Der Ruhrpilot

Blogs: Vierte Runde im Tortenprozess…Bo Alternativ

Debatte: Der diktatorische Anspruch der Parlaments-Verächter…Welt

NRW: Nochmals 13 Prozent mehr Autoverkehr…RP Online

Verkehr: NRW-Projekte sind lukrativer als Stuttgart 21…Der Westen

Bochum: 200 Opelaner sollen nach Rüsselsheim…Ruhr Nachrichten

Bochum II: Mike Huckaby im Funkloch…Kochplattenteller

Dortmund: Thilo Sarrazin kommt zur Lesung – Demo angemeldet…Ruhr Nachrichten

Dortmund II: Die Clubs „Ruby“ und „View“ öffnen im U-Turm…Ruhr Nachrichten

Essen: Die Zukunft nach der Innovation-City-Niederlage…Der Westen

Umland: Schnee in Winterberg…Zoom

IT: Jens testet Windows-Handy…Pottblog

Gesundheit: Die komische Eso-Petition…Netzpolitik

Der Ruhrpilot

NRW: Landtag nimmt „Schrottimmobilien“ ins Visier…RP Online

NRW II: Bochumer Grüne wollen JMStV kippen…Pottblog

NRW III: Schlusslicht bei Kinder-Tagesbetreuung…RP Online

Wirtschaft: RWE erwägt Abbau von bis zu 2000 Stellen im Ruhrgebiet…RP Online

Loveparade: Gedenk-Kubus verhüllt…Der Westen

NRW IV: Finanzen statt Politik…Welt

Dortmund: Museum am Ostwall…Uzdo

Dortmund II: Im Haushalt ist noch Spielraum…Der Westen

Dortmund III: Kunstschätze fließen in „U-Stiftung“…Der Westen

Bochum: Goosen-Theater wird doch nicht gebaut…Der Westen

Bochum II: Ehrungen für Urbanatix…Pottblog

Gelsenkirchen: Haus Vogelsang | Bergmannsglück | Widerstand…Hometown Glory

Umland: Peinlicher Cem Özdemir…Zoom

Internet: Zensursula-Anhörung vor dem Rechtsausschuss…Netzpolitik

GEMA: Laterne, wer nicht lizenziert, sieht bald Sterne…Frontmotor

Update: Die Kunst des Scheytterns

Oliver Scheytt, Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH, Foto: Ralf Schultheiss

Verzweifelt sucht Oliver Scheytt, der Geschäftführer der Ruhr2010 GmbH, nach einer beruflichen Perspektive für die Zeit nach der Kulturhauptstadt. Sein neuer Plan: Er will die Klima-Expo für das Ruhrgebiet organisieren.

Es geht immer weiter. Irgendwie. Und natürlich: Es ist blöd wenn man nicht weiß wie. Kennen wir alle. Und so geht es Oliver Scheytt. Sein Kollege, Kulturhauptstadt-Direktor Dieter Gorny, ist da schon weiter: Der hat mit dem Europen Center für Creatice Economy  (ECCE) ein Rettungsboot für sich und die Seinen gebastelt. Aber das ist nur für die Gorny-Gang und zu der gehört Scheytt nicht.

Also sucht Scheytt nach Alternativen für sich und die böse Zeit nach  dem Ende der Ruhr2010 GmbH. Vor ein paar Monaten wollte er sich zum Chef einer Kulturgesellschaft für das Ruhrgebiet machen. Das wollte aber niemand.

Heute hat er dem Kulturausschuss des Ruhrparlaments einen auch von Fritz Pleitgen unterschriebenen Brief, der uns vorliegt, eingereicht. In demschlägt er vor  seiner Ruhr2010 GmbH die Klima-Expo zu überlassen. Er warnte davor, dass der RVR sich bei diesem Projekt an die Spitze setzt – was dem natürlich zusteht.

