„Dass der andere bereit ist, für mich zu sterben“: Die ukrainische Erfahrung, keine europäische

Ukraine in Bochum, Demo am 23. Februar 2025 by Andreas Posmyk

„Die Ukraine erklärt ihre staatliche Unabhängigkeit als souveräner, demokratischer und unabhängiger Staat.“ Das war heute vor 34 Jahren, die Ukraine feiert. Und kämpft. Und leidet. Und feiert und kämpft um das, was sie entdeckt hat. Etwas, das im Westen Europas vergessen worden ist: die unglaubliche Macht jedes Einzelnen.

Vielleicht waren es hundert oder weniger Studenten, Journalisten, Bürgerrechtler, die am 21. November 2013 in Kyjiw auf die Gruschevskoho-Straße gingen und auf den Majdan. Für Europa. Das Ukraine–European Union Association Agreement war ausgehandelt, es musste nur noch unterschrieben werden, Europa hing in der Schwebe. Die Demo wurde von der Berkut zerprügelt, einer Spezialeinheit der Polizei, darauf gedrillt, Aufstände niederzuschlagen. 2000 Elite-Schläger gegen eine Handvoll Europäer. Noch am selben Abend kam es in vielen Städten und Städtchen der Ukraine zu spontanen Kundgebungen. Kleine Majdans im ganzen Land. „Kommt um 22:30 Uhr zum Unabhängigkeitsplatz in Kyjiw“, postete auch Mustafa Nayem, ein afghanisch-ukrainischer Journalist, „bringt warme Kleidung, Regenschirme, Tee, Kaffee, gute Laune und Freunde mit.“ Die Majdan- Erfahrung. So beginnt eine Revolution.

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Polit-Besuch in Bochum: Heidi Reichinnek war da

Empfang wie bei einem Popstar: Heidi Reichinnek trat heute zusammen mit Batıkağan Pulat für „Die Linke“ auf | Foto: Peter Hesse

Mit ihr erlebt die Partei „Die Linke“ gerade einen wahren „Heidi-Hype“: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungs-Instituts Insa war Reichinnek im April die beliebteste Politikerin Deutschlands. Und da zeichnete sich auch bei ihrem Besuch heute Mittag in Bochum ab: Reichinnek wurde von geschätzten 700 Besuchern empfangen wie ein Popstar.

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Warum der Allwetterzoo in Münster deutlich attraktiver ist als die Zoos im Ruhrgebiet

Zu Besuch im Allwetterzoo Münster. Archiv-Foto(s): Robin Patzwaldt

Ich habe in den letzten Jahren so einige Zoos im Ruhrgebiet besucht: Duisburg, Dortmund, Gelsenkirchen. Einige davon habe ich auch hier im Blog kurz vorgestellt. Jeder hat seine Vorzüge und Kritikpunkte. Und trotzdem: Jedes Mal, wenn ich im Allwetterzoo in Münster bin, merke ich wieder, warum er für mich der schönste von allen ist.

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Warum Bücher verklagen, wenn man sie sich schenken kann: Der Kulturbetrieb arbeitet sich auf und ab am Israelhass

Documenta 15 Friedrichsplatz 2022-06-21 by C.Suthorn cc-by-sa-4.0

„Jenseits von Mbembe“, „Anstößige Bilder“, „Kultur im Streit“. Drei Bücher über die Documenta von Ruangrupa und die Ruhrtriennale von Stefanie Carp. Drei Versuche zu bewältigen, was sie überwältigt hat, der Hass auf Israel. Und die Kritik an diesem Hass. Versuche dürfen scheitern. Aber so? Falsche Zitate, miese Nachreden, eine groteske Opfererzählung? Für die Ruhrbarone gäbe es Gründe zu klagen, machen wir nicht. Erst am Ende.

Beginnen wir mit Stefanie Carp, Intendantin der Ruhrtriennalen 2018 und 2020, die den Israelhass des BDS erstmals auf die große Bühne des Kulturbetriebs geschoben hat. Und beide Mal von den Ruhrbaronen ausgebremst worden ist: sowohl 2018, als Carp die britische BDS-Band „Young Fathers“ präsentieren wollte, wie auch 2020, als sie Achille Mbembe, den postkolonialen Großdenker, zum Deuter ihres Spielprogramms erkor. Weder die BDS-Band noch der BDS-affine Mbembe trat auf. Der eigentliche Grund dafür, schreibt Carp in „Jenseits von Mbembe“  –  was ein albern-pathetischer Titel[i] –  der wahre Grund werde „bis heute verschwiegen“, außer ihr selber sei es „allen zu peinlich“, ihn auszusprechen: dass es eine „kleine, regionale, intrigante Verabredung“ gewesen sei, die habe gar nicht Mbembe treffen sollen  –  sich also nicht gegen BDS gerichtet, nicht gegen Israelhass  –  sondern die „sollte die Intendantin der Ruhrtriennale treffen“. Carp das eigentliche Opfer, Mbembe „missbraucht“, wie sie mehrfach erklärt. Missbraucht von wem? Carp nennt „fünf Personen aus NRW“, darunter Stefan Laurin,

