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Köln-Ehrenfeld: Der 60 Dezibel-Muezzin und die iranischen Frauen

Muezzin (مؤذّن) ruft (c) K. Gercek

Ein Jahr ist es her, dass die Ruhrbarone über das Modellprojekt der Stadt Köln zum muslimischen Gebetsruf berichteten. Gestern um Punkt 13:25 Uhr wurde auf dem Vorplatz der Kölner Zentralmoschee zum Gebet gerufen. Zur Premiere erschienen viele Gläubige, der Vorstand der DITIB und der türkische Generalkonsul sowie viel Presse. Bereits vor einem Jahr wurde heftig über das Kölner Modell gestritten.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hatten sich schätzungsweise 50 Gegendemonstranten versammelt, die sich lautstark mit ihren Sprechchören Gehör verschafften. Dazu aufgerufen hatte der Zentralrat der Ex-Muslime. Es kamen auch Frauen aus dem Iran, die sich mit den Protesten im Iran solidarisierten und so die Verbindung vom Islam und Unterdrückung thematisierten.

Demonstranten mit Transparenten (c) K. Gercek

Der Tod der iranischen Kurdin Mahsa Amini hatte die landesweiten Proteste im Iran ausgelöst, die sich jetzt über Wochen fortsetzen und auch in Europa vielfältige Unterstützung erhalten. So auch gestern zur Premiere des islamischen Gebetsrufs vor der Kölner Moschee.

Mahsa Amini – Gegenprotest (c) K. Gercek

Um 13:25 Uhr trat der Vorbeter vor die Mikrophone und rief vor laufenden Kameras zum Gebet. Das war nicht zum ersten Mal in Deutschland. Der öffentliche Gebetsruf zum Freitagsgebet wird bereits in 30 anderen muslimischen Gemeinden praktiziert. Der Ruf wird in Köln jetzt regelmäßig erst einmal für 2 Jahre per Lautsprecher in den Innenhof der Kölner Zentralmoschee der DITIB, dem von der türkischen Religionsbehörde gesteuerten Religionsverband, erschallen.

Muezzin vor Mikrofonen (c) K. Gercek

Auf 60 Dezibel gedrosselt, hört man den Ruf des Muezzin auf dem Bürgersteig der Venloer Straße vor der großen Freitreppe der Moschee recht leise. Der Verkehrslärm vom Kreuzungsbereich zur Inneren Kanalstraße tut ein Übriges, um außerhalb des Moscheegeländes gehört werden zu können. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite kann den Ruf nur ganz leise vernommen werden. Die Sprechchöre während des Rufs waren im Innenhof der Moschee besser zu hören als der Gebetsruf vor der Straße.

Bürger im Interview (c) K. Gercek

Dennoch geht die Debatte weiter, die gestern ein großes Medienecho erzeugte. Die Positionen von Pro und Contra fasst dieser WDR Beitrag übersichtlich zusammen.

Hier kann man den Ruf in voller Länge hören (Hintergrund: Sprechchöre und Telefongebimmel eines Journalisten)

Vor einem Jahr zum Thema:

Köln: Wenn der Muezzin ruft und die Schreie nicht gehört werden…

Kritikerin des Kölner Muezzin-Rufs erhält Morddrohungen

Muezzinruf: Religionsfreiheit bedeutet auch die Freiheit von Religion

 

 

 

 

 

 

 

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Franziska
Franziska
1 Jahr zuvor

@ Greta

sag mal, nimmst du eigentlich irgendwelche Drogen, oder warum schreibst du solche Aggro-Kommentare?

Dieser hier ist ja nicht der erste, der – ja was eigentlich? „Wilde Phantasien“ zum Lenen erweckt? „Köln würde den Dom abreißen lassen“, sag das besser nicht, wenn ein Psychiater neben dir steht!

Reginald
Reginald
1 Jahr zuvor

Die politisch Verantwortlichen hier in Deutschland wollen oder können nicht begreifen dass der Islam eine Bedrohung für unsere Demokratie ist.Es gibt schlicht und ergreifend keine Demokratie in islamischen Ländern.Der Zufluss von Menschen aus islamischen Ländern muss sofort gestoppt werden.Sobald die Muslime hier eine genügend große Anzahl erreicht haben,werden Sie uns angreifen um Ihren Vorstellungen eines Gemeinwesens durchzusetzen.Noch ist es nicht zu spät die Reißleine zu ziehen.

