
Zwei Spieltage vor dem Saisonende 2024/25 steht der 1. FC Köln in der 2. Fußball-Bundesliga auf einem direkten Aufstiegsplatz. Die Rückkehr ins Oberhaus ist damit zum Greifen nah. Und doch: Der Klub zieht nach dem enttäuschenden 1:1-Unentschieden vom Wochenende gegen Absteiger Jahn Regensburg die Reißleine, trennt sich von Trainer Gerhard Struber und Sport-Geschäftsführer Christian Keller. Noch kurioser: In einer Aktion, die nur als Panikreaktion gewertet werden kann, holt der FC den 71-jährigen Friedhelm Funkel zurück. Die Entscheidung wirkt weniger mutig als kopflos.
Struber – ein schwieriges Verhältnis
Struber war in Köln nie unumstritten. Die spielerische Entwicklung unter dem Österreicher blieb Stückwerk, taktische Impulse waren oft vage, die Kommunikation mit Fans und Medien wirkte hölzern. Dennoch: In der Tabelle steht der FC auf Rang zwei – der Aufstieg liegt in eigener Hand. In dieser Phase den Trainer zu entlassen, ist ein Hochrisiko-Manöver, das eher von Angst als von Überzeugung getragen scheint.
Funkel-Rückkehr als Symbol der Verunsicherung
Mit Friedhelm Funkel kehrt ein altbekannter Name in die Domstadt zurück. Der sympathische Routinier hatte Köln bereits 2021 vor dem Abstieg gerettet, gilt als ruhiger, erfahrener Pragmatiker. Ihn als „Feuerwehrmann“ zu verpflichten, liegt nahe. Vor wenigen Tagen war Funkel auch auf Schalke gehandelt worden. Doch seine Rückkehr zum FC ist bei näherer Betrachtung weniger ein Plan als ein Panik-Reflex. Was soll Funkel in wenigen Tagen verändern, was Struber in Monaten nicht gelang? Eingespielte Automatismen lassen sich nicht im Schnellverfahren neu einüben – zumal die Mannschaft bislang eher mental als strukturell wackelte. Hier kann es nur um einen kurzfristigen psychologischen Effekt gehen. Die Taktik mag aufgehen, doch ist die Entscheidung nicht nur hoch riskant, sie lässt auch auf eine große Unruhe im Klub schließen.
Die letzten Spiele – Hoffnung trotz Chaos
Struber und Keller gaben sich am Samstag trotz der schlechten Stimmung im weiten Rund nach dem Spiel noch zuversichtlich, die Saison zu einem guten Ende führen zu können. Und die Chancen stehen mit Spielen in Nürnberg und daheim gegen Kaiserslautern ja auch gut für die Kölner.
Ein Verein zwischen Nostalgie und Zukunftsangst
Die Funkel-Verpflichtung mag nostalgische Gefühle wecken, sie zeugt aber auch von einem Verein, der wieder einmal kurz vor dem Ziel die Nerven verliert. Statt Kontinuität und Vertrauen herrscht aktionistische Unruhe. Die Botschaft an die Mannschaft: Wir trauen euch – und eurem Trainer – nicht mehr. Das kann motivieren, aber ebenso lähmen.
Bleibt der Aufstieg aus, wird man sich diese Entscheidung naturgemäß noch lange vorhalten. Zudem droht der Verein nach dieser Aktion endgültig in internen Streitigkeiten und Unruhe zu versinken.
Gelingt die Rückkehr ins Oberhaus, würde Funkel kurzfristig natürlich als Held gefeiert. Doch eine Strategie für die Zukunft ließe der Klub – der sich dann für die kommende Spielzeit wohl trotzdem erneut auf der Trainerposition neu aufstellen müsste – weiterhin vermissen.
Fest steht allerdings schon jetzt: Wieder einmal hat der Traditionsklub aus dem Rheinland der Fußballnation auf seine ureigenste Art und Weise gezeigt, dass er sein Image als „Karnevalsverein“ nicht umsonst trägt.