Ein glücklicher BVB-Fan, Weihnachten 1980. Foto: privat
Inzwischen sind vier Tage seit der verpassten Meisterschaft des BVB am Ende der Saison 2022/23 vergangen. Wirklich besser geht es mir bei dem Gedanken an das Geschehen vom vergangenen Samstag aber noch immer nicht.
Nachdem die Borussia es verpasst hatte den FSV Mainz 05 in der heimischen Arena zu besiegen, am Ende nur 2:2 spielte, während der FC Bayern München zeitgleich gegen den 1. FC Köln auswärts mit 2:1 gewann und dadurch seine elfte (!!!) Meisterschaft in direkter Folge einfuhr, ist mir der Spaß am Fußball weitestgehend vergangen. Und ich fürchte, das wird auch erst einmal so bleiben.
Der BVB hat am Samstagnachmittag die selten günstige Gelegenheit verpasst, die Deutsche Meisterschaft 2023 einzufahren. Am Ende fehlte ein einziger Punkt (oder eine bessere Tordifferenz), um den Serienmeister FC Bayern München an der Spitze der Fußball-Bundesliga abzulösen und die Meisterschale zum ersten Mal seit 2012 wieder an den Borsigplatz zu holen. Im Heimspiel gegen Mainz 05 reichte es für die Schwarzgelben nur zu einem enttäuschenden 2:2, während die Münchener sich beim 1. FC Köln mit 2:1 durchsetzen konnten und so die Tabellenspitze in letzter Sekunde zurückerobern konnten.
Jetzt trägt Dortmund Trauer. Die immense Euphorie, die sich in den vergangenen Tagen in der Stadt breitgemacht hat, ist urplötzlich einer gigantischen Katerstimmung gewichen, wie sie die Stadt wohl seit dem verlorenen Champions League Finale 2013 nicht mehr miterlebt hat.
Dass der FC Bayern München sein Heimspiel gegen RB Leipzig am 33. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit 1:3 verlieren würde, war so sicherlich nicht zu erwarten. Zwar rechneten viele Beobachter im Lande in der Endphase der Saison durchaus noch mit einem ‚Stolperer‘ des Rekordmeisters, waren die Leistungen der Münchener in den vergangenen Wochen doch einfach zu wechselhaft, um eine durchgängige Erfolgsserie zum Saisonende zu glauben. Und Aufgaben gegen Leipzig und Köln gaben für Fans, die sich nach zehn Meisterschaften in direkter Folge der Bayern einmal wieder einen anderen Deutschen Meister wünschen, auch durchaus gute Gründe für Hoffnung. Doch dass es dann tatsächlich eine solch klare Niederlage gegen die Ostdeutschen werden würde, damit rechneten wohl nur die Wenigsten.
Jetzt ist es also tatsächlich da, das große, emotionale Saisonfinale in der Fußball-Bundesliga. Und das ist, unabhängig vom Ausgang, eine sehr gute Nachricht für die Liga und den Profifußball generell in diesem Lande. Endlich haben ‚wir‘ hier wieder einmal das, was früher eher die Regel als die Ausnahme war, einen echten Titelkampf bis zum Schluss.
Gute Laune auch bei Mats Hummels (re.) in Dortmund. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt
Drei Spiele, neun Punkte! An der Bilanz der ersten drei Pflichtspiele im Kalenderjahr 2023 von Borussia Dortmund lässt sich nicht herummäkeln. Auch wenn die dabei erbrachten Leistungen der Mannschaft bis zum 2:0 bei Bayer 04 Leverkusen vom Sonntag nicht wirklich berauschend waren, an den nackten Ergebnissen gibt es nichts auszusetzen.
Als BVB-Anhänger bleibt zu hoffen, dass Team und Umfeld jetzt nicht sofort wieder abheben. Leider sind erste Anzeichen in diese Richtung schon wieder zu erkennen.
Ousmane Dembélé noch im BVB-Trikot. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt
Es gibt Nachrichten im Sport, die lassen einem auch in fortgeschrittenem Alter und mit mehr Lebenserfahrung noch immer die sprichwörtliche Kaffeetasse aus der Hand fallen, wenn man sie morgens liest. Einer solche war in diesen Tagen für mich eindeutig die zum wiederholten Male auftauchende Spekulation in einigen Medien, dass der 2017 im Unfrieden aus Dortmund zum FC Barcelona gewechselte Ousmane Dembélé offenbar ein Kandidat für einen Wechsel zum FC Bayern München zu sein scheint.
Eine Personalspekulation, die, wenn sie in den kommenden Tagen oder Wochen denn Realität würde, für nichts anderes als die dann wohl endgültig verlorengegangene Fan-Nähe in der Fußball-Bundesliga stehen würde.
Der FC Bayern München ist seit diesem Wochenende die 31. Meisterschaft nicht mehr zu nehmen. Es ist die neunte (!!!) in Folge. Seit dem der BVB im Jahre 2012 die Fußball-Bundesliga mit Trainer Jürgen Klopp in großes Entzücken versetzte, ist es keinem anderen Team mehr gelungen diesen Titel zu erringen als den Münchenern.
Und ausgerechnet die Dortmunder waren es auch, die die Bayern am Samstagnachmittag abermals auf den nationalen Fußball-Thron hievten. Borussia bezwang am 32. Spieltag den Tabellenzweiten RB Leipzig im heimischen Westfalenstadion mit 3:2 und sorgte dadurch dafür, dass die Bayern schon vor ihrem drittletzten Spiel der Spielzeit gegen Mönchengladbach nicht mehr von der Tabellenspitze zu verdrängen waren.
