Wann kommt der Führerschein-TÜV?

DSC08487 (418x580)Ich bin in Friedhofsnähe aufgewachsen. Das hat Vorteile, wie die Ruhe, welche in der Regel in der Siedlung herrscht, aber auch Nachteile. Im Laufe der Jahre sind uns hier in der Nachbarschaft schon etliche Friedhofsbesucher mit ihren Autos in die Zäune, gegen Verkehrsschilder, in andere parkende Autos usw. gefahren.

Fast ausnahmslos handelte es sich dabei um ältere Menschen, welche ihr Fahrzeug und dessen Ausmaße nicht mehr wirklich im Griff zu haben schienen.

Immer wieder haben wir im Laufe der Jahre daher hier in der Nachbarschaft darüber diskutiert, ob sich eine zeitliche Befristung für Führerscheine nicht anbieten würde, oder ob man ab einem bestimmten Alter nicht eine Art Gesundheitsüberprüfung einrichten sollte, um zu gewährleisten, dass u.a. Führer von Personenkraftwagen tatsächlich auch noch wichtigen gesundheitlichen Standards genügen.

In Deutschland kann man, wenn man erst einmal in Besitz einer Fahrerlaubnis ist, bekanntlich theoretisch bis zum eigenen Tode selber mit dem Auto, LKW, oder Motorrad fahren. Wie dann der tatsächliche Gesundheitszustand im Alter ist, spielt erst einmal keine Rolle. Und während das Auto alle 2 bis 3 Jahre überprüft wird, interessiert der ‚Zustand des Fahrers‘ nicht weiter.

Schaut man in die Praxis, so wie z.B. hier bei uns, dann stellt man jedoch häufiger fest, dass das so wohl nicht unbedingt vernünftig ist, da Sehvermögen, Übersicht über die Umgebung und Fahrzeugkontrolle im Alter und bei mangelnder Fahrpraxis naturgemäß nachlassen.

Das ‚Problem‘ ist nur: Dies geschieht nicht nach festen Regeln, sondern das ist bei jedem Menschen höchst individuell.

Argumentiert man jedoch öffentlich in Richtung einer Gesundheitsprüfung für ‚Alte‘, dann wird einem häufig direkt entgegnet, dass dies doch diskriminierend für ältere Mitbürger sei.

Auch mein häufig verwendetes Gegenargument, dass man diese Überprüfungen ja bereits von Anfang an, also mit Erwerb der Fahrerlaubnis, in regelmäßigen Abständen durchführen könnte, überzeugt viele, vor allem Ältere, nicht.

Offenkundig sträuben sich viele sehr heftig gegen den unfreiwilligen Verlust der Fahrerlaubnis, haben viele Leute wohl schlicht Angst ihren Führerschein bei einer solchen Überprüfung unfreiwillig und ‚zu früh‘ einzubüßen.

Einerseits vielleicht verständlich, andererseits sehr egoistisch und auch nicht ungefährlich.

Ich habe da in der eigenen Verwandtschaft einen Fall erlebt, wo ein über 75-jähriger, mit bereits deutlich eingeschränktem Sehvermögen innerhalb kurzer Zeit zwei Totalschäden an seinem PKW verursachte. Zum Glück wurde dabei niemand verletzt, gab es nur Blechschaden. Bewundernswerter Weise erkannte mein Verwandter daraufhin aber von selbst die Gefahr und verzichtete seither auf das Führen eines PKW, völlig freiwillig.

Den Führerschein hat er aber auch heute noch.

Und das, obwohl er inzwischen nahezu erblindet ist.

So vernünftig ist allerdings offenbar nicht jeder, wie man hier auf den Parkplätzen am Friedhof beobachten kann.

Es gibt somit viele gute Gründe eine Art regelmäßigen Fahrtauglichkeitstest einzuführen. Über die Details einer solchen Prüfung kann man diskutieren, an ihrer Sinnhaftigkeit sollte es aber grundsätzlich keine Zweifel geben.

Warum wird dann aber daran eigentlich nicht ernsthaft darüber nachgedacht?

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Stefan Laurin
Admin
10 Jahre zuvor

Reine Panikmache. Es gibt keinen Grund für neue Regeln.

