Arye Sharuz Shalicar: „Ich will nicht zu früh einen Freudentanz aufführen, weil die Angriffe des Irans stark zurückgegangen sind“

Arye Sharuz Shalicar, Mai 2024, irgendwo in Israel (Foto: Peter Ansmann)
Arye Sharuz Shalicar, Mai 2024, irgendwo in Israel (Foto: Peter Ansmann)

19. Juni 2025: Sechs Tage sind vergangen, seitdem die Israelischen Verteidigungskräfte begonnen haben, Ziele im Iran ins Visier zu nehmen. Nach jahrelangen Angriffen und Terror, durch Proxys des Mullah-Regime, gegen Israel.

Während ich diesen Beitrag schreibe, um 23:07:18 Uhr am 18.06.2025, meldet die Home Front Command App wieder einen Angriff auf Tel Aviv. Die Entwarnung kommt schnell.

Ab dem 07.10.2023, mit dem Überfall der islamofaschistischen Hamas, war Israel in einen Mehrfrontenkrieg verwickelt. David gegen Goliath. Der jüdische Staat gegen Beschuss aus Gaza, dem Libanon, dem Jemen, Syrien, dem Irak. Finanziert und bewaffnet werden die ausführenden islamistischen Terrorgruppen durch die frauenverachtenden und menschenfeindlichen Machthaber in Teheran.

Während in Gaza die Hamas immer noch Terror gegen die eigene Bevölkerung ausübt und die IDF dort weiterhin die islamistischen Schlächter von Hamas und Islamischer Dschihad bekämpft, ist die Lage im Libanon, durch konsequentes Vorgehen gegen die Hisbollah (Gold Apollo / Tod von Hassan Nasrallah) 2024 schnell entschärft worden. Ein Krieg wurde verhindert, viele Menschenleben im Libanon und in Israel gerettet. Durch den Sturz des Assad-Regimes, das seit gefühlten Ewigkeiten fest mit den Machthabern im Iran verbündet war, hat sich die Lage in Syrien auch zu Gunsten Israels verändert.

Paranoia im Mullah-Regime

Seit dem 13. Juni 2025 geht Israel gegen den Kopf der Schlange, das Terrorregime der Mullahs im Iran, vor: Mit einigen Erfolgen. Viele Raketenabschussrampen im Iran wurden zerstört, die militärische und politische Elite der Mullahs mit chirurgischer Präzision dezimiert, Propaganda-Infrastruktur, wie der staatliche TV-Sender, und Nuklearanlagen ins Visier genommen.

Nebenbei hat das iranische TV-Programm ein Upgrade in Sachen „realistische Information“ erhalten.

Die zunehmende Paranoia im iranischen Regime, das Aufstände im Land fürchten muss, treibt die Propaganda der Mullahs zu Höchstleistungen an, Israel reagiert darauf herrlich lapidar:

„Der Iran sagt, er habe das Mossad-Gebäude bei einem Raketenangriff getroffen. Zum Glück war niemand da. Sie sind alle im Iran.“

– ist auf X als Reaktion auf iranische Fake-News, die Menschen im Iran wohl beruhigen sollen, zu lesen.

Es gibt KI-generierte Fotos die den zerstörten Flughafen Ben-Gurion oder das, durch iranische Raketen, zerstörte Hauptquartier des israelischen Auslandsgeheimdienst zeigen. Fake-Videos gibt es ebenfalls. Das Gebäude, in dem der Zentrale Nachrichten- und Sicherheitsdienst vermeintlich sitzt, dürfte demnächst (als das am häufigsten zerstörte Gebäude der Weltgeschichte) im Guinness-Buch der Weltrekorde aufgeführt werden.

Der Iran hat sich offenbar einige Kniffe aus dem PR-Handbuch von Muhammad as-Sahhaf (aka Baghdad Bob) abgeschaut:

In der „Teheran Times – Straight Truth“ („Reine Wahrheit“), ist das, durch iranische Raketen angegriffene „Hauptquartier des Mossad“ abgebildet. Auf dem Foto ist, an dem Gebäude, ein Schild angebracht, auf dem „Willkommen im Hauptquartier des Mossad“ zu lesen ist. Das gleiche Motiv existiert auch, in anderen Beiträgen, mit dem Hinweis, dass es sich um das „Hauptquartier des Mossad in Teheran“ handeln würde.

Das der israelische Auslandsnachrichtendienst GENAU SO „öffentlichkeitswirksam“ operiert, kann man natürlich glauben.

