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Bundeskanzlerin Angela Merkel überrascht mit einem flehenden Appell in Sachen Corona

Angela Merkel: Foto: CDU/Laurence Chaperon Lizenz: Copyright

Hatte wer von euch zufällig die Gelegenheit sich die heutige Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Bundestag in voller Länge anzuhören? Ich war zum Frühstück zunächst eher beiläufig vor dem Bildschirm mit dabei und musste rasch feststellen, dass sie einen recht verzweifelten, emotionalen Eindruck auf mich gemacht hat. Ich war richtig erschrocken darüber.

Der Frau war sehr deutlich anzumerken, dass sie offenbar große Angst um unser aller Zukunft hat. In dieser Form habe ich das in all den Jahren, in denen ich das Geschehen in der Bundespolitik inzwischen verfolge, noch nicht erlebt. Ich muss sagen, das hat mich innerhalb von nur ein paar Minuten echt betroffen und noch nachdenklicher in Bezug auf Corona gemacht.

Mit Widerspruch muss man als Regierungschef eigentlich immer rechnen. Ganz egal was man tut oder auch lässt. Daher wird es Merkel auch nicht geschockt haben, dass AfD-Frau Alice Weidel die Sitzung mit scharfen Angriffen auf die Bundesregierung eröffnet hatte.

Die Kanzlerin folgte als Rednerin Nummer zwei des Tages. Viel Neues hatte sie dabei zunächst auch nicht zu sagen. Merkel betonte noch einmal, wie ernst die Situation in diesem Lande bezüglich der Corona-Pandemie so kurz vor dem Weihnachtsfest 2020 aus ihrer Sicht ist, wie wichtig es wäre, dass wir in dieser Situation besonnen bleiben, Kontakte weitestgehend vermeiden usw..

Doch je länger Merkel in Berlin zu den anwesenden im Saal sprach, je emotionaler wurde sie dabei. Am Ende flehte sie die Abgeordneten und die Bürger vor den Bildschirmen quasi um ihre Unterstützung in Bezug auf die Bekämpfung der Krise an. Obwohl sie nichts Neues verkündete, war ich selten so bewegt, von einer Rede im Bundestag.

Man merkte der Frau nicht nur an, dass es ihr ein persönliches Herzensanliegen ist, es lag viel Ernsthaftigkeit und Sorge in der Luft. Offenkundig hat die Kanzlerin gerade massiv Angst, dass uns die Situation entgleiten könnte, dass wie unser Gesundheitssystem in Kürze tatsächlich überfordern könnten, wie wir es seit dem Frühjahr intensiv und unter anderem durch großen finanziellen Aufwand zu verhindern versucht haben, dies auch bis zum heutigen Tage geschafft haben.

Und immer wenn ein Mensch so leidenschaftlich für etwas kämpft, seine Mitmenschen dafür so intensiv um Unterstützung bittet, dann hat er unser aller Aufmerksamkeit und Beachtung verdient, wie ich finde.

Merkel hat uns heute ein Stück weit Menschlichkeit gezeigt. Und das in einer Situation, wo sie doch seit Wochen und Monaten um eigene Stärke und Führungskraft bemüht ist. Das kann, ja das sollte einem selber Sorgen machen und bewegen.

Man muss wahrlich nicht mit allem einverstanden sein, was unsere Regierung seit März in Sachen Pandemiebekämpfung gemacht hat, aber der heutige Morgen hat mir noch einmal sehr eindrücklich gezeigt, dass Merkel hier für etwas kämpft, was ihr wirklich extrem wichtig ist, an das sie glaubt. Aller Diskussionen und Kritik zum Trotz.

Dafür hat sie bei mir heute weiter an Respekt gewonnen. Schade, dass sie nach der kommenden Bundestagswahl ihre Zeit als Regierungschefin beenden wird. Ob wir danach immer noch einen so leidenschaftlich für etwas kämpfenden, engagierten und in der Sache ehrlichen Kanzler haben werden, das darf bezweifelt werden…

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kassandro
kassandro
3 Jahre zuvor

Wer glaubt denn noch, dass Merkel 2021 aufhört? Sie wird sich natürlich von ihrer Partei anflehen lassen, aber nach längerer Bedenkzeit ihrem Herzen einen Ruck geben und sich noch einmal für das Vaterland aufopfern. Die Geschichte vom angeblichen Rückzug war von Anfang an eine Finte. Auch das danalige seltsame Zittern, auf das sich kein Arzt einen Reim machen kann, passt wunderbar dazu. Sie war damals krank und ist jetzt wieder gesund, wird sie sagen. Einzig ihr Intimfeind Friedrich Merz könnte ihr einen Strich durch die Rechnung machen, und der liegt im Rennen um den CDU-Vorsitz klar vorne. Ihr Wunschlakai Armin Laschet ist erledigt und ein Alternativkandidat ist nicht Sicht. Jetzt rächt sich die AKK-Demontage. Ich halte es deshalb sogar für möglich, dass Mutti selbst gegen Merz noch mal antritt. Deswegen wird der Wahlparteitag so lang wie möglich verschoben. Im April wird man wohl die Katze aus dem Sack lassen.

