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Ganze 44 Bands spielen dieses Jahr auf dem Ruhrpott Rodeo in Hünxe

Auch jenseits der Bühnen präsentiert das Ruhrpott Rodeo ein vielfältiges Angebot | Foto: Peter Hesse

Sommerzeit ist Festivalzeit. Eins der schönsten Festivals bei uns im Sektor ist vom 30.06. bis zum 02.07. das Ruhrpott Rodeo in Hünxe, was mit so unterschiedlichen Bands wie Sleaford Mods, Cro-Mags, Team Scheisse, Ska-P, Sodom oder Christian Steiffen aufwartet. Und auch neben den Bühnen die ein oder andere Überraschung parat hat, wie Festivalmacher Alex Schwers erklärt.

Hallo Alex. Im letzten Jahr hast du mit 160.000 Euro Minus abgeschlossen, eine Summe, an der andere mittelständische Unternehmen pleite gehen würden. Wie konntest du dich und den Fortbestand deines Festivals retten?

Letztendlich bewegst du dich mit einem Festival mal im Plus und mal im Minus – das heißt, es geht nicht immer jedes Jahr gut aus. Auch in der Vergangenheit gab es immer wieder mal Jahre die besser waren – und welche, die ziemlich mies gelaufen sind. Das wichtigste ist, dass die Firma weiter bestehen kann. Das ist letztes Jahr in Schieflage geraten, weil wir zwei Jahre lang wegen Corona überhaupt keine Einnahmen hatten – und trotzdem Ausgaben für Personal, Technik, Miete und so weiter. Wir hatten im Juli 2020 auf dem Acker eine coronabedingte Stream-Show gemacht, aber da hat auch die Umsetzung recht viel Geld gekostet. Das letzte Jahr war vor allem auch so teuer, weil wir Unsummen für Toiletten und Duschen bezahlt haben. Und in der ganzen Corona-Phase wusste ja auch niemand, wie sich das Ganze überhaupt mit den Festivals weiterentwickeln würde. Wie es in diesem Jahr ausgehen wird, weiß ich jetzt aktuell auch noch nicht. Aber bislang läuft der Vorverkauf ganz gut – und wir mussten auch eine Preisanpassung vornehmen, weil es nicht anders ging.

Alex Schwers hier in seinem Büro in Gladbeck | Bild: Mirja Nicolussi

In jedem Jahr ist es auch ein neues Rennen um die Bands, die Gagen werden bei manchen Acts in unvorstellbare Höhen gejazzt – du hast früh gesagt, dass du das nicht mitmachen wirst. Hat es geklappt?

Das Line-Up hat sich ganz kurios entwickelt in diesem Jahr, das ist auch ein bisschen der Konkurrenz-Situation geschuldet. Rock Am Ring wurde das Download-Festival vor die Nase gesetzt von der Live-Nation-Unternehmensgruppe – dadurch hatten die keine vernünftigen Headliner. Dann haben die alles weggebucht, was mir eigentlich vorschwebte – zum Beispiel eine NoFX-Abschiedsshow oder Rancid. Sogar Iggy Pop tauchte kurz auf, aber er war mit seinen Honorar-Vorstellungen für uns einfach viel zu teuer. Irgendwann habe ich gedacht, ich ziehe da jetzt nicht mit und lehne mich mit zu hohen Gagenforderungen nicht mehr mit aus dem Fenster. Uns fehlt jetzt vielleicht die große Sensation – aber total viele Leute sagen mir, dass sie sich dieses Jahr auf unser Festival freuen, weil bei uns Bands spielen, wo sie einfach Bock drauf haben.

Rock am Ring kostet mit Camping 298 Euro, Wacken 299 und Hurricane 249 Euro. Wenn du eine Familie mit zwei Kindern hast ist so eine Wochenend-Sause fast unbezahlbar. Wie gehst du damit um?

In den letzten Jahren sind vor allem die Logistik-Kosten gestiegen, aber auch die Band-Gagen. Jeder hält gnadenlos die Hand auf. Ein Rigger beispielsweise hat vor Corona 300 Euro pro Tag gekostet, mittlerweile sind da die Tagespauschalen bei 900 Euro angelangt. Was soll ich da machen? Ich brauche solche Leute. Und obwohl der Markt gerade weniger hergibt, wollen alle mehr Geld. Und das passt einfach nicht zusammen, es ist schon eine merkwürdige Entwicklung.

