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#BTW2021: Der Albtraum des Armin Laschet geht weiter

Armin Laschet (CDU): "Den Krieg in Syrien spüren wir bis in unsere Städte und Dörfer im Münsterland und im Sauerland.“ (Foto: Roland W. Waniek)
Armin Laschet. Foto: Roland W. Waniek

Es war einmal mehr nicht der Vormittag des Armin Laschet. Nachdem sich die Grünen und die FDP, zeitlich getrennt durch rund 90 Minuten, nacheinander auf separaten Pressekonferenzen für eine weitere Sondierung in Richtung einer Ampel-Koalition mit der SPD ausgesprochen haben, haben sich die Karten für den Möchtegernkanzler aus der CDU weiter verschlechtert.

Nicht nur, dass sich die von ihm und der Union umworbenen beiden Parteien jetzt auch ganz offiziell zunächst für Gespräche mit der Konkurrenz ausgesprochen haben, für Laschet persönlich geht die unangenehme Hängepartie um seine eigene politische Zukunft damit bis auf weiteres weiter. Ein echter Albtraum für jemanden, der noch vor wenigen Wochen bereits wie der sichere kommende Bundeskanzler ausgesehen hatte.

Eine große Überraschung war es heute freilich nicht mehr, dass die Bündnisgrünen in Person von Robert Habeck und annalena Baerbock und die FDP, vertreten durch Christian Lindner, ab Donnerstag zunächst einmal ausloten wollen, ob sie in Dreiergesprächen mit den Sozialdemokraten eine Koalition bilden können, an deren Ende dann deren Kandidat Olaf Scholz der neue Kanzler Republik sein soll.

Auch wenn sich beide ‚Kleinen‘ heute in ihren Pressekonferenzen in Berlin die Option einer Jamaika-Koalition mit den Unionsparteien bewusst offenließen, um noch ein durchschreitbares Hintertürchen für das Scheitern der Ampel-Gespräche offen zu halten, wirklich realistisch erscheint diese Option nach aktueller Lage nicht mehr.

Laschet befindet sich dadurch jetzt in einer echten Zwickmühle. Nachdem er in NRW jüngst seinen CDU-Parteifreund Hendrik Wüst als möglichen Nachfolger in Sachen Parteiführung und auch für das Amt des Ministerpräsidenten in Stellung gebracht hatte, Laschets Traum von der Kanzlerschaft seit heute endgültig so gut wie geplatzt sein dürfte, steht eine Verschärfung der Debatten um die politische Zukunft des Unions-Kanzlerkandidaten zu erwarten.

Nachdem in den vergangenen Tagen bereits kräftig am Stuhl des CDU-Vorsitzenden gesägt worden war, werden sich diese Aktivitäten ab sofort mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch dramatisch verschärfen. Wie viel Sinn macht es für Laschet da überhaupt noch die ersten Sondierungen in Sachen Ampel abzuwarten, um als mögliche B-Lösung für Grüne und FDP zur Verfügung zu stehen? Und wieviel Zeit wird ihm von der eigenen Partei noch gelassen? Wie wird sich CSU-Chef Markus Söder in den kommenden Stunden und Tagen verhalten? Kann er seine, aus Sicht vieler Kritiker ohnehin nur mangelhaft vorhandene Solidarität mit dem Rivalen aufrechterhalten, oder beginnt die freundliche Fassade noch stärker als zuletzt schon Risse zu bekommen? So viele offene Fragen, so wenig Aussicht auf eine für Laschet günstige Beantwortung.

Was auch immer am Ende aus der laufenden Regierungsbildung auch herauskommen mag, einen Bundeskanzler Armin Laschet kann und will sich in diesem Lande längst kaum noch jemand ernsthaft vorstellen. Das zeigen alle aktuellen Umfragen.

Laschet ist innerhalb weniger Wochen von einem echten Karrieremenschen zu einer weitestgehend gescheiterten Figur geworden. Er dürfte selbst politischen Gegnern in seiner aktuellen Lage inzwischen fast schon leidtun. Viel härter kann man kaum abstürzen. Und noch ist der Albtraum des Armin Laschet nicht vorbei. Es steht für ihn zu befürchten, dass er als ungeliebte B-Lösung noch einige Zeit bereitstehen muss…. Wie gesagt, es war heute nicht Laschets Vormittag!

 

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Christiane
Christiane
2 Jahre zuvor

Na, da er sich ja so gerne erzkatholisch (um-)gibt, wird der Vatikan sicherlich ein warmes Plätzchen für ihn haben. Vlt. neben der falschen DoktorIn Annette Schavan? Der Vatikan nimmt wohl aus Barmherzigkeit oder für ergangene Dienst dann auch falsche Fuffziger. Vertrautes Umfeld scheinbar.

Werntreu Golmeran
Werntreu Golmeran
2 Jahre zuvor

Den Posten als Botschafter am Heiliger Stuhl hat Angela schon ihrem ehemaligen Mitarbeiter Dr. Bernhard Kotsch "zugeschoben".

https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Kotsch

Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung ist schon Norbert Lammert.

