Konzertvergnügen zum Luxuspreis – Wenn Live-Musik zur Frage des Geldbeutels wird

Positives Beispiel: Das Ticket für den Auftritt von Wolf Maahn im Ebertbad in Oberhausen kostete mich im November 2024 vergleichsweise günstige 33,90 Euro (zzgl. Versand). Foto: Robin Patzwaldt

Was einst als bezahlbares Vergnügen galt, ist heute für viele Musikfans kaum noch erschwinglich: der Konzertbesuch. In den letzten Jahren sind die Ticketpreise für Live-Events rasant gestiegen – teils auf ein Maß, das selbst eingefleischte Fans zum Verzicht zwingt. Was steckt hinter dieser Entwicklung?

Ich selbst habe mir in diesem Jahr mehr Konzerttickets gegönnt als in den vergangenen Jahren. Was ich dabei feststellen musste: Es gibt kaum noch Tickets für unter 50 Euro – selbst wenn der Künstler nicht zur Premium-Kategorie gehört. Das war früher einmal anders.

Als ich zum Beispiel 1990 Phil Collins in der Dortmunder Westfalenhalle sah und hörte, galt diese Tour als das bis dahin teuerste Hallenkonzert aller Zeiten. Als ich kürzlich mein damaliges Ticket fand, stellte ich fest, dass ich für meinen Sitzplatz 58 DM im Vorverkauf bezahlt hatte. Ein Preis, für den man heute kaum noch eine Coverband zu Gesicht bekommt. Für rund 30 Euro gibt es inzwischen so gut wie nichts mehr.

Das ist schon krass – zumal sich Tonträger der Musiker seither nicht nennenswert verteuert haben, auch wenn der Absatz durch das Internet deutlich zurückgegangen ist und damit an Bedeutung verloren hat.

Die von den Veranstaltern angeführten Gründe für diese Kostenexplosion bei den Konzerten sind vielfältig – aber nicht immer überzeugend. Diese verweisen unter anderem auf steigende Produktionskosten, Inflation und höhere Gagenforderungen der Künstler. Auch die Sicherheitskonzepte sind inzwischen deutlich umfangreicher – und damit teurer. Hinzu kommt der oft gehörte Verweis auf die Corona-Pandemie, durch die man nun Verluste kompensieren müsse. Und auch die Tatsache, dass viele große Acts mittlerweile aufwendige Shows mit Pyrotechnik, Lichtkunst und mehreren Bühnenebenen bieten – ein Spektakel, das nicht nur die Sinne reizt, sondern auch das Budget sprengt – spielt eine Rolle. Vielfach stellt sich sogar schon die Frage: Geht es hier wirklich noch um die Musik – oder nur noch um das „Event“, das optische Erlebnis?

Fest steht: Für einkommensschwächere Gruppen, junge Menschen und Familien werden Konzerte zunehmend unerschwinglich. Die Folge: Eine kulturelle Teilhabe, die einst breiten Bevölkerungsschichten offenstand, wird mehr und mehr zum Luxusgut. Viele ‚kleinere Künstler‘ klagen schon über Schwierigkeiten bei der Vermarktung der Eintrittskarten für ihre Auftritte. Musik als verbindendes Element, als soziales Erlebnis, droht ihren Charakter zu verlieren.

Längst nicht jeder kann es sich leisten, jeden Monat Hunderte Euro für Konzerte auszugeben. Auch ich habe in diesem Sommer auf einige Termine verzichtet, die mir einfach zu teuer waren. Zwar gönne ich mir im Juni zum Beispiel einen Besuch bei Bruce Springsteen – für, wie ich finde, dramatisch teure 160 Euro –, habe aber auf Neil Young in Mönchengladbach schweren Herzens verzichtet, weil dort für einen vergleichbaren Sitzplatz rund 140 Euro aufgerufen werden. Alles geht eben nicht – auch wenn es mir persönlich aktuell im Vergleich zu früheren Jahren finanziell vergleichsweise gut geht. Aber irgendwann ist eben bei jedem Schluss mit lustig.

Kultur darf kein Privileg der Wohlhabenden sein und zum Luxusgut werden!

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Joachim Bomann
Gast
Joachim Bomann
22 Tage zuvor

Also ich habe das Problem nicht:
Im Domicil Dortmund habe ich noch nie mehr als 40 € für eine Eintrittskarte bezahlt, auch nicht wenn dort ein berühmter Musiker sich die Ehre gab. Bei mindestens 2 Konzerten im Monat ist der Eintritt frei.
Sie mögen keinen Jazz & Artverwandtes? Im Bahnhof Langendreer sind die Konzerte alle bezahlbar.
Sie mögen weder Jazz noch Rock & Pop? In der Dortmunder Oper sind trotzt der Subventionskürzungen für alle Vorstellungen die Eintrittspreise weiterhin zivil.

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