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Verzicht auf Quarantäne für Corona-Infizierte ist die Bankrotterklärung von ‚Team Vorsicht‘

Foto: Robin Patzwaldt

Über die Corona-Maßnahmen wird in diesem Lande inzwischen seit über zwei Jahren leidenschaftlich diskutiert. Was ist sinnvoll, um sich und andere bestmöglich vor dem Virus zu schützen? Die Meinungen gingen und gehen weit auseinander.

Waren sich die Verantwortlichen in der Anfangsphase auf politischer Ebene aber noch weitestgehend einig, dominierte ‚Team Vorsicht‘ die Debatten die Entscheidungsfindung, lösen sich die Lager in diesen Tagen scheinbar immer mehr in ein großes Durcheinander auf.

Ab Mai soll nun, man mag es als interessierter Beobachter ja eigentlich kaum glauben, sogar die bisher übliche Quarantäne für Infizierte entfallen. Selbst der Gesundheitsminister Karl Lauterbach, bisher vielen Zeitgenossen immer deutlich zu ‚streng‘, vertritt dieses Vorhaben öffentlich mit. Statt der zwingend vorgegebenen Isolation soll es zukünftig nur eine Empfehlung zur Selbstisolation geben.

In Anbetracht der aktuell vergleichsweise häufig milden Verläufe mit dem Virus, kann man vielleicht tatsächlich in dieser Richtung argumentieren. Doch eines sollte uns allen klar sein, und das bereitet dann schon Sorge: Gibt man die Verpflichtung zur Quarantäne erst einmal auf, wird es wohl kaum ein Zurück geben. Und dies, obwohl wir alle miteinander noch nicht einmal ansatzweise wissen, was uns der kommende Herbst und mögliche neue Virusvarianten an zukünftigen Bedrohungen in Sachen Corona bringen werden.

Es war nach der ersten Pandemiephase, in der die Bevölkerung erst einmal verängstigt und dadurch entsprechend vorsichtig handelte, schwer genug, eine große Mehrheit der Bevölkerung rund zwei Jahre lang hinter den angeordneten Corona-Maßnahmen zu versammeln, den Menschen mit Argumenten  klar zu machen, dass sich ein Einhalten stetig wechselnden regeln am Ende lohnt. Und wenn schon nicht für den Betroffenen selber, dann doch zumindest für die so häufig genannten vulnerablen Gruppen, die zu schützen unser aller gemeinsames Anliegen sein sollte.

Gibt man jetzt in wenigen Wochen jedoch sogar die Quarantäne für Infizierte auf, dann fällt diese Argumentation der vergangenen Monate faktisch in sich zusammen. Das Signal, dass das alles wohl doch gar nicht so schlimm sei, selbst eine weitere Teilnahme am gesellschaftlichen Leben mit Corona möglich ist, ist die Bankrotterklärung der Mahner. Millionen werden sich fragen, warum genau sie in den vergangenen schweren Zeiten ihre berufliche Existenz, ihr psychologischer und wirtschaftliches Wohlergehen für den Kampf gegen ein Virus riskiert haben, wenn es doch auch ohne diese ganz strengen Regeln gegangen wäre. Wasser auf die Mühlen aller Querdenker und Corona-Leugner.

Die Frage, die sich dann in den kommenden Wochen grundsätzlich stellt: Wie will das ‚Team Vorsicht‘ im Herbst, oder vielleicht auch schon früher, argumentieren, dass es nicht nur die verpflichtende Quarantäne wieder einführen will, sondern vielleicht auch die Konzerthallen und Fußballstadien der Republik gerne wieder deutlich weniger gefüllt sehen möchte? Wie sollen Menschen von einem Restaurant oder Kneipenbesuch aus Überzeugung und mit Verständnis abgehalten werden, wenn man trotz hoher Inzidenzen und der Bedrohung durch Mutationen etc. jetzt quasi alles frei gibt?

Da fällt einem außer Zwang kein einziger Weg für eine zukünftige Kehrtwende zurück zu strengeren Corona-Regeln mehr ein… Und das wäre dann sicherlich genau das Gegenteil von einem guten Argument und die offenkundige Bankrotterklärung von ‚Team Vorsicht‘.

 

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Gummi Bärchen
Gummi Bärchen
2 Jahre zuvor

Nicht zu vergessen sind nun die Stilblüten, welche sich in so manchem Rathaus hervortut:
Eine weiterhin bestehende Maskenpflicht in allen öffentlichen Gebäuden wird per Hausrecht angeordnet!
Eine Schule ist auch ein öffentliches Gebäude einer jenen Kommune ;-), oder?

Was ist ab dem 01. Mai (ausser das Datum) anders am Virus als zum aktuellen Zeitpunkt?

Das wird noch Diskussionen hervorbringen, welche Ergebnislos verlaufen werden und die Menschen noch mehr vom richtigen Pfad abbringen werden …

Jürgen
Jürgen
2 Jahre zuvor

Da werden sich die wirtschaftlichen Interessen bzw. die Arbeitgeber durchgesetzt haben, und das ist auch die öffentliche Verwaltung.

Für mich gilt weiter, wer infiziert ist, egal ob mit oder ohne Symptome, gehört bei dieser Art des Krankheitserregers nicht zur Arbeit, egal ob vor Ort oder im HomeOffice.

Ali Mente
Ali Mente
2 Jahre zuvor

"Wasser auf die Mühlen aller Querdenker und Corona-Leugner."

Wir hatten eben schon immer recht.

Guiseppe Bottazzi
Guiseppe Bottazzi
2 Jahre zuvor

Da haben die wohl noch soeben gemerkt, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber gekniffen sind: Infektion ohne Symptome = keine Arbeitsunfähigkeit = keine Lohnfortzahlung. Wird doch gezahlt, gibt es mangels behördlicher Anweisung keine Rückerstattung an den Arbeitgeber nach dem Infektionsschutzgesetz.

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[…] ist, zuletzt auch bedingt durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg, hierzulande inzwischen mächtig in den Hintergrund geraten. Auch hier bei […]

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