
Ein Gedicht, das vom Himmel fällt. Abgeworfen von britischen Bombern, aufgelesen in einem Land, in dem Nazi-Terror wütet. Geflüstert wie eine stille Post, gebetet wie eine Litanei, zum Hymnus vertont. Ihn heute zu singen – Chorwerk Ruhr am 22. Juni in der Christuskirche Bochum – ist große Kunst. Und ist ein politisches Kassiber, weil diese Kunst bei sich selber bleibt.
Paris, Sommer 1941, Paul Éluard schreibt Une seule pensée, Ein einziger Gedanke, der liest sich wie ein Liebesgedicht: Ich schreibt deinen Namen auf alles, was ist in dieser Welt, schreibt ihn in die Bäume, den Schnee, die Straßen. Auf das Weißbrot der Tage und die Wunder der Nächte, den dichten faden Regen und meine Fetzen Himmelblau, sur tous mes chiffons d’azur. Schreibt ihn auf das, was fern ist wie meine Schulhefte und nah wie erwartende Lippen. Dann der Name, ich bin geboren, dich zu nennen, dich, Liberté.
Die Freiheit. 21 Vierzeiler, unschuldig wie Kinderreime, vom Leben gemalt wie meine zerfallenden Leuchttürme. Éluard war Surrealist, kein frommer Träumer, war phasenweise Kommunist, also schon doch ein frommer Träumer, nur gab es Sommer ´41 nichts mehr zu träumen. Nazi-Deutschland hatte Europa im Griff, Frankreich lag überrannt, im folgenden Sommer wurden die französischen Juden zusammengetrieben, die ersten Züge fuhren in die Todeslager ab. Die Weltherrschaft der Deutschen, die eine „jüdische Weltherrschaft“ phantasierten, war höchst real, was soll ein surrealistisches Gedicht.
Im Juni 1942, als der Gelbe Stern auf den Straßen und Plätzen erscheint, erscheint Une seule pensée in der kleinen Kulturzeitschrift Fontaine. Deren Herausgeber Max Pol Fouchet hatte es – „Ist das ein Liebesgedicht? – Oui, un poème d’amour“ – an der deutschen Zensur vorbei bugsiert, eine filmreife Szene.
Im folgenden Oktober erscheint Une seule pensée zusammen mit 15 weiteren von Éluards Gedichten in der Éditions de la main à plume, einem Untergrundverlag der Künstlerszene, die sich der Resistance angeschlossen hat.[1] Mit 140 x 160 mm ist das Büchlein – sein Titel Poésie et vérité spielt auf den germanisch gentrifizierten Goethe an, dessen „Dichtung und Wahrheit“ – kaum größer als die Hand, die es verbirgt, indem sie es hält.
Es folgen Veröffentlichungen in britischen Exil-Zeitschriften, die Auflagen steigen, irgendwann in den folgenden Wochen gelangen die hochmelodiösen Verse auf die Schreibtische der Political Warfare Executive (PWE), einer streng geheimen Abteilung des britischen Außenministeriums. Scheinbar andere Welt.
„Apportée par la R.A.F.“
Der Ausschuss für Politische Kriegsführung war gerade erst – im September 1941, die deutschen Truppen marschierten von Sieg zu Sieg – gegründet worden auf Drängen von Winston Churchill. Aufgabe: die Deutschen, die ihrem „Führer“ folgten, in die Irre zu führen, feine Risse in ihr Weltbild zu meißeln, leise Zweifel zu nähren. Und: die Bevölkerungen im besetzten Europa daran zu erinnern, „that they had a friend across the channel“. Ziel: „to win the peace, i.e. to win the war of ideas, which does not cease when hostilities end“, wie es Erwin Warkentin formuliert, er hat darüber geforscht, wie die PWE ihre Leute gewonnen hat und geschult für eine intelligente, oft witzige, mitunter „ungentlemanly form of warfare“.
Agnes Bernelle beispielsweise, als Agnes Bernauer in Berlin geboren und aufgewachsen, 1936 emigriert, ihr Vater war jüdisch. Im „Atlantiksender“, den die PWE betrieb, wird sie zu ‘Vicky – the Girl with the Pin-up voice’“, mit der lässt sie die Besatzungen deutscher U-Boote davon träumen, wie es wäre, überzulaufen statt abzusaufen. (Später hat Bernelle mit Tom Waits zusammengearbeitet, mit Marc Almond, mit Elvis Costello, eine unglaubliche Bio, hier eine Hommage der britischen Szene an sie).