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Der VfL Bochum steht in Liga 2 vor einer Saison im Schatten des FC Schalke 04

Archiv-Foto: VfL Bochum 1848

Am morgigen Freitag startet die Saison 2025/26 in der 2. Fußball-Bundesliga. Zum ersten Mal seit Jahren sind mit dem VfL Bochum und dem FC Schalke 04 wieder zwei Vereine aus dem Ruhrgebiet im Fußballunterhaus vertreten. Für den neutralen Fußballfan ist das grundsätzlich eine gute Nachricht – macht es die Liga doch noch attraktiver, als sie es in den vergangenen Jahren ohnehin schon war.

Doch insbesondere dem VfL droht in Liga zwei eine undankbare Rolle. Nicht nur, dass sich das Team von der Castroper Straße mit dem Abstieg abfinden muss, den Trainer Dieter Hecking im Mai nicht verhindern konnte – dem sich im Neuaufbau befindlichen Kader droht zudem eine Spielzeit im Schatten des königsblauen Nachbarn aus Gelsenkirchen. Und das trotz sportlich deutlich besserer Aussichten und einer freundlicher wirkenden Perspektive im Vergleich zu den Schalkern.

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„Vernichtungsfantasien des Mullah-Regimes“: Fragen an Serdar Yüksel und Max Lucks

Synagoge Bochum 2025 by thw

Regime-Change im Iran? Schwierige Frage. Entscheidend die, wie mit der IRGC umzugehen sei, der „revolutionären Garde“: Folgt sie einem rationalen Kalkül oder ihrem Vernichtungswahn? Der sich gegen wen richtet? Bochum spielt eine fatal prominente Rolle in diesem politischen Konflikt, hier hat die Garde schon einmal zugeschlagen. Fragen an die Bundespolitiker aus Bochum, Serdar Yüksel (SPD) und Max Lucks (Grüne).

Vergangene Woche wurde Ali S. in Aarhus festgenommen, der 53jährige Däne ist dringend verdächtigt, im Auftrag des iranischen Geheimdienstes „jüdische Örtlichkeiten und bestimmte jüdische Personen“ ausgespäht zu haben, um „geheimdienstliche Operationen in Deutschland“ vorzubereiten „bis hin zu Anschlägen gegen jüdische Ziele“. Das Szenario ist vertraut, im Herbst 2022 wurden im Auftrag staatlich-iranischer Stellen die Synagogen in Bochum und Essen attackiert. Nicht die Synagogen selber, die Häuser nebenan,

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Terror-Theologie: Kirchen weltweit verkaufen sich an BDS. Es geht um 580 Mio Follower

Putins Terror-Krieg beschönigen, Hamas-Terror beschweigen, ebenso den atomaren des Iran, und dann zeigen alle auf Israel: Der Weltkirchenrat hat einen Offenbarungseid geleistet, einen politischen, mehr noch seinen theologischen. Und sich mit Herz und Hirn an BDS verkauft. Der Vorsitzende von dessen Zentralkomitee, der deutsche Theologe Heinrich Bedford-Strohm, verteidigt einen Beschluss, der „Apartheid!“ schreit.

