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Chef der Monopolkommission will Ebay beobachten

Foto: Monopolkommission

Justus Haucap, 39, ist Professor für Wirtschaftswissenchaften an der Uni Erlangen. Aber wichtiger noch, er ist Vorsitzender der deutschen Monopolkommission. Er wacht unabhängig von der Regierung darüber, ob sich in Deutschland Kartelle bilden, die den Wettbewerb gefährden, oder ob einzelne Firmen Monopolartige Strukturen ausbilden und ausnutzen. Im Gespräch mit den Ruhrbaronen glaubt Haucap nicht an eine Gefahr für das Internet durch Google. Überraschend stellt er aber fest, dass der Online-Marktplatz Ebay "beobachtet werden sollte". Es stehe zu befürchten, dass der Dienst seine einzigartige Stellung im Privathandel zu Lasten der Bürger missbrauche. Harte Worte eines Wissenschaftlers, der sich der Verteidigung des freien Marktes verschrieben hat. Justus Haucap wohnt mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin, er hat in Bochum gelehrt und unterhält enge Beziehungen zur Uni in Düsseldorf.

Ruhrbarone ?: Sie sind Blogger auf Carta.

Justus Haucap !: Ja, ab und zu, wenn es die Zeit erlaubt.

?: Wie kam es, dass Sie als Wissenschaftler in einem Blog schreiben.

!: Mir kam das Angebot dort mitzumachen, seriös vor. Es geht um hohe Qualität. Zudem ist es schön, mal etwas lockerer zu schreiben, als man es in der Wissenschaft gewohnt ist.

?: Glauben Sie, das Internet hat bereits Bedeutung für die Meinungsbildung in Deutschland?

!: Ich denke, bei den Menschen unter 40 ist das Internet sehr wichtig. Portale wie Spiegel Online haben eine große Meinungsmacht. Immer mehr Leute informieren sich über economist.com oder tagesschau.de. Immer weniger greifen allein auf traditionelle Medien zurück, um sich eine Meinung zu bilden. Ich finde das sehr spannend. Natürlich hat das Vor- und Nachteile. Die Qualität muss ja irgendwie sichergestellt werden. Oft genug gelingt das nicht. Es gibt ziemlich viel Schrott da draußen im Internet – wenn auch manchmal ziemlich unterhaltsamen. Wobei, es gibt ja auch in Printmedien ziemlich viel Schrott. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich durch das Internet schlimmer wird.

?: Was gefällt ihnen?

!: Ich kann mich über alles informieren. Ohne Probleme. Wenn eine Kuh in Quakenbrück entlaufen ist, kann ich das lesen. Das ist gut. Ich stamme aus Quakenbrück. Außerdem ist das Internet schneller und vielfältiger als andere Medien, und jeder kann im Prinzip mitmachen.

?: Wie sind die Resonanzen auf ihre Blogbeiträge.

!: Ich bekomme Kommentare und Emails auf meine Beiträge. Das passiert auch, wenn ich in Printmedien schreibe. Allerdings habe ich den Eindruck, dass es im Internet manchmal direkter zugeht – aber auch unhöflicher und teilweise weniger durchdacht.

?: Wie schätzen Sie die Vormachtstellung von Google unter den Suchmaschinen ein? Droht ein gefährliches Monopol?

!: Natürlich suchen sehr viele Leute über Google im Internet nach Inhalten. Und Google nimmt eine Gatekeeper-Funktion war, die auch wirtschaftlich ausgenutzt wird. Etwa indem Google Suchergebnisse nach kommerziellen Gesichtpunkten listet. Wer bezahlt, bekommt einen besseren Platz. Aber wie lange kann diese Macht existieren? Wenn die Leute mit Google unzufrieden werden, kann sich die Position der Suchmaschine schnell ändern. Das Schöne ist doch, dass sich im Internet sehr viele Menschen einbringen, die zunächst keine finanziellen Interessen haben und kostenlos Programme bereitstellen. So entsteht ein großer Konkurrenzdruck auf die etablierten Marken. Ich bin gespannt, wer in 20 Jahren die dominierende Suchmaschine anbietet.