Enno
Enno
3 Jahre zuvor

Wahrscheinlich hat man ihr gesagt, sie müsse nun einmal emotionaler wirken, "um die Menschen mitzunehmen", wie das so schön im Neusprech heißt.. Daraufhin hat sie ihre ganzen Kräfte gesammelt und einige Sätze mit leicht erregter Mimik und Gestik heruntergesagt. "Oma und Opa" kamen auch drin vor…

Glaubwürdig geht m.E. anders …

Bochumer
Bochumer
3 Jahre zuvor

#1 Danke für den Kommentar. Selten so gelacht. Es gibt doch nichts besseres als krude Theorien am Morgen.

Walter Stach
Walter Stach
3 Jahre zuvor

Authentisch, engagiert, emotional und mit längst überfälligen Inhalten.

Eine Rede der Kanzlerin im Bundestag, die nicht nur ein Beitrag zur Diskussion und Meinungsbildung im Bundestag -und in den Bundesländern- war, sondern die ich primär als Apell "an uns Bürger" verstanden habe. Und der war und der ist , so wie geschehen, mehr denn je dringend geboten.

Der Kanzlerin, der ich während ihrer gesamten Amtszeit sehr, sehr kritisch gegenüber gestanden bin, gilt ob dieser Rede meine ausdrückliche Hochachtung.

PS
Zur Erinnerung:
Als die Kanzlerin vor ca. 6 Monaten vor einem drohenden Anstieg der Infektionsfälle auf täglich 20.000 warnte, wurden ihr Panikmache, Spekulationen aus poltisch-taktisch Erwägungen, unseriöses Verhalten pp. vorgehalten; auch hier bei den Ruhrbaronen. Das ging teilweise einher mit einem "Lobgesang" auf die schwedische Corona-Politik. "Und nun"?

Arnold Voss
Arnold Voss
3 Jahre zuvor

@ Walter Stach

Es ist die Kanzlerin, die den Abbau und die Privatisierung unseres Gesundheitsystems in ihren fast 16 Jahren Amtszeit unterstützt und forciert hat. Einschließlich des Abbaus von Intensivbetten. Es ist die Kanzlerin die den Pflegenotstand, der zum letzten Mal überdeutlich bei der Grippewelle 2018/19, als es trotz Impfstoff über 25.000 Grippetote gab, in völlige überlastetem medizinischen Personal und monatelang überbelegten Intensivstationen sichtbar wurde, nicht zum Anlass eine diesbezüglichen rigorosen Kurswechsels genommen hat.

Und das, obwohl das RKI von schon 2013 ihrer Bundesregierung eine kommende Pandemie angekündigt und entsprechende Empfehlungen gegeben hat. Das Hauptproblem ist aber, dass die Gesamtstrategie des Lockdowns ihre Grenzen erreicht hat. Sie fuktioniert nämlich nur, wenn man sie auch lange und konsequent durchhält. Das aber scheitert aber über kurz oder lang an den massiven Folgen für das ökonomischen und soziale Gesamtsystem und der unausweichlichen Pandemiemüdigkeit der betroffenen Bevölkerung.

Wenn dann obendrein die Prognosen (nach der Lockerung explodieren die Infektionszahlen) nicht, oder erst Monate später zum Herbst und Winter wieder eintreffen, werden die Menschen dadurch nicht gewarnt, sondern fahrlässiger gemacht.

Jetzt haben wir die Situation, dass es trotz erweiterte Maskenpflicht und Fast-Lockdown viel größere Infektions- und Todeszahlen gibt, als zu Zeit des ersten Lockddowns ganz ohne Maskenpflicht. Das Virus folgt offensichtlich nicht der Logik so mancher Virologen, denen jetzt nicht mehr einfallt, als die Lockdownstrategie weiter zu verschärfen. Was werden sie und die Kanzlerin machen, wenn auch das die Zahlen nicht ernsthafrt senkt? Alles auf die schieben, die sich an die Regeln nicht halten, obwohl das sichtbar immer weniger werden? Wie wäre es stattdessen mit Maßnahmen die so konzipiert sind, dass sie die Menschen länger durchhalten können, anstatt ihnen die Schuld zu geben, dass die Infektionszahlen steigen?