Dann ist man allerdings ein Trottel.

Man könnte, alleine bei der Betrachtung der (sich teilweise gegenseitig widersprechenden) KI-Videos, zu dem Schluss kommen: Die letzte Woche ist für das Regime der Steinzeitislamisten in Teheran nicht ganz optimal verlaufen.

Mehr Shock-and-Awe, perfektioniert, durch von langer Hand geplanter Vorgehensweise, ist schwer vorstellbar.

Wie sieht es gerade im Konflikt zwischen Iran und Israel aus?

Zum Thema Israel und Nahostkonflikt klärt der deutsch-persisch-israelische Politologe Arye Sharuz Shalicar seit einiger Zeit, gegen Narrative ankämpfend, in seinem Podcast „Nahost Pulverfass – Kriegsbericht aus Israel” auf.

Die Ruhrbarone haben sich gestern (18. Juni 2025) mit Arye Sharuz Shalicar (Autor von Ein nasser Hund, Schalom Habibi und Tagebuch aus Cherson), Sprecher der IDF in Reserve und Betreiber des Podcasts „Nahost Pulverfass – Kriegsbericht aus Israel” – über den aktuellen Stand der Operation „Rising Lion“ und die Lage in Israel unterhalten.

Juni 2023: Arye Sharuz Shalicar im Landwer Café, Sarona / Tel-Aviv (Foto: Peter Ansmann)
Juni 2023: Arye Sharuz Shalicar im Landwer Café, Sarona / Tel-Aviv (Foto: Peter Ansmann)

„Israel wird diese Sache jetzt auch allein zu Ende bringen müssen, wenn es nicht anders geht“

Ruhrbarone: Schalom Arye, schön dass du für uns Zeit hast. Wie geht es dir aktuell?

Arye Sharuz Shalicar: Schalom! Gut, und zwar sehr gut, muss ich sagen. Natürlich angespannt, aber sehr, sehr glücklich.

Ruhrbarone: Wieso glücklich?

Arye Sharuz Shalicar: Sehr glücklich, weil wir endlich nach so vielen Jahrzehnten dieser existenziellen Bedrohung jetzt endlich diese Kriegssituation mit dem Iran hoffentlich ein Ende setzen.

Ruhrbarone: Als wie wirksam wird denn aktuell der Schlag gegen den Iran und das iranische Nuklearwaffenprogramm bewertet?

Arye Sharuz Shalicar: Hier in Israel ist man begeistert und wie du siehst, sind auch viele westliche Partner begeistert. Wenn selbst der deutsche Kanzler sagt – und das berechtigterweise – dass Israel die Drecksarbeit leistet, weil diese atomare Bewaffnung des Irans bei weitem nicht nur Israels Problem ist. Das ist ein Problem der Region, das ist ein Problem der Welt und Israel kümmert sich jetzt drum.

Ruhrbarone: Jetzt ist ja dieses Problem nicht ganz neu. Es gab ja schon 2010 Überlegungen den Iran anzugreifen und bereits konkrete Übungen in diese Richtung. Wieso denn erst jetzt, weil damals wurde ja gesagt, der Angriff auf den Iran sei nicht durchführbar. Wieso jetzt zu diesem Zeitpunkt?

Arye Sharuz Shalicar: Da gibt es mehrere Gründe. Zum einen muss ich sagen, gab es ja immer den Versuch der Diplomatie. Hin oder her, hat die Diplomatie natürlich mal besser funktioniert, mal schlechter. Aber wenn man jetzt kurz diese Zeit der Diplomatie zusammenpasst bis letzten Freitag, muss man sagen, dass die Trump-Administration nach sechs Monaten Verhandlungen verstanden hat, dass das Terrorregime im Iran nur lügt und betrügt und überhaupt kein Interesse hat, irgendwie zu kooperieren.

Die Internationale Atomenergiebehörde hat auch letzte Woche bekanntgegeben, dass der Iran den Atomwaffensperrvertrag verletzt hat. Das ist eine Art Kriegserklärung. Es ist ein Bruch des Völkerrechtes, kann man sagen, wenn man sich nicht an den Atomsperrvertrag hält.

Aber wenn man diese zwei Punkte zusammennimmt und dann auch noch geheimdienstliche Informationen, die Israel mit Amerika und mit anderen Partnern auf der Welt geteilt hat, dass sich der Iran jetzt im Endspurt befindet und in kürzester Zeit irgendwas im Bereich von neun bis 15 Atombomben herstellen könnte. Dann musste man jetzt natürlich zusehen, dass man handelt.