Oder Sefton Delmer, ebenfalls in Berlin geboren und aufgewachsen, er baut die PWE aus kleinsten Anfängen („eine Sekretärin mit einer halben Stelle“) auf, seine gefakten Sender – neben dem „Kurzwellensender Atlantik“ betreibt die PWE den „Soldatensender Calais“ und „Gustav-Siegfried eins“, einen Fake-Sender, der so tut, als spreche eine Verschwörer-Clique der Wehrmacht; seine Erkennungsmelodie: „Üb‘ immer treu und Redlichkeit“ – die Sender gelten nicht wenigen als zuverlässiger im Vergleich zu jenen, die der „Obhut des Dr. Goebbels“ unterstehen, wie Delmer dies formuliert. Nur dass der den Deutschen fies verdrehte oder vollends erfundene Geschichten unterrührt ins verlässliche Programm. Keine Gräuel-Propaganda wie im Ersten Weltkrieg, Delmer ist klar, dass sich die Deutschen „verliebt“ haben, „verliebt in Hitler“. Daher die Legende, „dass wir gläubige Nationalsozialisten seien, aber aus der ersten Epoche des Nationalsozialmus‘, und dass wir sehr unzufrieden waren mit der Partei-Kommune, wie wir sie nannten, den Kommunisten der Partei, mit denen sich der ‚Führer‘ umgeben hatte, aber wir waren für den ‚Führer‘ und für den ‚Endsieg‘, und auf dieser Plattform konnten wir natürlich allerhand durchgeben, das uns abgenommen wurde, besonders wenn wir auf Churchill schimpften als einem ‚besoffenen, plattfüßigen, ollen Juden‘. Welcher englische Gentleman würde jemals daran denken, von seinem geliebten Prime Minister so zu sprechen.“
Die Erfindung einer Sprecherposition sei das „wirklich Neue“ an dieser Art von Kriegsführung gewesen, so Delmer 1963 im Gespräch mit Günter Gaus, hier nachzuhören ab Min 43:00. Wen das heute an Putin und dessen Trollfarmen erinnert: Das Passstück zu dieser klandestinen Werbung für die freie Welt, ohne das es niemals geht, ist Aufklärung mit politischen Argumenten, wie sie Thomas Mann in seinen Radioreden formuliert hat, Aufklärung mit Appellen an die lebenstüchtige Vernunft, wie sie Arthur Harris, „Bomber-Harris“ gerufen, an die Deutschen gerichtet hat, und eben Aufklärung mit Artefakten, Aufklärung als Kunst:
1941 entwickelt die PWE eigene Kultur-Magazine für die von Nazis besetzten Länder und für den französischsprachigen Raum die „Revue du Monde Libre“. Namhafte Autoren, anspruchsvolle Themen, aufwändiger Druck. Kunst, Literatur, Lifestyle im Format 110 x 140 mm – ein Blick in die freie Welt, der je wichtiger wird, je rigider die deutsche Zensur um sich greift: 1943 stehen auf der Verbotsliste für Frankreich, der sog. Otto-Liste, die Namen von mehr als 1000 Autoren, sie reichen von A wie Eric Ambler bis Z wie Stefan Zweig.
Im April 1943 wird die vierte Nummer der „Revue der freien Welt“ vorbereitet, sie startet mit Auszügen aus Das Schweigen des Meeres (Le silence de la mer), einer Novelle von Vercors, die ebenfalls 1942 im Untergrund erschienen ist – Inhalt: einem deutschen Offizier, frankophil und beredt, begegnet kein Hass, nur unbeirrtes Schweigen; die Geschichte wird in Frankreich sehr bald sehr populär, nach Kriegsende wird sie wiederholt verfilmt – und dann schließt die Revue mit Une seule pensée, das letzte Wort hat die Liberté.
„Der Triumph der literarischen Bewegung des Widerstands“, schreibt Cyrill Connolly im Mai 1945, er hatte Le silence de la mer übersetzt, „lag in ihrer Weigerung zu hassen.“

In der Nacht vom 23. auf den 24. Mai 1943 werfen britische Bomber 33.600 Exemplare der „Revue du Monde Libre No. 4“ über Paris und Rouen ab. Auf dem Titel der Hinweis: „Apportée par la R.A.F.“, von der Royal Air Force geliefert.
