Dorau, Donau und Adorno

Andreas-Dorau (c) TapeteRecords

Folgt man dem Wörterbuch, folgen Fluch und Flucht dicht aufeinander. Anders Andreas Dorau, den alle für Fred vom Jupiter halten, er hält seine Spur. Und schenkt dem Pop ein Gefühl, das majestätisch ist, das Dada-Gefühl, keineswegs harmlos. Am Freitag live bei urban urtyp, dem Indie-Format in der Christuskirche Bochum.

44 Jahre zurück, Diana Spencer heiratet Prince Charles, als „Fred vom Jupiter“ dazu kam, der Song, den Andreas Dorau mit 15 Jahren im heimischen Pfarrhaus in Hamburg geschrieben hat und der, genial brachial, beides war: völlig daneben und voll auf den Punkt. „Monarchie und Alltag“, Fehlfarbens epochales Wunderwerk, war gerade ein paar Monate alt, als Dorau der NDW – der Neuen deutschen Welle – die Krone aufgesetzt hat, die ihr fehlte, um punk- wie punktgenau abdanken zu können: Dorau und Diana, es wäre eine Geschichte für sich, Narzissen und Kakteen. Was eine andere Geschichte ist, die geht so:

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Bigotte Heuchelei beim Eurovision Song Contest: Zeit, die Gebührenverschwendung zu beenden

Überlebte das Massaker am 7.10.2023 und tritt beim ESC an: Yuval Raphael (Foto: Tal Givony, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)
Überlebte das Massaker am 7.10.2023 und tritt beim ESC an: Yuval Raphael (Foto: Tal Givony, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

So richtig cool ist der European Song Contest (ESC) eigentlich schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Deutschlands Rolle ist dabei festgelegt: Deutschland schickt Kandidaten, die bekommen den letzten Platz. Finanziert wird das Event auch mit deutschen Rundfunkgebühren, die an die European Broadcasting Union (EBU) gezahlt werden: 363.500 Euro (2015), 380.000 Euro (2017),400.800 Euro (2018), 405.100 Euro (2019), 396.452 Euro (2021), 407.000 Euro (2022), 473.000 Euro (2023), 454.905 Euro (2024),451.216 Euro (2025) – das ist nicht viel, wenn man bedenkt, was die alternative Produktion einer Samstagabend-Show kostet. Es ist aber sehr viel Geld, wenn man berücksichtigt, dass man alternativ auch einfach was aus der Konserve senden könnte. „Einer wird gewinnen“ mit Kuhlenkampf, eine ältere Folge der Hitparade oder der Pyramide mit Dieter-Thomas Heck. Zeitgemäßer, unterhaltsamer und spannender als der ESC wäre diese kostengünstige Samstagabendalternative zum Seniorenevent ESC allemal.

Der aktuelle Umgang mit Yuval Raphael, der Kandidatin aus Israel, wäre eine gute Gelegenheit die Finanzierung des Horror-Song-Contests zu überdenken und aus dem scheintoten Projekt auszusteigen.

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Farewell, Michael Lorant

Michael Lorant war Autor und Journalist – und im Hauptberuf Sozialarbeiter | Foto: Peter Hesse

Am vergangenen Mittwoch ist der langjährige Metal Hammer– und eclipsed-Autor Michael Lorant im Alter von 64 Jahren verstorben. Er war ein regelmäßiger Leser der Ruhrbarone und kam am 23. April mit einer Gehirnblutung in die Notaufnahme. Dort ist er nicht mehr aufgewacht. Ein Nachruf.

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Peter Marquart im youtube-Roulette

„R.I.P. – A Heavy Metal Fanzine!“ ist eins der coolsten Bücher über Heavy Metal

Peter Marquart und sein Kumpel Marc Isenbügel leben in der Ruhrgebietsstadt Mülheim an der Ruhr. Als heranwachsende entdecken sie harte Rockmusik und gründen das Fanzine „R.I.P. – A Heavy Metal Fanzine!“. Aus unzähligen Erinnerungsstücken haben sie rund 40 Jahre später ein atemberaubendes, 300 Seiten starkes Sammelsurium mit viel Liebe zum Detail zusammengestellt. Alphabetisch geht es bei den Bands von A, wie Assassin, bis Z, zu Zoetrope. “. In Summe ist es schier unglaublich, wie viele Tonnen an Material die Fanzine-Macher aufbewahrt haben – und uns so auf eine Zeitreise mit Flyern, Tapes, Briefen, Live-Berichten und alten Pressefotos mitnehmen – mit viel Fleiß und noch mehr Hingabe ist ihnen ist eins der coolsten Chroniken über Heavy Metal gelungen. Das Buch kostet 35 Euro und kann über ihren Instagram Account bestellt werden. Was sonst noch wichtig ist, erklärt Peter Marquart im youtube-Roulette.