Auch auf Partner will Schyett zugehen. Zum Beispiel auf den Initiativkreis Ruhr. Die wollen aber gar nicht mit Scheytt zusammenarbeiten und sind von seinem Versuch, sich auch ihr Projekt Innovation City unter den Nagel zu reißen nicht amüsiert.

Update: Der RVR kann sich auch eine Zukunft ohne Scheytt vorstellen. Und der wird  ab 2012 freiberuflich tätig sein, wie er uns mitteilte.

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Post von Dieter Gorny

Dieter Gorny, ECCE

Die Betreiber des Blogs Unruhr haben Post von Dieter Gorny bekommen. Gefreut haben sie sich nicht.

Unruhr ist sicher eines der besten Blogs des Ruhrgebiets, wenn es um Pop-Musik geht. Und vor ein paar Tagen bekamen die Macher Post von Dieter Gorny. Besser: von seiner Kollegen-Versorgungsanstalt mit dem imposanten Namen „European Center for Creative Economy“ (ECCE). Die Lebenserfahrung sagt einem ja, dass hinter so einem Namen immer aufgeblasener Quark steckt, für den die Steuerzahler blechen müssen, um ein paar Nieten davor zu bewahren, sich auf dem Arbeitsmarkt begeben zu müssen. Das sehen die Kollegen von Unruhr wohl ähnlich:

Menschen wie Dieter Gorny oder Bernd Fesel geht es gar nicht um die Kreativen oder Menschen hierzulande. Nein. Sie wollen Strukturen schaffen, Kopfgeburten umsetzen und ihre Idealmodelle endlich realisiert sehen. Die einzigen, die dabei stören, sind wir, die wir das alles anders machen woll(t)en.

Sie haben über ECCE und den Brief von Dieter Gorny einen Text geschrieben. Und der ist toll. Bitte lesen.

Update: auch wir von den Ruhrbaronen haben den Gorny-Brief bekommen. Aber direkt weggeworfen. Weil sich das ECCE mit der Werbung versucht, einen Resonanzboden zusammenzustoppeln. Sprich: wenn sich Kreative auf den Brief melden, wird ECCE in Zukunft so tun, als würde es für die Kreativen im Revier sprechen. Das ECCE wird Fördermittel im Namen der Kreativen einfordern und Mitsprache-Rechte. Damit will Gorny politische, nicht durch Wahlen, sondern allein durch Postwurfsendungen legitimierte Macht. Als nächstes werden Beiträge eingefordert und dann ein Kreativparlament. Er will damit sein ECCE als Konkurrenz und Kopie zur IHK aufbauen. Die hat auch keine Wahlbeteiligung vorzuweisen und spricht doch für die Wirtschaft in Deutschland.

Davon ab, war der Brief unsagbar schlecht. Auf miesem Papier seitenlang, eng bedrucktes Geschwurbel von Kowi-Komikern. Unlesbarer Schund. Wahrscheinlich von Kommunikations-Amateuren wie Fesel, der auch Millionen für das Lab2010 verballern darf.

Der Ruhrpilot

Trauerzug zum Loveparade-Desaster
21 schwarze Ballons symbolisieren die 21 Toten: Trauerzug zum Duisburger Loveparade-Desaster. Bild: Rodenbücher