Vielleicht ein Job bei seinem Europaminister Holthoff-Pförtner bei der Funke-Mediengruppe?
Ach, der Holthoff-Pförtner steigt ja bei Funke aus. Also eher nicht.

Präsident von Allemania Aachen? Leider vor ein paar Tagen neu besetzt worden.

Vielleicht ein Job bei RWE?

Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

Robin,
für mich ist Laschet "immer noch im Spiel".

Denkbar erscheint mir weiterhin -darüber habe ich hier bei den Ruhrbaronen schon spekuliert als das öffentlich noch nicht diskutiert wurde-, daß CDFU/CSU Latschet dann aus dem Spiel nehmen werden, , wenn die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, Grünen und FDP scheitern. und mit Söder als Kanzlerkandidat die Union Koalitionsgespräche mit den Grünen und der FDP führt. Söder, Habeck und Lindner, so scheint mir, wären fähig, eine solche Koalition hinzubekommen. Mir scheint es zudem naheliegend, darüber zu spekulieren, ob die Taktik der Grünen exakt darauf ausgerichtet ist. Der "Grüne-Führung" würde es jedenfalls leichter fallen, diese sog. Jamaika-Koalition bei ihren Mitgliedern durchzusetzen, wenn sie diese mit dem Scheitern der sog. Ampel begründen würde (auch als Alternative zu einer erneuten GroKo, die ja auch noch nicht vom Tisch ist.)

Robin,
also weiterhin abwarten. Und solange kann spekuliert werden.

PS
Ich frage mich mittlerweile, ob und wie der Mensch Laschet das Geschehen um ihn und mit ihm über- bzw. durchstehen wird -jenseits seiner politischen Karriere. Ich war und ich bin nach wie vor gegen einen Kanzler Laschet und stelle mir nicht trotzdem, sondern gerade deshalb, diese Frage..

DAVBUB
DAVBUB
2 Jahre zuvor

@1, Christiane.:" Vlt. neben der falschen DoktorIn Annette Schavan?"
Bei der SPD wird so eine Spitzenkandidatin in der Hauptstadt.

Angelika, die usw.
Angelika, die usw.
2 Jahre zuvor

#3 "…für mich ist Laschet "immer noch im Spiel".

Ach, Herr Stach, erschrecken Sie mich doch nicht so! …

Berthold Grabe
Berthold Grabe
2 Jahre zuvor

Ich sehe Laschet ebenfalls immer noch im spiel und es erschreckt mich, wie wenig rational und stattdessen emotional das Thema betrachtet wird. Was die Chancen auf eine bestmögliche Regierung erheblich schmälert.
Eine Ampel wäre Opportun, sie entspräche dem emotionalen Bauchgefühl der Meisten.
Aber sachlich rational?
Da ist die Ampel eher das Begräbnis aller Hoffnungen auf echte wohlstandserhaltende Reformen.
Für klassische Arbeitnehmer könnte es sogar die Katastrophe schlechthin werden,

Aber niemand hält die Lemminge auf, wenn sie sie sich nun mal entschlossen haben eine Richtung für richtig zu halten.
Das ist der Grund, warum Staaten aufsteigen und dann Niedergänge (meist nach einer enormen Wohlstands- / Erfolgsphase) erleben.
Dazu gehört natürlich auch, das überhaupt nur Personen wie die Führungsspitzen der alten Parteien zur Verfügung stehen ,als das Beste, was sie zu bieten haben.

Robert Müser
Robert Müser
2 Jahre zuvor

Für meine Begriffe ist der Titel des Beitrages nicht ganz korrekt:

"Das Ertragen des Armin Laschet geht weiter"

Berthold Grabe
Berthold Grabe
2 Jahre zuvor

Ich denke das die Äußerungen Laschets clever sind.
Wahrscheinlich wird es eine Ampelkoalition, aber dadurch das die CDU im spiel bleibt stärkt sie FDP und Grüne bei den Verhandlungen.
Es verbleibt auch eine Option, wenn auch eine Unwahrscheinliche, für eine Jamaika Konstellation, bei der offenbar Laschet als Kanzler nicht antreten würde.
Er wird sich so wage geäußert haben, damit er in diesem Falle den Parteivorsitz behalten könnte.
Im Grunde also käme es darauf an wer bei einem Jamaikabündnis Kanzler würde und ob das irgendwie attraktiver als eine Koalition mit der SPD sein könnte für FDP und Grüne.
Damit wird zumindest die Verhandlungsposition der SPD geschwächt, die schon in der große Koalition der größte Modernisierungsbremser gewesen ist und auch in einer kommenden Regierung sein wird.
Trotzdem wird es wohl eine Ampel, weil das übrige Personal der CDU für solche Taktiken ebenfalls noch weniger in der Lage ist als Laschet.

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