2019 spielte Eurodance-Ikone Blümchen auf dem Ruhrpott Rodeo | Foto: Peter Hesse

Aktuell bist du mit Slime, ZSK, Wizo, Betontod und Dritte Wahl auf Tour – ist schwer gedanklich zu switchen? Also du spielst ja Schlagzeug bei Slime – dann kriegst du einen Anruf, weil beim Festival in Hünxe was nicht läuft wie ursprünglich geplant?

Das nicht, wir haben ja auch ein geiles Team mit echt coolen Menschen, wo die Verantwortung auf mehreren Schultern liegt – und ich Leute habe, die sich wirklich direkt kümmern. Jetzt mit der „Ruhrpott Rodeo – On The Road“-Tour klappt es wirklich super, in Hannover waren über 4.500 Leute da – und in Augsburg über 4.000. Das geht kaum besser, das waren echt richtig geile Festivals.

Den ersten Teil der Sondaschule-Tour hast du in diesem Jahr ja auch als Drummer begleitet – in der Außenwirkung ist es schon irre, was du alles machst…

Dieses Jahr spielen wir ja mit Verstörte Becker auf dem Ruhrpott Rodeo zum ersten Mal, das ist auch ein Ding, was ich unbedingt noch erwähnen möchte. Wir haben uns eine tolle Show ausgedacht – da musste ich noch ein paar Sachen bestellen. Aber bald muss ich auch anfangen zu proben für Universum 25 – das ist so eine Art Supergroup mit Michael Robert Rhein (von In Extremo), Rupert Keplinger (Eisbrecher), Pat Prziwara (Fiddler’s Green), Gunnar Schroeder (Dritte Wahl) und mir am Schlagzeug. Wir spielen zum ersten Mal im August auf dem Wacken Open Air. Im Moment genieße ich echt dieses Schlagzeuger-Dasein total – hab ja auch kürzlich zum ersten Mal in einer Abba-Tribute Band gespielt. Dieses Jahr ist echt so ein Schlagzeuger Jahr für mich – das ist schon eine schöne Entwicklung.

Freust du dich als Musik-Fan auch noch auf Bands, die dieses Jahr auf dem Ruhrpott Rodeo spielen?  

Ja, klar. Ich freue mich total auf D.I., weil ich echt Fan bin von der Band. Außerdem freue ich mich auf Christian Steifen, der macht echt eine coole Show. Das Upright Citizens nochmal spielen finde ich auch geil und Berlin Blackouts sind für meine Begriffe der totale Hammer. Da spielt der Chris von Jennifer Rostock Schlagzeug und Katja von The Twitchblades ist da am Bass. Das die Sleaford Mods zu uns kommen, finde ich auch ganz großartig. Dazu sind Bands wie Sodom, Ska P, Sick Of It All und Muff Potter am Start. Diese Genre-Durchmischung gefällt mir. Und mit Nine Pound Hammer haben wir sogar eine richtig geile Schweinerock-Band im Billing.

Gibt es ein Festival, was für dich so eine Art Vorbild ist?

Eigentlich nicht. Die meisten Festivals sind so Genre-fixiert, das finde ich dann auch eher langweilig. Was mich von der Stimmung sehr fasziniert hat, ist das Burg Herzfeld Festival, da herrscht eine nette Atmosphäre – und dort habe ich auch zum ersten Mal Leute gesehen, die die ganze Zeit komplett nackt rumgelaufen sind. Wichtig ist mir noch zu erwähnen, dass wir uns viele Gedanken um unsere Öko-Bilanz machen. Dieses Jahr haben wir uns wieder zu kompostierbaren Bechern entschieden – das ist von der Logistik einfacher, als müssten wir Plastik-Becher via Pfandsystem einsammeln und gespült werden. Das haut bei der CO2-Bilanz komplett rein – weil die ja dann auch wieder hin und her transportiert werden müssten. Mir ist wichtig, dass wir da das bestmögliche und ökologisch gesehen wertvollste Angebot auf dem Ruhrpott Rodeo haben.

Das Billing vom Ruhrpott Rodeo in diesem Jahr

 

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