Vier Tage später werden 6.400 Ausgaben der Revue über Paris, Lille und dem Städtchen Argentan in der Normandie verteilt.
Am 11./12. Juni segeln 100.800 Exemplare auf Caen, Nantes, Le Mans und Orléans herab, zwei Tage darauf 3.200 auf Lille.
Im Dezember wird eine Miniaturausgabe von Poésie et Vérité, Éluards kleiner Gedichtsammlung, darin Une seule pensée, aus der Luft über Frankreich verteilt.
Nach der Befreiung von Paris Ende August 1944 gibt die PWE das Magazin „Choix“ heraus, es soll helfen, den cultural black out der Besatzungszeit aufzuklären. Die erste Ausgabe – mit Beiträgen ua von Ernest Hemingway, W.H. Auden, T.S. Eliot, von André Gide übersetzt – macht auf mit Éluards Gedicht, jetzt Liberté betitelt.
Die Bomber, mit denen die „Revue du Monde Libre No. 4“ unters Volk gebracht werden – Vickers Wellington MK III, von den Briten „Wimpy“ getauft nach J. Wellington Wimpy, dem Comic-Freund von Popeye – starten von Hixon aus, einem Stützpunkt der Royal Air Force in Staffordshire, wo die Operational Training Unit Nr. 30 stationiert ist: Die Flugblatt-Flüge, nach ihrem Geheimcode „nickel raids“ genannt, werden sowohl für Aufklärung wie für Ausbildung genutzt, sie fliegen im teils größeren Verbund, bei den vier Einsätzen mit der Revue No. 4 verliert die RAF zwei Flugzeuge. Militärblogger haben das Schicksal einer der beiden Besatzungen rekonstruiert, sie hatte am 11. Juni zunächst falsch navigiert und unnötig Flugbenzin verbraucht, ihr Ziel aber dennoch angeflogen und die Kulturmagazine ausgeklinkt. Auf dem Rückflug stürzt ihr Flugzeug mangels Treibstoff südwestlich von Paris ab, Pilot Thomas G. Dellar (25) und Navigator Delmar M. Davis (22) kommen ums Leben, drei Mitglieder der Besatzung – Cyril E. Bartholomew (20), Horace J.D.G. Adams (20) und James G. Perfect (19) – werden in ein Kriegsgefangenenlager in Niedersachsen verbracht, lediglich Bernard C. Reeves (21) kann sich zurück nach England retten.
Vier Wochen darauf bringen weitere RAF-Bomber mehr als 5 Mio Flugblätter ins Ruhrgebiet, nach Köln, Frankfurt, Hamburg. Titel: „Ein deutsches Flugblatt“, abgedruckt das „Manifest der Münchener Studenten“, das sechste und letzte Flugblatt der Weißen Rose, jetzt eingeleitet mit diesen Sätzen:
„Wir werden den Krieg sowieso gewinnen. Aber wir sehen nicht ein, warum die Vernünftigen und Anständigen in Deutschland nicht zu Worte kommen sollen. Deswegen werfen die Flieger der RAF zugleich mit ihren Bomben jetzt dieses Flugblatt, für das sechs junge Deutsche gestorben sind und das die Gestapo natürlich sofort konfisziert hat, in Millionen von Exemplaren über Deutschland ab.“
Flugblatt-Überfälle, Leaflet raids, hatte die RAF seit Kriegsbeginn geflogen, also lange bevor Bomben auf deutsche Städte fielen: In der Nacht vom 3. auf den 4. September 1939 waren erstmals 5,5 Mio Leaflets auf die Städte des Ruhrgebiets, Hamburg und Bremen niedergesegelt, angeliefert von zehn Whitley-Bombern AW38, im Text das schöne Wort von der „Enderschöpfung“, in die man die Deutschen treiben werde. Bis zum Ende dieses „gänzlich unnötigen“ Krieges dürfte allein die RAF an die 1,5 Milliarden Prints abgeworfen haben, knapp die Hälfte davon über Frankreich.[2] Diese rund 700 Mio Blätter unter die Leute zu bringen – Gedichte, Novellen, Reden, Reprints – , haben 70 Briten mit ihrem Leben bezahlt.