Juni 2024: Arye Sharuz Shalicar in Duisburg (Foto: Peter Ansmann)
Juni 2024: Arye Sharuz Shalicar in Duisburg (Foto: Peter Ansmann)

Ruhrbarone: Aber im Moment handelt ja nur Israel, der kleine Satan, wie es im Iran genannt wird, und die USA, der große Satan, handelt im Moment nicht. Jetzt gibt es z.B. die nukleartechnische Anlage Fador, in der Uran angereichert wird. Tief in den Berg gebaut. Die man nur mit modernen bunkerbrechenden Waffen, wie dem GBU-57 Massive Ordnance Penetrator zerstören kann. Die nur die USA in ihrem Arsenal haben und die nur von Bombern des Typs B-2 und B-52, die ebenfalls nur die USA besitzen, getragen werden können. Wie ist denn die Strategie zu mit dieser Anlage?

Arye Sharuz Shalicar: Das ist erstmal eine falsche Annahme: Die Amerikaner sind sehr wohl involviert, und zwar direkt von erster Minute an, indem sie Israel mit verteidigen. Die amerikanischen Luftverteidigungssysteme sind im Einsatz, genauso wie die israelischen, ja, und auch die von anderen arabischen Staaten in der Region. Also da gibt es einen Schulterschluss. Was du meinst, ist natürlich, dass die Amerikaner in der Offensive noch nicht mit auf den Zug gesprungen sind. Hier gilt es abzuwarten, wie die Amerikaner in den nächsten Tagen die Realität wahrnehmen. Das ist ihre Entscheidung. Israel wird diese Sache jetzt auch allein zu Ende bringen müssen, wenn es nicht anders geht, und das wird sich in den nächsten Tagen zeigen, ob die Amerikaner dazu kommen wollen, offensiv oder lieber nur bei der Verteidigung bleiben und Israel somit die Drecksarbeit alleine weitermacht.

„Der Weg zur Freiheit, wenn so ein mörderisches Terrorregime an der Macht ist, ist nun mal kein einfacher“

Ruhrbarone: Wie ist denn Israels Exit-Strategie für diese Operation? Gibt es da ein klares Ziel, das erreicht werden muss?

Arye Sharuz Shalicar: Ja, absolut. Es gibt zwei zentrale Ziele. Das eine ist natürlich die finale Beendigung des iranischen Atomwaffenprogramms. Also die Zerstörung des iranischen Nuklearwaffenprogramms und die Verhinderung, dass die Mullahs irgendwann Atombomben bauen können.

Das zweite Ziel ist natürlich die Vernichtung der ballistischen Raketenindustrie. Die Iraner haben den Lauf im Laufe der letzten Jahrzehnte verschiedene Sorten von Kurz- und Mittelstreckenraketen entwickelt. Bei den Mittelstreckenraketen, da gibt es mehrere Sorten, wie z.B. die Emad, Khorramshahr oder die Shahab, die fliegen teilweise 2000 bis 3000 Kilometer weit.

Soweit es die Entwicklung von Langstreckenraketen durch die Revolutionsgarden betrifft: Die kämen bis nach Berlin und auch nach Duisburg und wenn diese ballistischen Interkontinentalraketen auch noch nuklear bestückt werden: Ja dann, gute Nacht!

Ruhrbarone: Welche anderen Nebeneffekte könnten durch „Rising Lion“ eintreten?

Arye Sharuz Shalicar: Die Iraner unterstützen Putin, z.B. mit Kamikaze-Drohnen, die die Russen natürlich in der Ukraine einsetzen. Dann hast du die Iraner natürlich auch im Bündnis mit Nordkorea und mit China. Wenn du jetzt noch die radikalislamistischen Terrororganisationen siehst, die Iran im Laufe der letzten Jahrzehnte aufgebaut hat – wie Hisbollah, Islamischer Dschihad, Huthis, Hamas – dann verstehst du, dass du auf jeden Fall auf der Gegenseite bist.

Und ein Bonus: Es ist kein erklärtes Ziel. Ja, aber das sag ich persönlich auch als jemand, der dessen Eltern aus dem Iran stammen. Ich hab auch noch Familie im Iran. Falls da auch noch ein Sturz dieses schrecklichen Regimes in die Wege geleitet wird, durch diesen Einsatz Israels, dann umso besser für die Freiheit der Menschen im Iran.

