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Wenn das Fernsehen die Wirklichkeit trifft „Wahre Lügen“ – Der Tatort vom 13.01.2019

Bild: Tatortlogo (Quelle: Wikimedia/ Gemeinfrei)

Ein Krimi, besonders die Tatorte, sind oft unheimlich spannend und ziehe einen rasch in die Handlung hinein. Das ist normal und geht zahlreichen Fernsehzuschauern so.

Ganz etwas anderes ist es, wenn sich eine Fernsehsendung mit dem mysteriösen Ableben eines Familienmitgliedes befasst, ja, wenn dieses Familienmitglied die zentrale Figur der Handlung ist. So müssen sich nahe Verwandte von Promis fühlen, wenn sie sie im Fernsehen sehen. Mit dem Unterschied, dass diese Story, die ich gerade gesehen habe, auf wahren Geschehnissen beruht.

Karl Lütgendorf war Verteidigungsminister des Staates Österreich in der Kreiskyregierung. Er starb 1981, bevor ich geboren worden bin. Er war in dubiose Geschäfte verwickelt, unterhielt Beziehungen in den Nahen Osten und starb einen bis heute Fragen aufwerfenden Tod.

Und er war mein Großonkel. Eine persönliche Betrachtung von Max von Lütgendorff.

Ich kannte ihn nur aus Erzählungen meiner Familie. Ein strenger, ernsthafter Mann sei der Onkel Kari gewesen, distanziert zur Familie, beliebt bei den Truppen. Auch heute noch werde ich oft auf meinen Namen angesprochen, hier, in Wien. An jeder Ecke begegnet mir die Geschichte, und oft denke ich an ihn.

Oft werde ich auch mit seinem Tod konfrontiert und gefragt: „Das war doch kein Selbstmord, oder?“ Als ob ich das wissen könnte; erstens bin ich zu spät geboren und des Weiteren fehlen mir die Informationen dazu. Ich denke auch nicht, dass ich diese jemals zu Gesicht bekommen werde.

Erstaunlich ist, was dieser Tatort, während ich ihn ansah, in mir auslöste. Plötzlich wurde aus der vagen Erinnerung, aus Erzählungen über ein verstorbenes Familienmitglied, etwas Bildhaftes, Greifbares, das direkt ins Bewusstsein trat.

Eine Perspektive Dritter auf meinen Großonkel. Eine schonungslose. Waffengeschäfte. Selbstmord. Mord… die verfilzten Verstrickungen auf höchster Politebene. Natürlich war das „nur“ ein Tatort, doch wenn er so nahe an das eigene Leben herankommt, bekommt es eine andere Qualität. Wenn man sich bewusst ist, dass „die da im Fernsehen“ von einem Teil der eigenen Familiengeschichte reden.

Ich war erstaunt. Über die Nähe zur Realität. Darüber, dass der eigentliche Mordfall neben der Geschichte um meinen Großonkel geradezu nebensächlich wurde. Erstaunt, wieviel die Kommissare in diesem Tatort über die Angelegenheit wussten. Wie tief die Macher dieser Folge in die Materie eingetaucht waren. Zwischen meiner Verlobten und mir entspann sich ein kurzer Dialog, ob es nicht zu brisant wäre, das so realitätsnah zu behandeln.

Dieser Tatort war beeindruckend, auf so vielen Ebenen. Besonders auch auf jener, dass am Ende die „hohen Tiere“ immer durch die Schlinge schlüpfen und man hilflos danebensteht und sich fragt, ob es noch Gerechtigkeit auf der Welt gibt. Das war an dieser Folge neben der Konfrontation mit meinem Großonkel der Aspekt, der die Realität am besten darstellt. Leider.

Ich habe an diesem Abend einiges gelernt; definitiv nicht nur über die eigene Historie.

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Christine v. Lütgendorff
Christine v. Lütgendorff
5 Jahre zuvor

Ich hätte es nicht besser schreiben können – obwohl ich es „miterlebt“ habe!

Josef
Josef
5 Jahre zuvor

@ Max von Lütgendorff @ Christine v. Lütgendorff

wieso führen Sie das "von" im Namen? Es wurde doch in Österreich abgeschafft …

Legen Sie immer noch Wert auf so ein "Lercherlschas"?

Maximilian v. Lütgendorff

Sie anscheinend mehr als wir, wenn Sie das so stört. Für uns ist es ein Teil unseres(!) Namens, also nichts, was Sie kümmern müsste.

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