„Das größte Kunstwerk, was es je gegeben hat“
Sieben Tage nach 9/11, dem 11. September 2001, nannte Karl-Heinz Stockhausen die Flug-Attacken auf New York, bei denen an die 3000 Menschen ermordet wurden, „das größte Kunstwerk, was es je gegeben hat“, das größte, „was es überhaupt gibt für den ganzen Kosmos.“ Was da „geistig geschehen“ sei, so der Komponist, der zu den bedeutendsten des 20. Jahrhunderts rechnet – erst vier Monate zuvor war er mit dem sog. Nobelpreis für Musik, dem Polar Music Prize geehrt worden – , „dieser Sprung aus der Sicherheit, aus dem Selbstverständlichen, aus dem Leben“, genau so sei auch Kunst. „Oder sie ist nichts.“
Stockhausen hat sich ein wenig später ein wenig distanziert, aber nicht von der Idee, Kunst müsse eins werden mit dem Künstler, müsse dessen Leben fugendicht aus- und sich zuletzt im Sterben erfüllen. Es ist die Idee des Terrors. Sich selber opfern, um sich selber zu erlösen; alle anderen, hingemetzelt wie Vieh, sind nur Mittel zum Zweck. Zum Sterben bereit zu sein, um zu töten, oder zum Sterben bereit zu sein, um zu retten – welches ist das größere Mysterium, welches die größere Kunst?

Wenn nicht die, die Thomas Dellar und Delmar Davis in die Welt gebracht haben, Cyril Bartholomew, Horace Adams, James Perfect, Bernard Reeves und Tausende andere, die in den Terror der Nazis hineingeflogen sind, um ihn mit Gedichten zu attackieren. Sie haben – wie es geschrieben steht in Une seule pensée, Inhalt und Form kommen wunderbar überein, deshalb Kunst – sie haben den Namen der Freiheit in die Bäume geschrieben, die Straßen, den Schnee. Auf das Meer, auf die Schiffe, das Moos der Wolken. Auf übervolle Plätze, die Mauern meines Leids, die nackte Einsamkeit.
Und keine Libertas, die über allem stünde und sich erheben würde wie die Freiheitsstatue in New York oder barbusig und barfüßig über Barrikaden stürmte wie Marianne. Nur ein einzelnes Ich, das seine Welt benennt, j’écris ton nom. Als berge allein der Name die geheime Bestimmung von dem, was ist. Als wären les objets familiers, all die vertrauten Dinge und Momente, Reliquien ihrer verborgenen Bedeutung. So profan, so heilig, Éluards Gedicht ist kein Aufruf dazu, die Welt in ein banales Graffito zu verwandeln[3], sondern sie anzusehen, als sei ihr eine Bestimmung eingeschrieben, als müsse sie nur leise wachgerufen werden, so wie man einen geliebten Namen zärtlich ruft.
„Allein durch die menschliche Stimme“
Chorwerk Ruhr singt. Konzert zum eigenen, dem 25. Geburtstag. Der Chor, der zu den besten zählt – nicht im Maßstab von NRW, sondern international – , hätte allen Grund, Hymnen anzustimmen an die eigene Adresse, nichts davon. Stattdessen die „Figure Humaine“ von Francis Poulenc, der mit Paul Éluard befreundet war, seine Kantate, ein enorm schweres Stück, hat er im Sommer 1943 – also während die britischen Bomber das Gedicht von Éluard über Frankreich verteilten – auf Une seule pensée hin komponiert. Auch die sieben vorlaufenden Teile des Werks vertonen Gedichte, die Éluard im Untergrund veröffentlicht hat in seinem Büchlein Poésie et vérité. Poulenc will den Gedichten „ohne instrumentelle Hilfe, allein durch die menschliche Stimme“ einen Ausdruck verleihen, er nennt es einen „Glaubensakt“.
Anders als Éluard – der war einige Zeit Mitglied der kommunistischen Partei, flog dann raus, kehrte zurück, noch 1948 schrieb er, erschreckend verschwärmt, eine „Ode an Stalin“ – anders als Éluard hat sich Poulenc politisch nicht einwickeln lassen. Er sei nun mal „unfähig zu einer glühenden politischen Überzeugung“, sagte er über sich, „die beiden Dinge, die mir am meisten bedeuten, sind mein Glaube und meine Freiheit.“
Ein unpolitischer Kopf? Für seine Figure humaine hätten ihn die Nazis, wenn sie es denn noch gekonnt hätten, dennoch gehängt. Weil seine Komposition dem Terror entzieht, was der nicht zerstören kann. Weil freie Kunst die Welt nicht als plane Fläche nimmt, um Freiheit darauf zu kritzeln und dann – auch die Nazis haben sich als Befreiungsbewegung verstanden – dies und das zu schmettern und am liebsten „Free Free Palestine“, so wie es jetzt der Killer in Washington tat, der Sarah Milgrim und Yaron Lischinsky hingerichtet hat mit 21 Schüssen.