?: Google?

!: Ich glaube nicht. Yahoo ist doch noch gar nicht so lange her. Benutzen Sie Yahoo? Denken wir nur an Altavista oder AOL. Bislang wurden Suchmaschinen oder auch Portale als Gatekeeper immer schnell voneinander abgelöst. Jetzt im Augenblick ist Google sehr stark. Ob das so bleibt, ist offen.

?: Glauben Sie an politischen Einfluss der Suchmaschine?

!: Ich kann nicht erkennen, dass Google aus politischen Gründen Suchergebnisse manipuliert. Da ist ein Fernsehsender wie der Fox-News Channel in den USA doch sehr viel politischer. Entscheidender sind generell im Internet hierzulande die wirtschaftlichen Fragen.

?: Haben Sie etwas Spezielles im Sinn?

!: Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit dem Erfolg von Ebay. In wieweit hat die Online-Börse einen Monopolcharakter und nutzt ihre Stellung in Deutschland und anderen Ländern aus? Ich glaube im professionellen Bereich ist der Konkurrenzdruck stark genug. Da muss Ebay immer neue Anbieter fürchten. Dann gibt es auch noch Wettbewerber aus dem klassischen Einzelhandel. Die Leute können sich schließlich bei Saturn mit Elektrogeräten eindecken. Schwieriger wird es aber mit dem privaten peer-to-peer Handel. Hier ist die Position von Ebay sehr stark. Wenn ich privat einen Kindersitz fürs Auto verkaufen will, kann ich auf den nächsten Flohmarkt warten, oder aber den Sitz bei Ebay einstellen. Viele andere vernünftige Alternativen habe ich nicht. Zudem könnte man vermuten, dass Ebay seine starke Marktstellung ausnutzt. Erst vor Kurzem hat die Online-Börse ihre Preise für den Privathandel erhöht. Das sollte man beobachten.

?: Sehen Sie andere Gefahren für das Internet? Etwa wenn wenige Anbieter den Zugang kontrollieren?

!: Das Thema Net-Neutrality ist in den USA sehr stark. Dort wird über Gesetze diskutiert, wie man den neutralen, gleichberechtigten Zugang zum Internet garantieren kann. Alle Inhalte sollen diskriminierungsfrei nebeneinander stehen. Hier in Europa oder Deutschland gibt es die Diskussion eher nicht, oder sie wird nur in sehr kleinen Zirkeln geführt. Ich denke, das ist auf der einen Seite darin begründet, dass wir in Europa eine andere Struktur haben. Unsere entscheidenden Knotenpunkte im Netz werden nicht von großen Einzelfirmen kontrolliert, wie in den USA. Bei uns besitzen diese Knoten Firmen, die Anbieter gleichberechtigt ins Netz lassen. Zudem gibt es im Markt sehr viele Provider, die einen großen Wettbewerb garantieren. Ich kann als Kunde entscheiden, welche Geschwindigkeit ich haben will. DSL oder einen analogen Anschluss. Auf der anderen Seite ist auch inhaltlich fraglich, ob eine Email mit der gleichen Geschwindigkeit verschickt werden muss, die ein Telefonat über das Netz benötigt. Eine Email kann doch auch ruhig drei Sekunden später ankommen oder über eine schlechtere Verbindung verschickt werden, oder? Es gibt schon gute Gründe, warum manche Dienste priorisiert werden. Eine vollkommene Gleichbehandlung aller Dienste ist daher auch gar nicht sinnvoll.

?: Sie glauben also, die Debatte über Netz-Neutralität muss hier nicht geführt werden?

!: Ich sehe da keinen großen Bedarf. Wie sehen Sie das denn?

?: Irgendwie ist die Debatte spannend. Aber die Marktstruktur über AT & T und die Baby-Bells ist in den USA auch sehr viel stärker konzentriert als hier bei uns.

