 19….(?)er Jahre die materiellen Gegenleistungen für Spitzenspieler, auch nicht zu den Anfängen des sog. Profi-Fußballes als die einzig bestimmende Größe im Fußballsport wahrgenommen. Das mag an Wahrnehmungsmängeln bei mir gelegen habe.
Wenn ich den Fußball heute primär als Wirtschaftsfaktor einstufe, den Gesetzten des Wettbewerbes -des lauteren und des unlauteren- unterliegend, dann bilde ich damit die Realität ab und die gerät eben dann und wann in Konflikt mit meiner fußballerischen Vergangenheit und der Träumerei von einer Welt, in der der Fußball nicht weiter ist als eine Sportart, die man dess Sportes wegen aktiiv betreibt oder für die man sich des Sportes wegen als Fan begeistert.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
9 Jahre zuvor

@Walter, @Robin, das Geld hat ziemlich von Anfang an eine Rolle gespielt, spätestens dann als die Zuschauerzahlen in die Tausenderbereiche gingen. In den 20ern wurde das Wort vom“ Schamateur“ geprägt, der unter dem Tisch kassierte oder wie es der zeitweilige Clubberer Schaffer ausdrückte: „Hab ich wieder 300 Mark im Nachtkästl gefunden.“ Ein Schalker Kassierer nahm 1930 wg. unerlaubter Zahlungen und des Ausschlusses von S.04 vom Ligabetrieb ein finales Bad, usw, usf.
Mir gefällt nach wie vor nicht, wie hier mit dem Begriff „Traditionsclub“ umgegangen wird. Der FC Ingolstadt ist durch die Auslagerung der Fußballabteilungen des ESV und MTV Ingolstadt entstanden, 1921 und 1905 gegründet. Der ESV stieg 62/63 erstmals in die damalige 2.Liga auf und beide Vereine spielten später einige nicht sehr erfolgreiche Jahre in der 2.Bundesliga. Tradition ist also vorhanden, die wäscht auch Audi als Geldgeber nicht ab. warum auch? Ich habe es hier schon mal gesagt, Tradition hat nicht unbedingt mit Geld und Erfolg zu tun, sondern mit Verwurzelung in der nächsten Umgebung. Ob das der BV Dorsten ist, der SV Häger oder eben auch ganz oben der BVB oder die SGE.Ich erinnere mich, dass Walter mir damals zugestimmt hat und auf seine langjährige Vereinszugehörigkeit und Tätigkeit hingewiesen hat.

Der Hanseat
Der Hanseat
9 Jahre zuvor

Die Forderungen nach einem neuen Verteilungsschlüssel der TV-Gelder ist vom Grundsatz her völlig berechtigt. Ich verstehe nur nicht, warum diese Forderungen mit so hohlen Phrasen wie der von den „Traditionsvereinen“ oder dem „emotionalen Wert“ begründet werden muss.

Letztlich kann der Betrag X, der durch die Zentralvermarktung eingenommen wird, nur deshalb erzielt werden, weil die TV-Sender der Bundesliga ein bestimmtes Zuschauerinteresse beimisst. Es liegt dabei auf der Hand, dass das Zuschauerinteresse bei bestimmten Clubs höher ist, als bei anderen. Eine gerechte Verteilung der TV-Gelder auf Seiten der Clubs anhand des (messbaren) Zuschauerinteresses ist daher keine „Subventionierung“ alter Traditionsclubs, die man sich wie Oldtimer hält, sondern tatsächlich eine angemessene Beteiligung an den TV-Einnahmen. ´

Um nicht in elende Diskussionen zu verfallen, welcher Club nun wieviel Fans oder Tradition auf die Waage bringt, sollte man den Schlüssel einfach anhand der Einschaltquoten festlegen. Ich bin mir sicher, dass Sky problemlos feststellen kann, welche Partie von welchem Verein wieviel zahlende Zuschauer anlockt. Und wenn dann die Partie Hoffenheim gegen Wolfsburg eben weniger Interesse hervorruft, dann bekommen die beteiligten Vereine eben weniger vom Kuchen ab – einfach und gerecht.

Das schöne dabei ist: Auch dann können sich „Traditionsvereine“ nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen und auch frisch aufspielende Überraschungsmannschaften können sich bei den TV-Geldern nach oben spielen – wenn sie Zuschauerinteresse wecken.

WALTER Stach
9 Jahre zuvor

Thomas,
ich bleibe bei meiner seinerzeitigen Zustimmung in Sachen Vereinsbindung durch Tradition.

Aber ähnlich wie bei der Diskussion um “ die Kohle für’s Spiel“ , heute um die „Gehälter, Werbeennahmen für den Profi-Fußballer“ gerät nach meiner Wahrnehmung – und die hat selbstverständlcih etwas mit meiner fußballerischen Vergangenheit zu tun, ich könnte auch sagen mit meiner fußballerischen Sozialisierung- das Spiel „als solches“, sein Reiz, seine emotionale Bedeutung zunehmend in den Hintergrund.
Wenn ich mich in so manchen Spiel -während des Spieles (!!)- frage, ob der Spieler X ob seiner Leistung die Millionen, die er kassiert, wohl vedient hat? -Das ist dann bin ich doch nicht der Fan, der wegen des Spieles zuschaut oder?
Wenn ich mich während so manchen Spieles mit Blick auf die Trübenen-Nachbarschaft frage, was die eigentlich dort wollen? Ein Fußballspiel sehen? Sich des Spieles wegen ärgern oder freuen? Oder besucht „man“ eines von vielen Events, weil das „in ist“?
Thomas,
Robin,
es ist wie es ist!
Und zudem, was ist , gehört eben auch dann und wann ein nostalgischer Rückblick und der, Thomas, fällt bekanntlich immer „verklärt“ aus.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

„Warum das gerade beim wirtschaftlich in Schieflage geratenen HSV seit Jahren scheinbar nicht gelingt, ist dem Verteilungsschlüssel der TV-Gelder sicherlich nur in einem sehr marginalen Umfang zuzuschreiben“.

Exakt. Wir dürfen sicherlich auch weiterhin konstatieren, dass nur wenige Vereine im Profifußball genügend Expertise im Management besitzen, um mit Sponsoren- und Investorengeldern auch plan- und wirkungsvoll umgehen zu können. Beim HSV kommt wohl noch hinzu, dass es dort eine betonierte Altherrenriege gibt, die aus falsch verstandenem und überholtem „Traditionsdenken“ heraus lieber Macht- und Eitelkeitsspielchen unter hanseatischen Vereinsfürsten spielen. Und über allem schwebt und moppert Uwe Seeler…

Herr Krause
Herr Krause
9 Jahre zuvor

Der „moderne Fussball““ [m] lebt vom und für das Fernsehen. Die Masse der Fernsehzushuer wird sich gut bedient fühlen mit Bayern München für den Glamour. VW Wolfsburg, Audi Ingolstadt, RB Leipzig, Bayer Lverekusen, SAP Hoffenheim (und wer dann noch…) nimmt er da problemlos in Kauf. Noch ein paar krnkelnde „Traditionsvereine“ werden gerne dazugenommen, muss aber nicht sein. Die Quoten werden stimmen.

ird interessant, wenn Ingolstadt aufsteigen sollte, dann steckt der VW-Konzern Anteilseigner bei gleich 3 Bundesligisten mit drin.

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