Der Jubel in München, er hielt sich coronabedingt in engen Grenzen, wäre in Anbetracht der inzwischen gewonnenen Routine im Feiern aber wohl auch sonst überschaubar geblieben. Dass die Bayern dann im Top-Spiel des Spieltags die andere Borussia vom Niederrhein mit 6:0 aus dem Stadion schossen, interessierte dann schon noch kaum jemanden, war das Spiel der Münchener dann doch sportlich schon bedeutungslos, was das Meisterrennen betraf.
Wobei ‚Rennen‘? Ein richtiges Rennen war es auch in dieser Saison wieder nicht, was aber gar nicht so sehr an den schier übermächtige Bayern selber lag.
Man muss sich wirklich wundern, wie scheinbar selbstgerecht und offenbar arg verblendet von den eigenen sportlichen Erfolgen führende Köpfe des FC Bayern München in diesen Tagen wiederholt öffentlich auftreten.
Dass die Fußball-Bundesliga ein extrem schnelllebiges Geschäft ist, das ist wahrlich keine neue Erkenntnis. Und doch kann man sich aktuell des Eindrucks nicht erwehren, dass sich das Tempo der Stimmungsschwankungen bei Fans und Medien stetig noch weiter beschleunigen.
Jüngstes Beispiel: Trainer Hansi Flick, der bei den Bayern nach zwei Siegen zum Auftakt in seine Interimstätigkeit nach der Entlassung von Niko Kovac vorschnell als womöglich perfekte Trainerlösung beim Rekordmeister gefeiert wurde, und nun, zwei unglücklichen Niederlagen später, ebenso rasch wieder komplett infrage gestellt wird.
Bei vielen Fußballfans hier im Lande ist das Image von RB Leipzig seit Jahren sehr schlecht. Unvergessen in diesen Breiten noch immer die umstrittenen Aktionen der Ultras in vielen Stadien, die jüngst unter anderem in Mönchengladbach und Dortmund aktiv Stimmung gegen den vom österreichischen Red Bull-Konzern geförderten Bundesligisten machten.
Sportlich läuft es bei den Leipzigern hingegen ausgesprochen gut. Am Ende der gerade abgelaufenen Spielzeit landete RB auf Platz drei und qualifizierte sich damit souverän für die UEFA Champions League im kommenden Herbst, was wichtig für die sportliche und finanzielle Zukunft des umstrittenen Ost-Klubs war.
Doch auch abseits der Platzes gab es zuletzt zahlreiche gute Nachrichten für alle, die es mit den Leipzigern halten. Das Marktforschungsunternehmen ‚Nielsen‘ fand jetzt zum Beispiel gerade heraus, dass RB Leipzig hinter dem Branchenprimus FC Bayer München und dem Vizemeister Borussia Dortmund inzwischen bereits die dritthöchsten Sympathiewerte im Lande hat.
Wie bitte? Die drittbesten Sympathiewerte? Ausgerechnet RB?
Kevin De Bruyne spielt aktuell für Wolfsburg. Quelle: Wikipedia, Foto: Opihuck, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Verfolgt man das Geschehen rund um den Fußball aktuell auf nationaler Ebene, dann bestimmen neben den üblichen Branchenriesen Bayern, Dortmund und Schalke, vor allem zwei Themen die Berichterstattung, welche bei näherer Überlegung doch sehr erstaunlich sind: Der unendliche Wechselpoker um den Noch-Wolfsburger Kevin De Bruyne und der Hype um den nach England gewechselten Nationalspieler Bastian Schweinsteiger. Beides Themen die direkt mit ihrer sportlichen Leistung eigentlich rein gar nichts mehr zu tun haben. Hier scheint sich aktuell ganz allmählich ein Schwerpunkt der Sport-Berichterstattung zu verschieben.
Spielerwechsel und die Spekulationen in deren Vorfeld gehören seit Jahren schon zum üblichen Ritual in der Sommer- bzw. Winterpause im bundesdeutschen Fußball. Ist ja grundsätzlich auch herrlich darüber zu sinnieren welcher Kicker das eigene Team vielleicht noch verstärken könnte oder gar noch verlässt.
Im Laufe der letzten Jahre ist bei diesen Spekulationen ein stetiger Zuwachs zu beobachten, welcher sicherlich auch mit der zunehmenden Kommerzialisierung des Profifußballs zu erklären ist. Doch was sich in den letzten Tagen und Wochen abspielt, das setzt diesbezüglich tatsächlich ganz neue Maßstäbe.
Die ewigen Meldungen rund um den Verbleib bzw. den angeblich womöglich ins Haus stehenden Wechsel des Belgiers Kevin DeBruyne und das riesige Tam-Tam um den bereits abgewickelten Wechsel des Ex-Bayern und Nationalspielers Bastian Schweinsteigers von München zu Manchester United und seine nun ersten Auftritte im Trikot seines neuen Clubs nerven inzwischen eigentlich, bis auf die direkt Betroffenen vielleicht, inzwischen wohl alle. Und selbst dies ist nach den jüngsten ‚Spielchen‘ um den De Bruyne-Poker, mit dem unwürdigen Schauspiel durch ARD-Moderator Alexander Bommes bei einer Gala, in der er den Belgier ein Treuebekenntnis zu seinem derzeitigen Verein ’nachplappern‘ ließ, als vorläufige Krönung des Ganzen zu bezweifeln. Irgendwann ist es halt auch mal einfach genug mit diesem künstliche ‚Gehype‘ jenseits des eigentlichen Sportgeschehens!
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