Thorsten Stumm
10 Jahre zuvor

Also früher fand ich das nicht gut…my car, my castle….aber mein Vater ist bis 3 Wochen vor seinen Tod mit grauen Star und massiver Herzschwäche immer noch selbst Auto gefahren. In den zwei Jahren zuvor hatte er eine erhöhten Verbrauch an Aussenspiegeln und auch diverse Macken in der Karre….da bin ich ins grübeln gekommen….und meine Sohn habe ich da allein nicht mehr mit seinem Opa fahren lassen…übrigens gibt es in diversen Ländern obligatorische medizinische Test zur Fahrtauglichkeit….mache mir allerdings wenig Hoffnung das sich das in der Rentnerrepublick Deutschland einführen lässt. Für mich selber hoffe ich, dass ich im Alter diese Selbsterkenntnis nicht vergesse….

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

@Robin

Die Forderung nach einem Führerschein-TüV für alte Leute reiht sich wunderbar ein in so Forderungen wie Helmpflicht für Radfahrer oder NullKommaNull-Promillegrenze…

Mal unter uns Betschwestern Robin: Wieso bist Du überhaupt bei den Grünen nach kurzer Zeit wieder ausgetreten? So wie Du in vielen Deiner Kommentare den moralischen Zeigefinger schwingst und nach staatlichen Lösungen für die von Dir skizzierten Probleme suchst, passt Du eigentlich wunderbar in diesen Verein und hättest dort sicherlich das Zeug, für eine Bombenkarriere auch über die Grenzen Waltrops und Dattelns hinaus. Und einen Hofreiterbart haste ja auch schon… 😎

el_emka
el_emka
10 Jahre zuvor

Warum wird dann aber daran eigentlich nicht ernsthaft darüber nachgedacht?

Der geneigte Leser möge die Altersverteilung des Wählerspektrums der beiden großen Parteien mit den mutmaßlich meistbetroffenen Personen vergleichen und dann seine Schlüsse ziehen.

OWL-Baron
10 Jahre zuvor

Eine völlig richtige Forderung. Natürlich müssen Ausnahmen gemacht werden, z.B. für mich, für Stefan irgendwann…

Seit ich Rentner bin, werde ich von den Behörden in Hessen verfolgt und als Geschwindigkeitsübertreter gebrandmarkt und unnachsichtig zur Kasse gebeten. Das verteuert meine Besuche im Frankfurter Stadtwald nicht unerheblich. Das war früher und in OWL nicht.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Robin, Nein!!!! Und für dich ein Karrieretipp. Geh doch zu den Grünen. Die können Leute mit Fantasie gut gebrauchen. Aber vielleicht lesen die ja mit.
Aber als ich so um die mitte 20 war, hatte ich auch solche Gedanken. Neu sind die also nicht. Früher dachte ich auch, daß es zu viele alte Männer in der Politik gäbe. Jetzt denke ich manchmal, daß die heute oft fehlen. Die meisten Beulen an meine Autos habe ich übrigens gemacht, als ich noch sehr jung war.

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

@Robin

Du hast da beim Fahrradhelm ein schönes Stichwort genannt, nämlich „Freiwilligkeit“. Auf diese Freiweilligkeit könnte man auch erst einmal bei älteren Menschen setzen. Es ist ja nicht so, dass alle alten Menschen schlecht hören, schlecht sehen, obendrein infarktgefährdet sind und unter Alzheimer leiden.
Die schwersten Unfälle werden immer noch von jungen Erwachsenen zwischen 18 und 23 Jahren verursacht und da ist das, was Dein Bekannter da an Blechschaden verursacht hat Killefiz gegen, zumal dieser Mann ja auch ein schönes Beispiel dafür ist, dass man aus Schaden durchaus klug werden kann.

Mir sind übrigens unrasierte Menschen in der Regel sympatischer als aalglatte Krawattenträger. Schau Dir nur mal den Philipp Mißfelder von der CDU an, der sich ja hin und wieder auch mit der Leistungsfähigkeit von alten Menschen beschäftigt. Cool ist der Philipp nicht, denn cool ist was anderes. Aber politisch hat der es echt zu was gebracht und das, was der kann, könntest Du eigentlich auch… nur halt in grün und mit Bart 😀

Nansy
Nansy
10 Jahre zuvor

Au ja – endlich mal ein Artikel für mehr Regulierungen! Wir brauchen mehr Kontrolle! Das sollte man aber auch auf die wildgewordenen Rentner mit Rollator ausdehnen, die stur auf jeden friedliche Fußgänger zurasen. Ich fordere die bedingungslose Fürsorgepflicht für alte Menschen…. 😉

Stefan Laurin
Admin
10 Jahre zuvor

@Robin: Aber die ist überflüssig wie ein Kropf die Zahl der Verkehrstoten geht seit Jahrzehnten zurück. Es gibt schlicht keinen neuen Regelungsbedarf.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