Ruhrbarone: Im Irak gab einen Wechsel der Regierung. Nach dem Sieg der Koalition der Willigen im Jahre 2003 und dem Sturz Saddam Husseins. Was dann folgte, waren jahrelanger Terror und Chaos. Du hast jetzt im Iran mehrere Oppositionsgruppen, die sich untereinander nicht grün sind: Die Monarchisten, die den Schah wiederhaben wollen, die Linken, die keinen neuen Schah möchten, die Kurden. Ist mit diesen verschiedenen Interessengruppen überhaupt sowas wie eine „einheitliche Front“ gegen das Mullah-Regime möglich?

Arye Sharuz Shalicar: Kurz vor der islamischen Revolution im Iran gab es ja damals auch, als der Schah abgesetzt wurde, mehrere Gruppen, die dort auf die Straße gegangen sind. Am Ende haben die Islamisten die Oberhand gewonnen, ja, aber die Islamisten sind ja genau die, die an der Macht sind, das heißt, die werden nicht wieder die Oberhand gewinnen können.

Der zweite Punkt, der natürlich wichtig ist, weil viele versuchen, die aktuelle Lage irgend wie dem Sturz von mit Saddam Hussein zu vergleichen. Das ist nicht vergleichbar, weil nach Saddam Hussein im Irak teilweise ein Stück weit Chaos entstanden ist und der Iran sich dann den Irak unter den Nagel gerissen hat. 

Wir müssen die Situation mit Chamenei und den Revolutionsgarden im Iran mit Nazideutschland vergleichen, mit Hitler und der SS. Das heißt, Hitler ist Chamenei und die SS, das sind heute die Revolutionsgarden, und wenn man will, dass das iranische Volk frei wird, muss man Chamenei und die Revolutionsgarden schwächen. 

Oder besser: Stürzen.

Erst danach kann der Iran frei werden. Der Weg zur Freiheit, wenn so ein mörderisches Terrorregime an der Macht ist, ist nun mal kein einfacher. 

Das wird hier in Israel eigentlich gar nicht besprochen, sondern es geht es in erster Linie um die zwei Ziele, die ich ja schon genannt hatte: Das Nuklearwaffenprogramm und die ballistischen Raketen. 

Diese Bedrohung ist für Israel eine existenzielle Bedrohung.

Ruhrbarone: Es war, kurz nach dem 07.10.2023, immer die Rede davon, dass bei der Hisbollah noch ca. 140.000 Raketen in irgendwelchen Depots vor sich hinrosten. 

Bis jetzt ist die Hisbollah, oder was davon noch übrig ist, ruhig geblieben. Als Nutznießer des Mullah-Regimes, hätte die schiitische Terrormiliz mehrere Gründe um einzugreifen. Hat die Hisbollah Teheran bereits aufgegeben?

Arye Sharuz Shalicar: Die Proxys des Irans, die Hisbollah, aber auch die Huthis, die Hamas, der Islamische Dschihad und schiitische Milizen in Syrien und an anderen Orten, die sind in den letzten 20 Monaten von Israel gelähmt worden. Das kann man nicht anders wahrnehmen, weil die Hisbollah nicht einmal in den letzten Tagen die Stimme erhoben hat. Auch Hamas oder Islamische Dschihad, selbst die Huthis, bringen derzeit nichts mehr zustande.

Das zeigt, dass der Zeitpunkt, zu dem Israel angegriffen hat, nicht besser hätte gewählt sein können.

Weil zum Zeitpunkt des Angriffes Israels, um diese Sache endlich zu Ende zu bringen, haben zum einen die Amerikaner verstanden, dass die Iraner nicht interessiert sind an Kooperation und die Internationale Atomenergiebehörde verstanden hat, dass die Iraner lügen und drohen. Zusätzlich hat das iranische Mullah-Regime den Feuerring, des es um Israel herum aufgebaut hat, verloren. 

Also all die Terrororganisationen und Milizen, die vor eineinhalb bis zwei Jahren noch bis auf die Zähne bewaffnet und stark waren und Israel Angst gemacht haben. Die sind heute nicht mehr in dieser Situation und deshalb ist das Mullah-Regime mehr oder weniger auf sich gestellt ist.