!: Zudem spielt auch das kommerzielle Peering in den USA eine große Rolle. Bei uns gibt es dagegen an manchen Orten fast genossenschaftliche Strukturen, die einen freien Zugang garantieren. Wir haben einfach eine andere Netz-Geschichte und eine andere Entwicklung hinter uns.

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Torti
Torti
15 Jahre zuvor

Na da stellt sich die Frag, welche Alternativen hatte man den vor Ebay einen gebrauchten Kindersitz zu verkaufen ?

Nach Herrn Haucap ja nur den Flohmarkt….das war dann ja wohl ein klassisches Monopol.

Das mit Google ist mir unverständlich, ich benutze die Produkte von Google gerne, aber ich kann absolut nachvollziehen, wenn es ein schaudert wieviel Daten man freiwillig einer Firma zum beliebigen vernetzten übergibt. Rein von den Zahlen hat Google ein klassisches Monopol wobei das nicht entsteht, weil es keine Alternative gäbe. Das Monopol entsteht durch die Abstimmung an der Tastatur. Übrigens genauso bei Ebay oder Amazon oder youtube oder….

Marxty
Marxty
15 Jahre zuvor

Torti da gab es noch die ganzen kleinanzeigenzeitungen und kleinanzeigen in Wochenblätter und der normalen Tageszeitung. Das ganze ist ja weggebrochen.

Paul Havers
Paul Havers
15 Jahre zuvor

Ich finde die Sicht spannend. Mit Google bin ich voll bei ihm; wer weiß, ob es den Laden in ein paar Jahren noch gibt. Bei Ebay stellt sich schon die Frage, warum sich trotz veschiedener Versuche noch keine Alternative entwickelt hat. Immerhin war Ebay hochprofitabel und schreibt noch immer Gewinn, wenn ich mich recht entsinne. Bin gespannt, welche Schlüsse Her Haucap aus seinen Beobachtungen ziehen wird. Bitte dran bleiben.

ole tholsen
ole tholsen
15 Jahre zuvor

jaja, das böse ebay…allerdings hat sich der laden seine position ja nicht durch irgendwelche machenschaften „erarbeitet“, sondern das konzept war einfach rund und schlüssig. wenn andere an diesem konzept scheitern, dann ist es ein monopol – richtig. aber eher ein unfreiwilliges…
und neben der möglichkeit seinen kindersitz bei ebay zu verscherbeln, gibt es in jedem supermarkt schwarze bretter, in jeder kleinstadt anzeigenblätter und den klassischen flohmarkt. ebay kann nichts dafür, dass man bei diesen alternativen weniger geld bekommt oder eben nicht bundesweit gesehen werden kann…

Stefan
Stefan
15 Jahre zuvor

Sorry, aber erstens ist eBay ein marktwirtschaftlich handelndes Unternehmen, und zweitens ist niemand genötigt bei eBay eine Auktion einzustellen oder zu nutzen. Es ist daher Blödsinn bei eBay eine „Monopolgefahr“ zu sehen.

Oder will man auch an Amazon ran, weil die einfach den besten Service haben? Dünnpfiff sowas.

sven
sven
15 Jahre zuvor

@David Schraven:

Deiner Argumentation und der Argumentation von Herrn Haucap kann ich so nicht ganz zustimmen.
Sehr wohl gibt es Alternativen – sowohl online als auch offline. Die Print-Kleinanzeigen, die es lt. deiner Aussage nicht mehr gibt, werden immer noch genutzt. Ebenso die schwarzen Bretter in den Supermärkten, die klassischen Flohmärkte und zusätzlich gibt es alternative Handelsplattformen im Internet. Allerdings ist der Mensch bequem und mit Ebay hat jeder nun mal sehr bequem die Möglichkeit, auf ganz einfache Weise sein Produkt einer großen Käuferschaft zu präsentieren. Daher liegt es in der „Macht“ der Nachfragenden, zu entscheiden, wie und wo sie ihr Produkt verkaufen oder kaufen.
Ein erfolgreiches Unternehmen als Buhmann hinzustellen und von einer möglichen monopolistischen Stellung zu spekulieren, weil das Unternehmen mal die Preise erhöht hat (und vielleicht auch mal wieder erhöhen oder senken will) und Millionen von Nutzern sich auf einer Plattform tummeln, ist einfach falsch. Jedes Wirtschaftsunternehmen soll und muss Gewinne machen. Das ist völlig legitim und lernt man bereits im 1. Semester Wirtschaftswissenschaften. Wenn man sich die Preise bei Ebay ansieht, wird man schnell feststellen, dass die weder überhöht noch unfair sind. Jedem Unternehmen steht es frei, Preise zu erhöhen und zu senken. Ebenso steht es jedem Käufer und Verkäufer frei, sich einen Handelsplatz zu suchen. Egal ob in der realen oder in der digitalen Welt. Vor allem in der heutigen Internetzeit, wo Preise nahezu transparent sind. Wer auf Ebay etwas verkauft oder kauft trifft diese Entscheidung für sich selbst. Alternativ kann man auch einen Zettel an das schwarze Brett hängen oder sich den ganzen Tag auf einem Flohmarkt rumtreiben und hoffen, einen guten Preis zu erzielen und ein „Schnäppchen“ zu ergattern. Geiz ist jedoch nicht immer geil.

Aber wie bereits erwähnt, der Mensch ist bequem und das Internet ein sehr komfortables Medium weshalb es zunehmend genutzt wird. Von Personen, die Wirtschaftswissenschaften studieren und/oder lehren, erwarte ich mehr analytisches, rationales und objektives Denken.

sven
sven
15 Jahre zuvor

@David:

Nun, Microsoft hat es geschafft, besser zu sein als alle anderen. Es wurde ein Betriebssystem entwickelt, das etwaigen Mitbewerbern um Längen voraus war. Ob das inzwischen noch so ist, muss jeder selbst beurteilen. Das gleiche gilt für Ebay und vielen anderen Unternehmen auf dieser Welt. Man hat es geschafft, zu einem bestimmten Zeitpunkt mit einem Produkt auf den Markt zu kommen, dass besser ist als alles andere und sich besser behaupten konnte.

Wenn Ebay eine monopolähnliche Struktur unterstellt wird, dann müsste dies genauso für Google gelten (ist immerhin in Deutschland mit über 90% Marktanteil Marktführer bei Suchmaschinen und gilt bei den Datenschützern nicht gerade als unbedenklich), United Internet mit den Marken WEB.DE und GMX (Deutschlands größter Mailprovider), Xing als größtes Businessnetzwerk in D mit hunderttausenden Premiumaccounts (die selbstverständlich Geld kosten und Alternativen sind nicht vorhanden) und vielen anderen Unternehmen. Aber das wird nicht getan und daher „hinkt“ die Argumentation von Herrn H. – die Sichtweise ist einfach zu subjektiv. Hierdurch wird nur heiße Luft erzeugt und erfolgreiche Unternehmen erscheinen unnötig in einem negativen Bild.

Als These der Diskussion würde das bedeuten (natürlich leicht überspitzt formuliert): Jeder Marktführer ist ein Quasi-Monopolist.

…und darüber muss dann jeder Diskussionsteilnehmer für sich entscheiden.
Vielleicht hat Herr H. auch sein Ziel schon erreicht, es wird nämlich über ihn im Netz gesprochen 😉

David Schraven
15 Jahre zuvor

@ Sven

Microsoft wurde nicht verklagt und verurteilt, weil sie besser oder wie manche meinen schlechter waren, sondern weil sie ihre Monopolartige Stellung ausgenutzt haben, um Marktzutritssbarrieren zu errichten oder die Verbraucher abzumelken.

So kann es bei Ebay sein, das sagt Prof. Haucap.

Mit den Marktführern und Monopolartigen Strukturen ist es ansonsten wie mit dem Quadrat und dem Rechteck.