@Robin: Gut, dass Du selbst jetzt schon von „Jeder“ und nicht mehr nur von den Alten schreibst, wenn es um die Zielgruppe solcher Gesundheitsgesinnungsschnüffelei geht. Damn kommen ja auch die Yuppies unter Pushup-Drogeneinfluss dran, die ihre Aggressivität mit Modedrogen aufbrezeln, bevor sie mit 220 rechts überholen müssen, gelle?;)

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

Warum der Fahrer nicht? Weil ein Mensch keine Maschine, längst noch nicht auf alle medizinischen Ursache-Wirkungs-Prinzipien abgeklopft und bis auf höchstansteckende Krankheiten für seine Gesundheit verdammtnochmal ALLEIN verantwortlich ist. Darum nicht und das wird dank der steigenden Bedeutungslosigkeit der Grünen auch noch lange so bleiben.

Nansy
Nansy
10 Jahre zuvor

@Robin #15:
Das freut dann wieder die Ärzte und Fahrlehrer – deren Verband fordert das ja schon nachdrücklich für Ältere….so wie sich die Brandschutz-Lobby über ihren gelungenen Coup bei der Rauchmelderpflicht für Wohungen freut!

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

@Robin: Welche Grenzwerte hätten denn den tragischen Unfall vom Sonntag abend am Wesel-Datteln-Kanal verhindert? Und ab wann hätten „die Behörden“ den Fahrer aus dem Verkehr ziehen sollen, damit er nicht am Steuer einen Infarkt erleidet? Schon bei einer evt. Fettleibigkeit im Alter von 32?

Wie lange hätte der Fahrer wohl dagegen geklagt, bis in welche Instanz wäre dieser Rechtsstreit gelangt und wie viele Anwälte und Gutachter hätten daran gut verdient?

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

Die von Robin hier bei den Ruhrbaronen in Gang gesetzte Diskussion, die seit einiger Zeit auch in anderen Medien stattfindet, kann -nicht muß-bei älteren Autofahrern wie bei mir -im 76.Lebensjahr- dazu beitragen, über sich selbst, d.h.über die eigene Fahrsicherheit mehr als ansonsten im Alltagsleben üblich kritisch nachzudenken . Und das ist gut so.

Und Konsequenzen daraus?
Es gibt viele Ältere, die sich selbst „aus dem Verkehr ziehen“. Dazu können Freunde, Verwandte beitragen. Dazu kann ein Hinweis, eine Bemerkung der Polizei gegenüber dem älteren Fahrzeuführer beitragen.

Erzwungene Prüfung der Fahrtüchtigkeit für Ältere ab……………………?

Ich will das nicht.

Ich halte diese Idee deshalb aber objektiv für keineswegs unsinnig, für falsch, für verfehlt.

Hendrik
Hendrik
10 Jahre zuvor

Jüngerer Leute bauen auch mehr Unfälle weil sie deutlich mehr Kilometer abspulen als Ältere

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

@Walter: Robins Idee – die übrigens einen mindestens 40 Jahre alten Bart hat, wenn ich mich richtig erinnere – war aber die *Zwangs*-Prüfung, nicht die selbstverantwortliche Eigenentscheidung.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

@Robin: Wie ich schrieb, gibt es Deine „Idee“ schon seit vielen Jahrzehnten und wird immer dann von Psychologen, Geriatrie-Experten und anderen medizinisch-verkehrstechnischen „Mehrfachverdienern“ herausgekramt, wenn medienwirksame Unfälle durch Senioren verursacht wurden. Hier ist es Deine eigene Initiative aus Deiner eigenen Lebenserfahrung, die ich aber ebenso kontern kann:

Mir gehen auch fast jeden Tag ältere Verkehrsteilnehmer auf den Sack, die in gefährlicher Art ihre eigene, ultra-unsichere Fahrzeugbewältigung an den Tag legen. Ich denke aber mit.
Mir gehen genauso alle pseudo-jugendlichen Kfz-Lenker tierisch auf den Sack, die sich vom ersten Pedaldruck an in ihrer Fahrzeugbeherrschung völlig überschätzen, denen man den Alkohol- oder Marihuanagenuss auf Kilometern ansieht oder die ihre Führerscheinprüfung ohne Fahrstunden in der nächsten Dorfdisco abgelegt hatten.
Mir gehen Besserwisser-Spießer auf die Eier, die durch aggressiv-oberlehrerhaftes Verhalten Unfälle provozieren wollen, um den „Siehste“-Effekt zu demonstrieren.
Mir gehen Sonntagsfahrer auf die Nüsse, ebenso Brummifahrer ohne Respekt und Holländer-Gespanne.
….