Metropolitan Antony of Volokolamsk, Hieromonk Stefan Igumnov, Archimandrite Philaret Bulekov, Margarita Nelyubova, so heißen vier der 158 Mitglieder des Zentralkomitees (ZK) des World Council of Churches, dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). Alle vier stehen im Dienst des Moskauer Patriarchats der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK), das Putins Terror gegen Ukrainer aufpimpt zur endzeitlichen Schlacht. Beispiel? Im März, berichtete die Journalistin Irina Rastorgueva, hat die ROK im Hof der Kathedrale in Jekaterinburg den 16 m langen Nachbau einer Gas-Pipeline geweiht, durch die russische Soldaten einen Überfall geführt haben sollen, jetzt für jedermann in Stöckelschuhen nachgehbar. Ein eschatologischer Geburtskanal zwischen Nord Stream 2 und den Terror-Tunneln der Hamas. Anlass genug, die Putin-Popen im ZK einmal ins Gebet zu nehmen, es begann seine jüngste Versammlung mit Musik und Tanz. Für die Ukraine blieb danach ein dürrer Satz  –  „Der Zentralausschuss verurteilt die Terrorkampagne Russlands gegen das ukrainische Volk“  –  und ein Bonmot: Es handele sich um „wrongdoings“, ein „Fehlverhalten der russischen Behörden“. Dann weiter die Beschlussvorlagen entlang: Syrien und der Sudan, Korea und Kolumbien, Kongo und Äthiopien, dann „Klimagerechtigkeit“ fordern wie Greta, infant holy, infant lowly. Zuerst aber, als sei es das Eingangsgebet: Israel abmeiern. Gegenstimmen: keine, auch keine aus den deutschen Kirchen.

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Fußball und Auschwitz und Kunst: Der Deutsche Meister von der Castroper Straße

Erich-Gottschalk-Platz: Eröffnung der Kunstinstallation von Marcus Kiel

In Bochum wurde gestern der Erich-Gottschalk-Platz eingeweiht. Erich Gottschalk? Kapitän des TuS Hakoah Bochum, der 1938  –  alle Sportvereine hatten sich „rasserein“ aufgestellt  –  die jüdische Fußballliga ua gegen Frankfurt, Hamburg und im Finale gegen Stuttgart gewonnen hat. Eine Installation von Marcus Kiel schärft den Blick zurück. Und den Blick voraus auf die Bochumer Synagoge sowie, ein paar Meter weiter die Straße rauf, das Ruhrstadion.

Dass der Tod ein Meister aus Deutschland sei, die Zeile aus der Todesfuge ist zu einem geflügelten Wort geworden, zum Gegenteil von dem, was Paul Celan mit ihr gemeint hat. In der Lebensgeschichte von Erich Gottschalk treffen die Meister aus Deutschland auf einen Deutschen Meister im Fußball, einen Bochumer: Als die Nazis 1933 beginnen, Juden aus allen Sportvereinen zu verbannen, schließen sich die jüdischen Fußballer fünf Spielzeiten lang  –  also bis kurz vor Halbzeit des 1000jährigen Reichs –  in einer eigenen Liga zusammen. In der Saison 1937/38, der letzten, in denen es Juden überhaupt noch möglich war, Fußball zu spielen, gewinnt TuS Hakoah Bochum den reichsweit ausgespielten Titel: Vereinshaus an der Castroper, blauweiße Trikots, Spielführer Erich Gottschalk. Ein Bochumer Jung, noch im Jahr des Titelgewinns ins KZ Sachsenhausen deportiert, dann

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Beim VfL Bochum regiert die Planlosigkeit

Der VfL Bochum agiert zwischen Entsorgungsnotstand und Planlosigkeit | Foto: Peter Hesse

Dortmunds Vorstand ringt um Macht-Strukturen, Bochum sucht verzweifelt nach dem großen Plan, und auf Schalke hat man mit der neuesten Trainerwahl für Kopfschütteln gesorgt. Drei Wochen vor dem Sommer liefern die Ruhrpottvereine eine Show, die dem FC Hollywood Konkurrenz macht – allerdings nur unfreiwillig. Thommy Junga und Peter Hesse werfen dabei auch einen Blick über den Tellerrand: nach Leverkusen und Paris.

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Regisseur Aljoscha Pause zu ‚Fritz Litzmann, mein Vater und ich‘: „Etwas Besseres kann mir als Filmemacher eigentlich nicht passieren!“

Mit seinen dokumentarischen Arbeiten hat sich der Bonner Aljoscha Pause längst einen Namen gemacht – als ein Filmemacher, der tief eintaucht, genau hinschaut und dabei stets den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Ob im Sport, in der Gesellschaft oder im Privaten: Seine Filme erzählen von inneren Kämpfen, äußeren Zwängen und der Suche nach Identität.

Nun kommt „Fritz Litzmann, mein Vater und ich“ in die Kinos – ein sehr persönliches Werk, das sich mit einem bislang kaum beleuchteten Kapitel der eigenen Familiengeschichte beschäftigt. Im exklusiven Ruhrbarone-Interview spricht Aljoscha Pause über die Hintergründe, die Auswirkungen des Films auf das Verhältnis zu seinem Vater und berichtet von ersten Reaktionen des Publikums.

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