Jedes Quadrat ist ein Rechteck, aber nicht jedes Rechteck ein Quadrat.

Unter diesem Gesichtspunkt ist Deine Zuspitzung

>>>Als These der Diskussion würde das bedeuten (natürlich leicht überspitzt formuliert): Jeder Marktführer ist ein Quasi-Monopolist.<<<<

leider Unsinn.

Unter diesem Gesichtspunkt muss Du auch Deine Xing, etc…. Vergleiche betrachten.

Grüße David

Volker Jakobi
15 Jahre zuvor

Ich befürworte die Beobachtung von eBay durch die Monopolkommission. Allerdings sollte man sich weniger mit dem „Erfolg“ von eBay befassen, denn der mag wirtschaftlicher Art und durchaus verdient sein. Wichtiger ist die „Vormachtstellung“ von und deren Missbrauch durch eBay.

Ich will vorausschicken, dass ich die eBay-Idee eines Onlinemarktplatzes für genial halte. Und wenn eBay mit dieser Geschäftsidee großen Erfolg hat, so ist eBay dieser Erfolg zu gönnen – solange sich eBay an seine Funktion als Online-Marktplatz beschränkt. Problematisch allerdings wird die Situation, wenn den eBay-Machern der Erfolg in den Kopf steigt und eBay seine Marktposition einseitig ausnützt. Noch schlimmer wird es, wenn die Verhaltensweise von eBay (und deren Töchter wie z.B. PayPal) juristisch fragwürdig wird. Und das tut sie inzwischen in vielen Bereichen.

Erschreckend finde ich z.B. die Entwicklung im Hinblick auf die Zahlungsbedingungen der Teilnehmer:

Es mag angehen, wenn ein Verkäufer in seinen Auktionsbedingungen klar verständlich darauf hinweist, dass er nur gegen Vorkasse zu liefern bereit ist. Schließlich haben wir Vertragsfreiheit, und jeder Käufer kann selbst entscheiden, ob er sich darauf einlassen will oder nicht. Unabhängig von der individuellen Entscheidungsfreiheit ist Vorkasse immer mit einem Risiko verbunden.

Anders sieht es aus, wenn ein Verkäufer in seiner Auktionsbeschreibung keine Vorkasse verlangt und ein Käufer guten Glaubens darauf bietet in der Annahme, dass dann ein Verkäufer erst liefert, er als Käufer die Möglichkeit einer Warenkontrolle hat und dann – nach dem Erhalt einwandfreier Ware – umgehend bezahlt.

Allerdings stelle ich in diesem Fall immer wieder fest, dass viele Käufer nicht bereit sind, ohne Vorkasse zu liefern und vom Käufer Vorkasse verlangen, obwohl das kein Vertragsbestandteil war. Weigert sich der Käufer, so wird er aufgrund einer Meldung des Verkäufers bei eBay von eBay verwarnt. Hier helfen dann alle noch so klaren Argumente nichts – eBay verwarnt stur und wird den Käufer nach einigen Verwarnungen von seinem Onlinemarktplatz ausschließen.

Diese Entwicklung halte ich für äußerst bedenklich, weil eBay auf diese Weise sogar dort die Vorkassen-Regelung durchzudrücken versucht, wo sie überhaupt kein Vertragsbestandteil war. Und hier versucht eBay mit Hilfe seiner Marktposition, Zahlungsbedingungen zu erzwingen, obwohl diese kein Vertragsbestandteil sind oder waren.

Vorkasse ist immer mit Risiken für Käufer verbunden. Es ist inzwischen an der Tagesordnung, dass viele Verkäufer für schrottreife Produkte eBay für die „Entsorgung“ nutzen, statt die unbrauchbaren Teile auf dem Müll zu entsorgen. Sie wissen, dass es für Käufer nach der Bezahlung eines Artikels sehr schwierig wird, ihre Rechte zu wahren. In der Regel geht es um Beträge im Bereich von 5 bis 200 Euro. Bei derart niedrigen Streitwerten wird ein Käufer vergeblich nach einem Rechtsanwalt suchen, der bereit ist, seine Interessen zu den gesetzlichen Gebühren wahrzunehmen. Das dürfte auch bei höheren Streitwerten bis 500 Euro ein Problem sein, weil sich dafür kaum ein Rechtsanwalt finden wird. In der Regel wird dann die Forderung nach einer Honorarvereinbarung gestellt. Die allerdings bedeutet für den Kläger auch dann ein Kostenrisiko, wenn er eine Klage gewinnen sollte.