Loveparade: „Die Menschen fühlen sich allein gelassen“…Spiegel

Loveparade II: An die „Unverantwortlichen“ der Stadt Duisburg…Xtranews

Loveparade III: Nachbarn mögen Loveparade-Kubus nicht…Der Westen

NRW: Kabinett beschließt Atomklage…RP Online

Verkehr: Wenn man Bahn fährt wie im „Viehtransport“…Welt

NRW II: Aktionsplan gegen Homophobie starten…RP Online

Kultur: 150 Teilnehmer bei Poetry Slam im Ruhrgebiet…RP Online

Essen: Protest gegen Nazis…Der Westen

Essen II: Als die Straße zum „Feindesland“ wurde…Der Westen

Umland: Offenlegung von Agrar-Subventionen…Zoom

Pottblog: Zeitweise offline…Pottblog

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Der Ruhrpilot

Dortmund: Sierau will mut U punkten…Der Westen

NRW: Der alte Mann und die Parteikasse…Süddeutsche

Energie: Stadtwerke im Rennen um Steag in Endrunde…Der Westen

Hochtief: Kaum noch Abwehrchancen…Ruhr Nachrichten

NRW II: Merkel und Röttgen…Frontmotor

Essen: AWO unter Druck…Der Westen

Dortmund II: Klopp im Interview…Pottblog

Duisburg: Ein Monat Marxloh…RP Online

Bochum: Freispruch für Nazi…Ruhr Nachrichten

Bochum II: Knappschafts-Briefmarke…Pottblog

Parallelwelt: Mehrheit der Piraten rechnet wohl mit baldiger Regierungsbeteiligung…Netzpolitik

Umland: Neuer Bahnfahrplan…Zoom

CollaborationCamp: 10 x 2 Übernachtungen kostenlos…Hirnrinde

Auswärtiges Amt: „Wir nehmen Blogs ernst“

Bloggertreffen in Kairo

Die Deutsche Welle Akademie veranstaltete ein deutsch-arabisches Bloggertreffen in Kairo. Es war auch ein Signal an die Regierungen der Region.

Lina  Ben Mehnn ist Bloggerin. Die 27jährige Tunesierin schreibt vor allem über Politik und das Bloggen – wie tausende anderer Blogger auf der Welt auch. Was in Deutschland für die meisten nicht mehr als ein harmloses Hobby ist, ist in Tunesien gefährlich. Tunesien wird von Staatspräsident Zine El Abidine Ben Ali mit harter Hand regiert. Es ist eine Scheindemokratie, bei den Wahlen wird die Opposition behindert. Tunesien ist ein Land, in dem die Pressefreiheit keinen hohen Stellenwert hat. Und Blogger, die sich dieses Recht einfach nehmen und schreiben was sie denken, erst recht nicht.

Ich lernte Lina auf dem Young Media Summit in Kairo kennen. Einem deutsch-arabischen Bloggertreffen, organisiert von der Deutsche Welle Akademie, finanziert über das Auswärtige Amt. Zwölf arabische und sechs deutsche Blogger, Markus Beckedahl (Netzpolitik), Hardy Prothmann  (Heddesheim-Blog) und Julia Seeliger (Zeitrafferin), Annina Luzie Schmidt (Girls can Blog), Teresa Buecker (Flanell Apparel) und ich trafen sich für fünf Tage in der ägyptischen Hauptstadt.

Und was Lina zu erzählen wusste, klang für uns wie Berichte aus einer anderen Welt: So wurden in Tunesien bei einer Demonstration für Pressefreiheit im Frühjahr alle Teilnehmer außer Lina verhaftet. Sie selbst durfte wenige Tage nach der Konferenz aus Tunesien nicht ausreisen. Etwas mit ihrem Pass sei nicht in Ordnung, wurde ihr gesagt. Was nicht in Ordnung sei, natürlich nicht.

Lina war eine Ausnahme. Die meisten anderen arabischen Blogger, die wir in Kairo kennen lernten, gingen die Regierungen ihrer Staaten – darunter Ägypten, Saudi-Arabien oder die Palästinensergebiete, nicht so offensiv an wie Lina und ihre Freunde. Sie waren, zumindest in unseren Augen, äußerst zurückhaltend und vorsichtig. Nur wenige von ihnen beschäftigten sich direkt mit Politik, griffen eher die Lebensumstände auf und mühten sich um mehr gesellschaftliche Freiheiten. Auch das sorgte schon für genug Ärger: Bloggerinnen aus Alexandria oder dem Gaza-Streifen erzählten zum Teil erschrocken davon, wie es ist, mit dem Vorwurf leben zu müssen, schlecht über den Propheten geschrieben zu haben. Und erklärten, dass sie dies natürlich nie getan hätten. Im von der Hamas regierten Gazah-Streifen ein gefährlicher Vorwurf.