Wie wäre es z.B. mit Masken, die man länger und zugleich bequemer tragen kann, und die trotzdem eine Wirkung haben? Hätte man die nicht schon seit 2013 entwicklen können, als das RKI das Maskentragen für wichtig erachtete und eine entsprechend große Reserve empfohlen hat. Was macht diese Regierung eigentlich, wenn die Impfen doch erhebliche Nebenwirkungen zeitigen wird; oder der Impfstoff nicht für alle reicht? Einen dritten Lockdown?

Und was die Schweden betrifft, Walter, liegen sie zwar immer noch schlechter als Deutschland, aber im europäischen Maßstab immer noch im Mittelfeld, und das bislang ganz ohne Lockdown und bis vor kurzem auch ganz ohne Maskenpflicht, während Deutschland mit Lockddown und Maskenpflicht ihren bislang vorbildlcihen Vorsprung verlieren. Warten wir also das kommende Frühjahr ab, um ein endgültiges Urteil zu fällen und hoffen wir, dass es für alle Länder besser wird.

Walter Stach
Walter Stach
3 Jahre zuvor

Arnold, ,
abgesehen davon, daß ich mich primär nur deshalb gemeldet habe, um meine positive Überraschung über die für mich ungewöhnliche Rede von Frau Merkel zu äußern, neige ich generell zu der Mutmaßung, daß das Pandemie-Management mehr Erfolg gehabt hätte, wenn "man" primär den Ideen/Vorschlägen der Kanzlerin uneingeschränkt gefolgt wäre und nicht den z.T. unsäglichen, widersprüchlichen, populistischen Einlassungen der Mehrheit der Ministerpräsidenten. Das gilt aktuell z.B. mit Blick auf die Pläne von Latschet, weitere drastische Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens in NRW nicht "ab sofort", sondern erst nach Weihnachten und dabei "auf keinen Fall" ein Totalverbot der "Böllerei" für den 31.12/1. verfügen zu wollen. Und das trotz der mittlerweile tagtäglich auf stets über 2o.ooo hinaus dramatisch weiter ansteigenden Infektionszahlen.

Endgültige Urteile? Ich befürchte, daß dafür ein Zeitpunkt im Frühjahr 2o21 zu früh sein wird -für Deutschland, für Europa, weltweit.

PS
Dass die Herrschaft des Neoliberalismus in Deutschland auch die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Gesundheitswesen schwer geschadet hat, ist "unter uns" um umstritten. Das ist allerdings "ursächlich" m.E. nicht die Folge merkelscher Politik, sondern die Folge einer Politik, die vor allem von den Schwarz-Gelben Kohlregierungen konsequent betrieben, von Merkel fortgesetzt und erst "neuerdings" in Teilbereichen korrigiert wurde und das eben auch im Gesundheitswesen. ("Mein Genosse" Gerhard Schröder hat bekanntlich ebenfalls kräftig ins Horn dieses Neo-Liberalismus gestoßen).

Denkbar, dass "man" -dank Corona- insofern "aus Schaden klug wird"? Und dann nicht nur im Gesundheitswesen? Ich hoffe darauf, bin mir dessen aber ganz und gar nicht sicher

Im übrigen fehlt mir derzeit jegliche Neigung, mich öffentlich -auch hier bei den Ruhrbarone- ins tagtägliche Getümmel der Pandemie-Diskussion zu stürzen. "Wir" -meine Familie und ich- tun alles, was unsererseits getan werden kann, um Virus-Ansteckungen zu vermeiden .Das gilt -selbstverständlich – auch für die Weihnachtstage und für Silvester/Neujahr.

Arnold,
in diesem Sinne wünscht ich Dir -und allen Ruhrbaronen- schon jetzt ein besinnliches und ein friedliches Weihnachtsfest und vor allem Gesundheit über den Tag, über die Tage hinaus.