Ruhrbarone: Wie siehst du denn persönlich diese ganze Entwicklung? Deine Eltern stammen aus dem Iran. Du liebst die persische Küche, du liebst persischen Tee. Aber du warst noch nie im Iran. Wie siehst du deine Chancen, irgendwann in naher Zukunft das Land deiner Familie zu besuchen?

Arye Sharuz Shalicar: Das ist einer meiner großen Wünsche in diesem Leben, dass der Iran natürlich, das Land, wo meine Eltern geboren wurden, frei sein wird und dass ich das Land einmal besuchen kann. Zukunftsmäßig habe ich natürlich auch schon öfter gesagt, würde ich mir wünschen, der erste israelische Botschafter in Teheran sein zu dürfen, das ist so eine Art Karrierevision und Wunsch. Ob das kommen wird, weiß ich noch nicht, aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Ruhrbarone: Wie ist denn jetzt die Entwicklung bei dir vor Ort, in Bezug zu den Angriffen seitens Teherans? Ist es jetzt ruhiger geworden, im Vergleich zu den ersten Kriegstagen?

Arye Sharuz Shalicar: Ich will nicht zu früh einen Freudentanz aufführen, weil die Angriffe des Irans stark zurückgegangen sind. Wenn man die letzten Tage sieht, an denen es deutlich weniger Raketen waren als in den ersten Tagen. Jeden Tag weniger. Und das das ist ein Trend, der hier in Israel natürlich positiv wahrgenommen wird, weil natürlich die Luftwaffe über dem Himmel des Irans pausenlos im Einsatz ist und dort Raketenstellungen, Raketenentwicklung, Raketendepots und Raketenabschussrampen pausenlos angreift.

Weil die Iraner derzeit nicht mehr so in der Lage sind, wie noch vor fünf Tage, an einem Stück 103 Raketen gleichzeitig abzufeuern. Aber – das ist ein großes „aber“ – das ist der aktuelle Stand. Das Mullah-Regime ist keine kleine Terrororganisation, sondern ein Regime, das sich in den letzten 46 Jahren dort stark gemacht hat und es ist gut möglich, dass sie noch Überraschungen, negative Überraschungen für uns, parat haben.

2024: Arye Sharuz Shalicar zu Gast der Jüdischen Gemeinde Duisburg (Foto: Peter Ansmann)
2024: Arye Sharuz Shalicar zu Gast der Jüdischen Gemeinde Duisburg (Foto: Peter Ansmann)

Ruhrbarone: Jetzt läuft noch parallel der Einsatz der israelischen Armee im Gazastreifen. Ist da ein Ende absehbar?

Arye Sharuz Shalicar: Ich denke, das eine hat mit dem anderen zu tun, weil natürlich die Hamas einen sehr, sehr, hohen Preis bezahlt hat, für ihre Taten und für die Massaker des 7. Oktober 2023 und dafür, dass sie unsere verbliebenen 53 Geiseln nicht freilassen wollen. 

Und dafür, dass sie unter keinen Umständen die Macht abgeben wollen. Sie blicken zum Iran und solange der Iran sich hält, haben sie das Gefühl, dass sie noch einen großen Partner in der Region haben. 

Wenn das Regime fallen sollte, beziehungsweise wenn der Iran nicht mehr imstande sein wird, die Hamas und den islamischen Dschihad zu unterstützen, dann kommen sowohl die Hisbollah, als auch die Huthis, die Hamas und der islamische Dschihad in Gazastreifen extrem in Not, weil sie dann auch alle auf sich gestellt sind.

Das würde mehr oder weniger eigentlich nur bedeuten, dass dieser Kampf definitiv seinem Ende zugeht und dass sie dann eine Exit-Strategie haben sollten: Wie sie die 53 Geiseln freilassen und eventuell versuchen, noch am Leben zu bleiben. 

Aber die Macht im Gazastreifen, die werden sie nie wieder in die Hände nehmen können.


Nahost Pulverfass – Podcast von Arye Sharuz Shalicar: Kriegsbericht aus Israel

Weitere Artikel zu Arye Sharuz Shalicar im Blog der Ruhrbarone:

Arye Sharuz Shalicar: „Am Ende ist die Message: Judenmörder werden mit ihren Taten nicht davonkommen.“

Arye Sharuz Shalicar (IDF): „Irgendwann muss man dann natürlich seine Sicherheitsinteressen in die eigenen Hände nehmen“

Arye Shalicar in Düsseldorf zum 7. Oktober 2023: „Wir sind nicht mehr die armen Judenkinder von damals“

 
 

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