Drei Tage lang diskutierten wir über Meinungsfreiheit und Tabus in unseren Gesellschaften. Zum Teil waren die Gespräche etwas zäh, weil die Konferenzsprachen Deutsch und Arabisch waren, und auch die besten Übersetzer aus jeder Diskussion die Geschwindigkeit herausnehmen, die sie erst spannend macht. Aber auf die Frage, worüber ich mich nicht zu schreiben trauen würde, viel mir nicht viel ein – und erst im Dialog mit Autoren, denen das anders geht wurde mir bewusst, was für ein Privileg das ist. Sicher, es gibt viele Themen über die ich auf dem Blog nicht schreiben würde, weil ich sie für zu privat halte, weil ich finde, dass sie niemanden etwas angehen. Aber zu wissen, ich könnte es tun ohne ein anderes Risiko einzugehen als das, mich lächerlich  zu machen, ist ein gutes Gefühl. Und man vergisst schnell, dass es nur wenige Länder auf der Welt gibt, in denen sich Autoren um Themen wie Zensur, Polizeibehörden und Geheimdienste keine Gedanken machen müssen.

Die Tage in Kairo zeigten mir aber auch, dass vieles im persönlichen Umgang deutlich lockerer war, als ich es mit vorgestellt habe. Während einer Diskussionsrunde erklärte ich meinen arabischen Kollegen, dass ich im israelisch -arabischen Konflikt hinter Israel stehen würde. Dass ich wenige Minuten auf dem Balkon des Marriot mit Blick auf den Nil mit dem im Westjordanland lebenden Mohammed Abuallan bei einer Zigarette weiter über das Thema diskutieren würde, hätte ich nicht erwartet. So kontrovers viele Diskussionen auch waren – es waren Diskussionen und keine Kämpfe.

Ein anderes Vorurteil, dass ich revidieren musste: Ob verschleiert, mit Kopftuch, Minirock oder enger Jeans – die arabischen Frauen bestimmten die Gespräche, gingen stärker in die Kontroversen hinein, als die Männer und hatten auch deutlich mehr Selbstvertrauen.

Erschreckend allerdings, dass eine dieser selbstbewussten, jungen Frauen als eines ihrer Vorbilder den ägyptischen Schriftsteller Sayyid Qutb nannte. Er war einer der wichtigsten Vordenker des modernen Islamismus. Ohne Qutb würde es kaum Terrororganisationen wie Al Qaida oder die Hamas geben. Er war der Mann, der die Büchse der Pandora öffnete.

Die Bundesregierung hat dieses Bloggertreffen nicht aus Zufall gefördert. Zum einen soll es der Auftakt einer Reihe von Treffen von Medienmachern aus Deutschland und den arabischen Staaten werden. Vielleicht treffen sich im kommenden Jahr Radioreporter oder Lokalredakteure irgendwo, um sich näher kennen zu lernen. Die Veranstaltung war aber auch ein politisches Signal in die Region hinein. Am Rande des Botschaftsfestes zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung wurde uns erklärt, dass die Bundesregierung mit diesem Treffen zeigen wolle, dass sie die Blogs in der arabischen Welt als Medien ernst nimmt. In der vagen Hoffnung, dass die Staaten der Region dieses Signal gegen die Verfolgung der Blogger wahrnimmt. „Wir nehmen“, sagte ein Diplomat “die Blogs ernst“

Der Fall von Lina  Ben Mehnn zeigte, dass dieses ehrenwerte Vorhaben bislang leider wenige Früchte trug.

Aber wir hätten ohne dieses Treffen keinen Gastbeitrag von Ben Mehnn über die Unterdrückung der tunesischen Blogger auf den Ruhrbaronen veröffentlicht. Wir kennen uns jetzt, stehen in Kontakt miteinander und wenn einem der arabischen Kollegen etwas passiert, werden wir darüber berichten. Das ist nicht viel, aber es ist ein Fortschritt.

Ein Artikel von mir zu diesem Thema erschien auch in der Welt am Sonntag.