Bei allen Gruppen funktioniert die Eigenverantwortung nicht so, wie *ich* es mir idealerweise vorstelle, und trotzdem existieren diese Gruppen weiter. Seltsam, oder?

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

Ach, und noch etwas: Eine Überprüfung (nur) alle 5 Jahre mit der daraus abgeleiteten Fahrtüchtigkeit bei Bestehen ist ein sehr gefährliches, zweischneidiges Schwert für den Überprüften. Beeinträchtigungen z.B. der Sehfähigkeit können jederzeit, unter Medikamenteneinfluss u.U. innerhalb von Minuten eintreten, aber man hat ja den Fleischbeschau-Stempel von vor vier Jahren und darf damit brettern.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Massenauswanderungen von Rentnern in liberalere Länder sind vorprogrammiert. ARD und ZDF verlieren massenhaft Zuschauer.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

„wenn alles über das Netz zu sehen ist“ – *das* ist auch so ein Märchen wie die Senioren-Checks, was seit 20 Jahren kursiert, aber nicht annähernd in die Realität überführt wird. Der Passivgenuss von vorgekautem Glotzencontent ist immer noch Freizeitspaß No. 1 bei Deutschen und da bleibt die „Glasfresse“ noch lange im Einsatz, denn sie ist billig, anschlussseitig überall vorhanden und technisch auf „pseudo-interaktiv“ für DAU-Anwendungen aufrüstbar.

Nansy
Nansy
10 Jahre zuvor

@Robin # 24:

„Dass das mit der Eigenverantwortung, also so wie bisher, leider so nicht wirklich funktioniert kann/muss ich, wie beschrieben, leider jeden Tag beobachten.“

Ein beliebtes Argument – Eigenverantwortung nur so lange, wie kein abweichendes Verhalten festzustellen ist. Eigenverantwortung beinhaltet aber immer auch die Möglichkeit, fehlerhaft damit umzugehen….

Stefan Laurin
Admin
10 Jahre zuvor

: Stimmt genau. Sowas wie einen Führerschein-TÜV lassen sich normalerweise nur Hinterbänkler einfallen, die im Sommerlich mal in die Zeitung wollen. Der Quatsch kommt alle Jahre wieder auf und wird zum Glück nicht umgesetzt.

owlbaron
owlbaron
10 Jahre zuvor

Die Möglichkeit, die jedem eingeräumt wird, auf Grund altersbedingter körperlicher Defizite Menschen-und Sachschäden zu verursachen, ist gewiss kein unveräußerliches Menschenrecht, gehört mithin weder ins GG noch in die allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Dies gilt sinngemäß auch für das Rauchen.Oder Alkohol am Steuer.
Es bleibt also letztlich die Frage, wie man damit umgeht. Robins Forderung in Bausch und Bogen abzulehnen ist kein angemessener Umgang mit einem Problem, dass mit steigender Lebenserwartung noch an Brisanz zunehmen wird.

Nansy
Nansy
10 Jahre zuvor

@OWLBaron:

Die Möglichkeit, die jedem eingeräumt wird, auf Grund geistiger Defizite oder nur aus Schusseligkeit sich selbst und anderen Menschen Körper- und/oder Sachschäden zu verursachen, ist gewiss kein unveräußerliches Menschenrecht, gehört mithin weder ins GG noch in die allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Dies gilt sinngemäß auch für Heimwerker, Sportler, Hausmänner und Frauen oder auch Kleingärtner.
Alles weitere regelt das bürgerliche Gesetzbuch…. 😉

owlbaron
owlbaron
10 Jahre zuvor

@ Nansy Im Falle von Menschen-oder Personenschäden greift zunächst das STGB, dann erst kommt das BGB wg. zivilrechtlicher Ansprüche. Ich sehe, es ist ein Thema an dem wir sehr gegensätzliche Positionen einnehmen, die nicht zur Deckung gebracht werden können.

owlbaron
owlbaron
10 Jahre zuvor

Ergänzung: „Menschen- und Personenschäden im Straßenverkehr“ muss es heißen.

Nansy
Nansy
10 Jahre zuvor

@OWLBaron:

Unterschiedliche Positionen – so ist es wohl! Trotzdem, schön dass wir darüber gesprochen haben – und das meine ich jetzt nicht abwertend.

owlbaron
owlbaron
10 Jahre zuvor

@ Nansy sehe ich auch so.

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