Kann sich Thomas Reis auf Schalke dauerhaft treu bleiben?

Thomas Reis, hier noch als Trainer in Bochum. Archiv-Foto: VfL Bochum 1848

Seit Tagen wurde darüber spekuliert, seit Donnerstagmorgen ist es jetzt auch offiziell: Thomas Reis wird der neue Cheftrainer des FC Schalke 04. Er folgt damit auf Frank Kramer, dem es seit Saisonbeginn nicht gelungen war das Umfeld und die Verantwortlichen in Gelsenkirchen nachhaltig von seiner Arbeit zu überzeugen. Stellt sich somit die Frage, ob dies Reis besser gelingen kann bzw. wird.

Thomas Reis musste im Jahre 2019, als er seine Aufgabe in Bochum begann, wie Kramer jüngst auf Schalke, hart um Anerkennung und Wertschätzung seiner Arbeit ringen. Ich räume im Nachhinein gerne ein, dass auch ich einst zu den vielen Skeptikern gehörte, die Reis als Trainer in Bochum keine große Zukunft prognostizierten.

Es kam bekanntlich anders. Reis formte an der Castrope Straße ein Team, das 2021 völlig überraschend den Wiederaufstieg in die 1. Liga schaffte und dort angekommen, fast noch überraschender, den Klassenerhalt sicherte, ohne in der Premierensaison nach dem Aufstieg jemals wirklich ernsthaft in Abstiegsgefahr zu geraten.

Dementsprechend euphorisch war man beim VfL. Reis war der gefeierte Mann bei den Blau-Weißen. Wie sich nach Saisonbeginn 2022/23 herausstellte, war sein Kredit bei den Verantwortlichen jedoch längst nicht so groß wie erwartet. Rasch geriet Reis in die Diskussion, was auch daran lag, dass er bereits mit dem FC Schalke 04 über eine zukünftige Zusammenarbeit gesprochen haben soll. Das kostete den Bochumer Helden bei den Fans ebenfalls viel Kredit. Auf den ersten Blick ist das natürlich nachvollziehbar, bei einer sachlicheren Herangehensweise jedoch Tagesgeschäft in einer Profiliga. Dass das den Fußballromantikern in Bochum nicht geschmeckt hat, ist auch klar.

Reis konnte sich von diesem Vertrauensverlust offensichtlich nicht mehr erholen, wurde rasch durch Thomas Letsch ersetzt, der seither den VfL betreut. Nun wechselt Reis, der kein Lautsprecher der Branche ist und eher selten das Licht der Öffentlichkeit gesucht hat, also nach Gelsenkirchen und erhält dort eine weitere Chance sich auf Erstliganiveau zu präsentieren.

Natürlich wird er von heute an deutlich stärker unter dem Brennglas der Öffentlichkeit arbeiten müssen, als er das zuletzt in Bochum tat. Schalke ist halt nicht der vergleichsweise beschauliche VfL. Das wird der Neue rasch feststellen. Seine etwas zurückhaltende Art wird er vermutlich so nicht mehr lange beibehalten können. Reis wird sich in Zukunft vermutlich wesentlich fannäher geben müssen, wenn er sich auf Schalke in den kommenden Monaten einen Ruf und einen Beliebtheitsgrad erarbeiten will, der ihm eine längere Arbeitszeit in Gelsenkirchen garantiert, als das bei Frank Kramer zuletzt der Fall war.

Es wird spannend werden zu beobachten, ob Thomas Reis dabei dauerhaft er selber bleiben kann, oder aber ob er sich auf dem Rummelplatz Schalke zu sehr verbiegen muss um seiner Persönlichkeit treu bleiben zu können. Fest steht: Bekommt der neue Coach auf Schalke nicht vom ersten Tag an deutlich mehr Kredit als sein Vorgänger, wird es auch für ihn garantiert rasch sehr schwer werden bei der ‚alten Skandalnudel‘ der Liga.

Jedermann sollte in diesen Tagen eigentlich klar sein, dass es auf Schalke in dieser Saison nur um den Klassenerhalt gehen wird. Auch wenn einige Träumer offenbar mal wieder mehr von der Mannschaft erwarten, als diese derzeit zu leisten im Stande ist. Das ist eine schwierige Ausgangslage. Da muss man nur einmal bei Frank Kramer nachfragen…

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Roland mitschke
Roland mitschke
1 Jahr zuvor

Keine Frage, Thomas Reis hat in Bochum einen Superjob gemacht. Allerdings wollte er – für einen Profi in der Bundesliga – offensichtlich seine Leistung auch versilbert sehen. Sein Anspruch überstieg wohl die Möglichkeiten der Bochumer. So war er frühzeitig mit dem Kopf auf dem Absprung, die VfL-Mannschaft eine lange Serie ohne Punkte. Die Trennung war konsequent für beide Seiten.
Hoffen wir, dass Reis in der neuen Gehaltsklasse den Schalker Erwartungen entsprechen kann. Beim VfL – wie man sieht – geht es auch ohne Reis wieder aufwärts.

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[…] Fehler in Sachen Besetzung der Cheftrainerposition hat man inzwischen korrigiert, auch wenn der Wechsel hin zu Thomas Reis, der seinerseits kurz zuvor in Bochum von seinen Aufgaben entbunden wurde, die ohnehin schon […]

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[…] der Anfang ist gemacht! Das ist gut für Neu-Trainer Reis, dessen Ansehen innerhalb des Vereins durch den Erfolg nun deutlich gefestigt sein dürfte, aber auch für das in den vergangenen Wochen so häufig enttäuschte Selbstverständnis der […]

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