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
3 Jahre zuvor

"Das Virus folgt offensichtlich nicht der Logik so mancher Virologen" (#5 Arnold Voss)
Fragt man einen Epidemiologen, so beschreibt er eine Epidemie weniger als ein biologisches denn als soziologisches Phänomen.
Dieses epidemiologische Axiom ist es auch, das der schwedische Epidemiologe Tegnell mantramäßig wiederholt, um seine Strategie zu erklären. Wobei er jedesmal die Option dramatisch verschärfter Quarantänebestimmungen mit erwähnt.
Zentral scheint die Abschirmung der Alten zu sein, wie Schweden gerade eher scheiternd und Heidelberg scheinbar gelingend zeigen.
Wobei aber niemand glauben sollten, die Palmerschen Rezepte würden z.B. in Berlin funktionieren. Dort versucht der Pöbel Kerle, die Kinderwagen vor fahrende Autos stoßen wollen, aus den Fängen der Polizei zu befreien. Der Berliner bittet gewissermaßen um "mehr in die Fresse", der Heidelberger läßt sich mit Argumenten überzeugen.
Entsprechend müssten die Regierungen regional orientiert handeln, sonst scheitern sie epidemiologisch. Im Pott hieße das, daß dann andere Regeln nördlich des Sozialäquators als südlich gelten müssten. Versuche das mal einer politisch zu überleben, geschweige denn irgendwie durchzusetzen. Dafür ist Corona mit einer Letalität von unter 0,4%, die dann noch hauptsächlich Betagte und Arme betrifft, einfach nicht tödlich genug, um allgemein akzeptierte Handlungsanweisungen hinreichend plausibel erscheinen zu lassen.
Aus dieser "Triage"-Situation wird sich m.E. keine demokratische Regierung befreien können.

"Und das, obwohl das RKI von schon 2013 ihrer Bundesregierung eine kommende Pandemie angekündigt und entsprechende Empfehlungen gegeben hat."
Wenn ich mich recht erinnere, war das eine WHO-Verpflichtung, die auch die Bundesregierung unterschrieben hat. Eine Vertragsunterschrift mehr, die nur für die Kameras war und bei der niemand ernsthaft an eine Umsetzung des Vertrags- (oder eines Gesetzesinhalts) gedacht hat.
Es hat sich über alle Parteigrenzen hinweg eine Tradition der Ankündigungspolitik etabliert, bei der Gesetze erlassen, Verträge unterschrieben, Proklamationen verkündet und dann vergessen, oder mit Pseudoumsetzungen realisiert werden. Das lassen WIR in blinder Linientreue zu der uns nahestehenden Partei/Koalition zu.
(Hier könnte man noch ein wenig Medienschelte anbringen, aber auch dieser Service liefert nur, was auch bestellt wird. OK, bei den ÖR sieht das nochmal anders aus, die sind ohne materielle Not inhaltlich billig. Das muß ein kognitives Problem sein.)

Berthold Grabe
Berthold Grabe
3 Jahre zuvor

ich wundere mich überhaupt, warum der öffentliche Dienst des Bundes pauschal eine fette Corona Prämie bekommt obwohl der am wenigsten unter Corona leidet und das Kranken- und Pflegepersonal dafür unbezahlte Überstunden wegen Corona leisten muss.
Und wieso berichtet darüber niemand über diese dreiste Massnahme die vielen Beamten eher peinlich ist in dieser Situation?

abraxasrgb
abraxasrgb
3 Jahre zuvor

Ja, der prall gefüllte Hosenanzug rät Kindern in der Schule zu Klatschen & Kniebeugen gegen Kälte … genau so stelle ich mir Krisenmanagement einer Gouvernante vor 😉
#dasschafftsiewiedernicht!

Ich kann gar nicht genug niesen, so voll wie ich die Nase habe …

Bernd Overwien
Bernd Overwien
3 Jahre zuvor

Ich stimme Walter Stach in der Bewertung der aktuellen Merkel-Rede voll inhaltlich zu. Mit dem kruden Beitrag, sie inszeniere eine erneute Kandidatur, kann ich nichts anfangen.. Das wir uns in ein paar Jahren mit Respekt und Anerkennung an ihre Kanzlerschaft erinnern ewerden, halte ich wahrscheinlich.

Berthold Grabe
Berthold Grabe
3 Jahre zuvor

@11
Das man Merkle mit Rspekt inder zukunft betrachten wird halte ich für wahrscheinlich, schließlichbegengnewir einem metternich heute auch mit Respekt.
Ob man ihre Politik allerdings für gut befindet ist fraglich, im besten Fall wird sie vor dem gesellschafltichen Hintergrund als "alternativlos" gesehen werden,aber sicher nicht als gut.
Denn Politik gegen den Zeitgeist, auch wenn es richtig wäre, bleibt mesit eine Illusion (siehe Metternich),.
Dafür braucht es halt schwerere Kaliber, die aber nicht häufig genug zur Verfügung stehen.
Ich denke,das Ihr gehen wird wie so manchen Weimarer oder kaiserlichen Politiker vor 1914, die ohne die folgenden Katastrophen, die zu verhindern sie nicht das Format hatten, wohl auch als "alternativlos" gesehen worden wären.

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[…] ganz gut hingekriegt haben, die Kontrolle über die extrem kritische Lage zu behalten. Egal ob Angela Merkel, Armin Laschet oder sogar der von mir wenig anerkannte Markus Söder, ich bewertete all diese […]

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