Reginald
Reginald
1 Jahr zuvor

Es gibt keinen toleranten Islam.Es gibt auch keine Demokratie und Religionsfreiheit in muslimisch dominierten Ländern.Ich kann nicht begreifen warum man es zulässt dass von anderen Ländern dominierte Moscheen hier entstehen konnten.Das wird noch bittere Konsequenzen haben.Bis hin zum Bürgerkrieg.

thomas weigle
thomas weigle
1 Jahr zuvor

@ Franziska Ein Gebäude,das von einer mehr als fragwürdigen relidiösenTruppe erbaut wurde, die zudem von Erdowahn angeleitet wird,brauchen wir hierzulande absolut nicht. Die oben angeführten Morddrohungen aus dieem religiös-faschistischen Umfeld sprechen für sich.

Rudi
Rudi
1 Jahr zuvor

# 1 „Greta“: Sie schreiben: „Was aus der Domstadt geworden ist, kann man am Neumarkt und an zig anderen Plätzen beobachten. Diese Stadt hat sich zu Tode toleriert .“ Heißt das, die Stadt hat in Ihren Augen mittlerweile die falschen Bewohner*innen? Passen die Ihnen nicht? Sehen die irgendwie merkwürdig aus? Können Sie das evtl. näher erläutern?
Ich frage allein schon aus persönlichem Interesse, ich will ja wissen, was falsch an mir ist.
Herzmerci,
Grüße aus Köln
Rudi

paule t.
paule t.
1 Jahr zuvor

Und so passiert genau das, was ich beim Artikel „Natürlich hat der Mord an Mahsa Amini mit dem Islam zu tun“ als mögliche Konsequenz aus dem unspezifischen „hat was damit zu tun“ kritisert habe:

Der Protest gegen den Mord im Iran wird instrumentalisiert, um einer Gemeinde den Adhan verbieten zu wollen, …
– die sich in Deutschland befindet,
– deren Mitglieder (bzw. deren Eltern oder Großeltern) aus einem ganz anderen Land kommen,
– die einer anderen Glaubensrichtung angehört als die theokratische Diktatur des Iran,
– die keinen Kopftuchzwang vertritt,
– usw.; kurz: die realiter, in der wirklichen Welt eben _nichts_ mit dem Mord zu tun hat.

Das Einzige, was die Kölner Moscheegemeinde mit dem theokratischen Regime im Iran zu tun hat, ist, dass sich beide auf die religiösen Grundlagen Koran, Hadithe, 5 Säulen u.Ä. beziehen. Das tun aber viele, völlig unterschiedliche Richtungen, die zu allerlei gesellschaftlichen Fragen zu völlig unterschiedlichen, teils gegensätzlichen Schlüssen kommen; das tut zB auch der Liberal-islamische Bund, die Goethe-Ibn-Rushd-Moschee, Leutre wie Khorchide usw.

Man muss nicht für den Adhan sein. (Wobei ich mich schon frage, wie man das begründen will, wenn man auf die verfassungsrechtlichen Grundlagen von Religionsfreiheit und Gleichbehandlung einerseits, die Rechte von Kirchen andererseits schaut.) Man muss auch die DITIB nicht mögen. (Ich mag sie auch nicht.)
Aber wenn man die Ereignisse im Iran gegen den Adhan der DITIB-Gemeinde instrumentalisiert, dann zeigt man nur eine pauschale Islamfeindlichkeit, die bereit ist, alles, was irgendwo auf der Welt an Negativem angeblich im Namen „des Islam“ passiert, als Munition gegen die religiöse Praxis jedes beliebigen anderen Muslims irgendwo auf der Welt zu benutzen.

Akif Atabey
Akif Atabey
1 Jahr zuvor

Bei der Moschee in Köln-Chorweiler, wo der Muezzinruf seit 2010 über einen Außenlautsprecher fünfmal täglich öffentlich erfolgt, ist das auch nicht anders. Außerhalb des Innenhofs verhallt der Muezzinruf dort im angrenzenden Acker. Nachbarn und Anwohner kommen seit über 12 Jahren damit klar. Wer möchte, kann dort vorbeischauen und sich selbst ein Bild davon machen.

Rudi
Rudi
1 Jahr zuvor

#8 Greta – Sie schreiben: „Was sie mir hier entlocken wollen , liefere ich nicht, Erläuterungen zu meinen Kommentaren gebe ich nicht. Ich glaube jeder versteht, was ich sagen will und wollte.“ Die Angst, dass man, was Sie sagen wollen, verstehe, kann ich durchaus – na ja – verstehen. Dass Ihnen am Neumarkt die falschen Menschen in falscher Anzahl unterwegs zu sein scheinen, darf man vermuten, aber da ich selbst beinahe täglich diesen Platz besuche, nehme ich den Vorwurf , man habe mich zu lange toleriert, so lange persönlich, bis Sie in der Lage sind, sich näher zu erklären.
Bis dahin
Grüßt aus Köln
Rudi

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