Welcher Song repräsentiert für dich am besten das Ruhrgebiet? 

Herbert Grönemeyer – Currywurst

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Zwakkelmann im youtube-Roulette

Zwakkelmann ist einer der Acts auf dem Songs’N’Bonbons Festival in Waltrop | Foto: privat

Mit lässigen Alltagsbetrachtungen trägt der Punkrocker und Badewannensänger Zwakkelmann schon seit vielen Jahren seine Songs in die Welt. Mit seiner Band Schließmuskel gehörte er von 1983 bis 2000 zum fest etablierten Bühnen-Inventar zwischen Kiel und dem Bodensee. Danach hat sich unser „Vollhorst“ vom Niederrhein ein Songwriter-Oeuvre aus neun Studioalben aufgebaut. Am 12. April mischt er zusammen mit Sebel und Elvis Pummel das Songs’N’Bonbons-Festival in Waltrop im Yahoo auf. Was sonst noch wichtig ist, verrät er im youtube-Roulette.

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Underappreciated #4 – Glazyhaze

In dieser Reihe stelle ich regelmäßig meine etwas unter dem Radar fliegenden Musikfunde aus diversen Genres vor.

Die italienische Shoegaze-Band Glazyhaze hat am Freitag mit Sonic ihr zweites Album veröffentlicht.
Eine gute Gelegenheit also, sowohl über das Album zu sprechen als auch die Band kurz vorzustellen.

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Schließmuskel im youtube-Roulette

Schnappschuss 1991 in Berlin: Schließmuskel zusammen mit Helge Schneider und Sylke Eitemüller von die Mimmi’s | Foto: Zwakkelmann

Die vom Niederrhein stammende Band Schließmuskel gehörte er von 1983 bis 2000 zum fest etablierten Bühnen-Inventar zwischen Kiel und dem Bodensee. Mit ihren eingängigen Melodien und ironischen Texten gehörten sie lange Zeit zum festen Inventar des bundesdeutschen Punkrocks – und teilten sich die Bühne die Bühne mit namhaften Bands wie den Spermbirds, Toten Hosen, MDC oder den Adicts. Mit Alben wie „Sehet welch ein Mensch“ (1989) oder „Alphabet der Mafia“ (1991) erspielten sie sich in die Herzen ihrer Fans. Heute ist ihr 2000er Werk „Aufstand alter Männer“ in aufwendiger Vinyl-Edition wieder veröffentlicht worden. Was sonst noch wichtig ist, verrät Gitarrist Ede im youtube-Roulette.

Welcher Song repräsentiert für dich am besten das Ruhrgebiet?
„Geh wie ein Proll“ – Lokalmatadore

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Ästhetische Himmel

„Straßenmusiker, Möbelpacker, Bauarbeiter“: Avishai Cohen 2015 by Andreas Terlaak cc 4.0 (cropped)

Avishai Cohen, Weltstar am Bass, spielt mit seinem Trio in der Christuskirche Bochum. Jazz aus Israel, höchstes Niveau, mit 0,00 € gefördert.

Er war der Bassist von Chick Corea, hat mit Bobby McFerrin gespielt, mit Herbie Hancock, Wynton Marsalis, Alicia Keys … Und hat dann, zurückgekehrt aus New York, seine eigene Stimme entworfen, mediterrane Sounds, arabische, sephardische. Latin, Rock und Soul. Elektro, Folk und Pop. „Israeli zu sein, heißt multikulturell zu sein“, sagt Avishai Cohen, aufgewachsen an der israelischen Grenze zum Libanon in einer Familie mit spanischen und griechischen, mit polnischen und arabischen Klangfarben. Jazz ist für ihn Alltag, ein Lebensstil, „ein ständiger Flirt mit Optionen“. Was ihn zu einem der erfolgreichsten Jazzer im Erdenrund gemacht hat.

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