Hier sehe ich einen Ansatz für die Monopolkommission, um eBay in die Schranken zu verweisen. Es darf nicht sein, dass zwischen Handelspartnern ein Rechtsgeschäft abgeschlossen wird und eBay sich dann zugunsten des Verkäufers und zum Nachteil des Käufers einschaltet, wenn der Verkäufer nicht gewillt ist, sich an die getroffenen Vereinbarungen zu halten. Hier missbraucht eBay definitiv seine Marktmacht – fraglos mit Blick auf mögliche Provionen, die eBay u.U. entgegen könnten.

Es gäbe noch viele Beispiele, die allerdings den Rahmen eines Beitrags sprengen würden. Deshalb beschränke ich mich auf das obige Beispiel, das eindeutig den Marktmacht-Missbrauch durch eBay beweist.

Torsten
15 Jahre zuvor

Die gestellte Frage zu Beginn des Interviews war: Wie schätzen Sie die Vormachtstellung von Google unter den Suchmaschinen ein? Droht ein gefährliches Monopol?“
Ich hab´s einfach mal durch „eBay“ ersetzt: „Wie schätzen Sie die Vormachtstellung von eBay unter den Auktions-Plattformen ein? Droht ein gefährliches Monopol?“

„Natürlich suchen sehr viele Leute über eBay im Internet nach Artikeln. Und eBay nimmt eine Item-Keeper-Funktion war, die auch wirtschaftlich ausgenutzt wird. Etwa indem eBay Artikelergebnisse nach besonderen Gesichtpunkten listet. Wer bezahlt, bekommt einen besseren Platz. Aber wie lange kann diese Macht existieren? Wenn die Leute mit eBay unzufrieden werden, kann sich die Position der Auktions-Plattform schnell ändern. Das Schöne ist doch, dass sich im Internet sehr viele Menschen einbringen, die zunächst keine finanziellen Interessen haben und kostenlos Artikel bereitstellen. So entsteht ein großer Konkurrenzdruck auf die etablierten Marken. Ich bin gespannt, wer in 20 Jahren die dominierende Auktions-Plattform anbietet.“

Es gibt sicherlich über 150 Online-Auktionen, die im gleichen Schema wie eBay arbeiten. In den allermeisten Fällen wird eBay gar kopiert und trotzdem musste ich nach dem Testen von knapp 10 Plattformen feststellen, dass es eben auf eBay trotz Abzug der Kosten am besten klappt!

Wo kämen wir hin, wenn wir Vedad Ibisevic von 1899 Hoffenheim als Monopolist zum Torschießen „anklagen“ würden. Hey: der ist einfach nur gut und hat ein gutes Team, so wie eBay!

Jeder kann eBay sein!

Uwe
Uwe
15 Jahre zuvor

eBay nutzt seine Marktmacht auch auf einem anderen Gebiet aus: eBay „filtert“ die Anbieter nach „genehm“ und „nicht genehm“ aus. Dazu bedient sich eBay seiner AGBs. In jedem Grundsatz steht der Satz: „Was ein Verstoss gegen diesen Grundsatz ist, bestimmt eBay allein“ Es gibt genügend Fälle, da hat eBay den Zugang gesperrt wegen angeblicher Verstösse gegen die AGB. Eine Beschwerde-Möglichkeit gibt es nicht. Wenn man Einspruch erhebt, bekommt man obigen Satz zu Antwort. Dieses Verhalten hat schon einige Existenzen gekostet, wie jeder gerne nachgoogeln kann. Diesem, zum Teil willkürlichen Verhalten würde mit der Feststellung einer Monopol-Stellung ein Riegel vorgeschoben, da man sich dann, sofern man im Recht ist und sich an die Gesetze hält, einen Zugang zum Marktplatz einklagen könnte.