21 Strophen hat Éluards Gedicht. Sich dem Terror unterwerfen – sei es dem von Hamas oder von Putin, von Mullahs, Nazis, BDS – oder Gedichte abwerfen in größter Not: Politisch wird Kunst dann, wenn sie bei sich selber bleibt. Wenn sie, wie Florian Helgath es mit seiner Programmwahl für Chorwerk Ruhr demonstriert, wie ein Kassiber in die Politik getragen wird. Nach den Terroranschlägen von Paris am 13. November 2015 – 130 Morde an Konzertbesuchern im Bataclan, an Zuschauern im Stade de France, an Gästen in den Straßencafés der Stadt, 683 Menschen verstümmelt, verletzt – wurde am Centre Pompidou, dem Bürgerforum von Paris, ein Banner[4] angebracht, 13 x 9 m groß:
„Liberté, j’écris ton nom“.
_ _
CHORWERK RUHR
„Figure Humaine“ von Francis Poulenc
Konzert zum Jubiläum des Chors
22. Juni | 17:30 h Podiumsgespräch | 19:00 h Konzert
VVK 30/15 € zzgl. Gebühren | Tickets online hier (klicken) oder in allen besseren VVK-Stellen bundesweit
_ _
ANMERKUNGEN
[1] In der surrealistischen Szene war Éluard gesetzt, auch weil er in seiner Arbeit Literatur und Bildende Kunst vermittelt hat, er war eng befreundet mit Max Ernst und Pablo Picasso, mit Salvador Dali, Joan Miró, Man Ray, die Freundschaften zeigen sich in diversen Werken:
- Max Ernsts „Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen“ von 1926 zeigt die besagten drei Zeugen im Hintergrund, v.l.n.r. sind dies Paul Éluard, Max Ernst selber und André Breton.
- Mit Miró zusammen hat er zehn Jahre lang an „A Toute Epreuve“ gearbeitet: Gedichte von ihm, Holzschnitte von Miró, das Buch ist eine Skulptur.
- Éluards Gedicht „Novembre 1936“ („Wir gewöhnen uns an alles / Außer an diese Vögel aus Blei“) wurde zu einem wesentlichen Impuls für Picassos „Guernica“: Éluard verarbeitet in dem Gedicht den Angriff und erste Luftangriffe auf Madrid, das von republikanischen Brigaden gegen Francos faschistische Truppen verteidigt wird, wenige Monate später wird Gernika durch die deutsche Legion Condor bombardiert, jetzt reagiert auch der bis dahin recht unpolitische Picasso mit Kunst.
[2] Die US-Army Air Force (USAAF), Ende 1941 eingetreten in den Krieg, hat nochmal knapp 6,5 Milliarden Flugschriften über Europa verteilt, darunter den wie ein amtliches Dokument aufgemachten „Passierschein“: „Der deutsche Soldat, der diesen Passierschein vorzeigt, benutzt ihn als Zeichen seines ehrlichen Willens, sich zu ergeben. Er ist zu entwaffnen. Er muss gut behandelt werden. Er hat Anspruch auf Verpflegung und, wenn nötig, ärztliche Behandlung. Er wird so bald wie möglich aus der Gefahrenzone entfernt. – Dwight D. Eisenhower, Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte“. – Legendär auch das Flugblatt mit der english lesson 1 („Macht davon Gebrauch, wenn sich Gelegenheit ergibt“):

[3] Es gibt ein ganz witziges Graffito in Düsseldorf: Marianne mit der Trikolore, der Junge neben ihr, von Delacroix mit einer Pistole bewaffnet, jetzt mit einer Spraydose
[4] Das Foto oben – „Liberté“ – zeigt einen kleinen Ausschnitt des Leporellos, mit dem Fernand Léger 1953 das Gedicht von Paul Éluard gleichsam in den Raum übersetzt hat, Éluards Gedicht entfaltet sich. In Frankreich ist das Leporello ikonisch, der emphatische Satz „Liberté, j’écris ton nom“ hing 2015 auch am Centre Pompidou in der sanft verspielten Übersetzung von Léger.