Volker Jakobi
15 Jahre zuvor

Ich denke schon, dass eBay inzwischen eine Monopolposition hat, die auch missbraucht wird.

Ich vergleiche einmal: Nur eine Stadt- oder Gemeindeverwaltung hat das Recht, einen Wochenmarkt zu betreiben (Marktrecht). Hat sich in einer Stadt (oder Gemeinde) ein Wochenmarkt etabliert, der ein- oder zweimal wöchentlich abgehalten wird, dann ist
ein Obst- und Gemüsehändler mit entsprechendem Geschäftsmodell und ohne stationären Laden auf den Verkauf auf diesem Wochenmarkt angewiesen. Er hat dazu keine Alternative.

Hat er sein Geschäftsmodell also auf derartige Wochenmärkte in verschiedenen Städten und Gemeinden ? über die Woche verteilt – ausgerichtet, dann würde ihn der willkürliche Verweis von diesen Wochenmärkten substanziell treffen: sein Geschäftsmodell könnte nicht aufrecht erhalten werden, seine Existenz wäre in Gefahr.

Hat er sich einwandfrei verhalten und gegen keine Gesetze verstoßen ? und würde trotzdem aus nichtigen Gründen seine Wochenmarktzulassungen verlieren, würde seine Existenz mutwillig vernichtet. Eine Situation, die der Gesetzgeber nicht zulässt und dem Händler deshalb die Möglichkeit zur Klage bietet.

Was für den Obst- und Gemüsehändler die vielen Wochenmärkte sind, die er im Laufe der Woche besucht, ist für einen Onlinehändler eBay. Auch eBay hat viele Marktplätze ? Deutschland, USA usw. Der Onlinehändler hat einzig auf eBay diese Möglichkeit einer internationalen Präsenz.

Deshalb besitzt eBay ganz ohne Frage bereits ein gewisses Monopol. Dabei ist völlig zweitrangig, wie dieses Monopol erreicht wurde. Keiner bezweifelt, dass eBay dieses Monopol aufgrund einer sehr guten Geschäftsidee und eines ebenso guten Marketings erreichte.

Fragwürdig ist per se nicht das Monopol als solches, sondern der willkürliche Missbrauch der Monopolsituation. Und das ist es, was beobachtet gehört.

Dieser Missbrauch findet bei eBay bereits statt ? und kein Händler hat die Möglichkeit, sich dagegen mit einer Klage zu wehren. eBay kann mit einem Federstrich (man darf nicht vergessen, wie viele völlig unqualifizierte Mitarbeiter bei eBay beschäftigt werden!) derartige Onlineexistenzen vernichten. eBay kann willkürlich Marktteilnehmer auf seinen Onlinemarktplätzen zulassen und verbannen. Das ist es, was von vielen Marktteilnehmern beanstandet wird ? zurecht.

Uwe
Uwe
15 Jahre zuvor

Hallo Volker,

Du sprichst mir aus der Seele! Mir ist genau das passiert. Ich hatte einen eBay-Shop eröffnet, der nach prüfung durch eBay genehmigt wurde. Ein halbes Jahr ging alles gut, ich hatte über 500 ausschließlich positive Bewertungen und dann aus heiterem Himmel wurden zuerst einzelne Artikel ohne ersichtlichen Grund gelöscht. Auf meine Nachfragen gab es nur unpassende, zusammengeklickte Antworten von einem gewissen SVEN PUMP – eBay Sicherheitsteam- 3 Wochen später wurde mein Zugang gesperrt und meine Umsätze brachen ein.
Eine Angestellte musste ich nach hause schicken.

Und bei allem darf man nicht vergessen, dass keiner sagen kann, welche Stellung eBay in 5 oder 10 Jahren einnimmt! Wer von diesem Marktplatz ausgeschlossen wird, der ist für immer ausgeschlossen, einschließlich seiner Familienangehörigen und in Extremfällen alle gleichen Nachnamens im gleichen Postleitzahlgebiet. Alles schon geschehen!

Viele Grüße
Uwe

Münch
Münch
14 Jahre zuvor

guten tag,
ich habe eifrig die kommentare gelesen.
kurz zu meiner stellung bei und mit ebay.
seit 03/2004 bin ich offiziell als gewerblicher verkäufer und verkaufsagent angemeldet. habe auch davor bereits über ebay verkauft. ich habe seidem stück für stück mir eine exitenz aufgebaut, betreibe mitlerweile zwei shops bei ebay. bearbeite und betreue meine kunden die ebenfalls bei ebay einen shop betreiben. ebay selbst hatte auch eine nicht gerade eine kleine werbecampange laufen, „mit und durch ebay exitenzaufbau“, alle unterlagen noch da. damit wurden sehr viele mitgleider geködert, hat auch geklappt.
mitlerweile muß ich auch zugeben, dass ich fast vollständig von ebay abhängig bin.
ich war auch bis anfang 2009, genauer mai 2009 zufrieden mit ebay, auch mit den umstellungsankündigungen. aber als ein kunde von mir GRUNDLOS gesperrt wurde und alle artikel knapp 1000stck ersatzlos gelöscht wurden und über den „suppert“ mail oder telefon keine klaren auskunfte und gründe mitgeteilt wurden, außer die standartmails, wurden wir ziemlich geschockt. nach recherchen im netz, erfuhren wir, dass es weiteren so ging und die vermutung mehrmals geäußert wurde, dass ebay die „kleinen“ und die privaten verkäufer raus haben will, da diese zu hohen aufwand und kosten verursachen.
nach 30 tagen war der account wieder frei und wir haben die artikel sehr aufwendig wieder hochladen müssen –> nochmalige gebühren 1000 artikel ca. 100.00 euro zum zweiten mal!
dies hatten wir halbwegs wieder im griff, der umsatz war im keller, aber es ging wenigstens weiter.
nun heute früh 09.09.09 kontrollierten wir, wie jeden tag unsere accounts und stellten fest, dass ein account bei ebay gesperrt wurde, die selben mails, die selben fadenscheinischen begründungen, telefonsuppurt keine ahnung und die spitze ist, 4 mails mit dem gleichen text an ebay geschickt, 4 x weil ab erster mail die kopie keinen text mehr inne hatte.bei nachfrage (2.mal support) wurde labidar mitgeteilt, dass dieses „wunder“ schon mehrmals ihr zu ohren gekommen sei, aber keine angst der text kommt schon an(wie im techn. Sinne)
kurz um, nun stehen wir mit eigenen account vor einem umsatzeinbruch, stehen vor kundenverlust, und den nochmaligen gebühren bezahlen beim wieder einstellen der artikel ca. 500 stck, wenn wir wieder frei geschalten werden sollten.

auskünfte über rechtsgelehrte besagen kurzum, keine handhabe, mit ebay selbst klären.
meine frage ist, wie kann jemand sagen, dass ebay keine monopolstellung hat, wie kann es sein das ebay und paypal sich das recht heraus nehmen !rechtliche! entscheidungen selbst zu treffen und die „urteile“ ohne das die gegenseite die möglichkeit hat sich zu rechtfertigen(ob käufer oder verkäufer) durchzusetzen. die exitenzen sind dadurch bei vielen nicht nur bedroth, sonder auch teilweise bereits zerstört wurden!!! beispiele bekannt.
klagen geht nur über luxemburg, rechnungen kommen aus der schweiz, server steht in californien, wo bitte ist hier keine monopolstellung und deren ausnutzung zu sehen.
es wird eigentlich zeit, dass wenigstens die deutsche gesetzgebung dei angehäuften probleme erkennt.

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