Das Märchen vom Umweltschutz – oder wie man Menschen (ent)täuscht

Dattelns neues Wahrzeichen.
Dattelns neues Wahrzeichen.

In der Ruhrgebietsstadt Datteln wird in letzter Zeit viel und ernsthaft diskutiert. Die Stadt steht seit Jahren aufgrund ihrer sehr ‚ambitionierten‘ Stadtverwaltung im Fokus einer größeren Öffentlichkeit. Lesern der Ruhrbarone ist sie u.a. aufgrund der Projekte ‚Datteln 4‘ und ‚newPark‘ ein Begriff.

Trotz all der Geschehnisse vor Ort in jüngster Zeit, finden einige Bürger trotzdem noch Zeit und Muße sich kreativ zu betätigen. So erreichte mich am gestrigen Samstag u.a. ein nettes kleines Märchen von Norbert Schmitz.

Und weil heute so ein netter, gemütlicher Advents-Sonntag ist, einige unserer Leser sich über etwas Zerstreuung sicherlich auch freuen werden, gebe ich diesen Text mal einfach so direkt an Sie weiter. Jedwede Ähnlichkeiten mit realen Geschehnissen, Personen und Organisationen im Lande wären bei dieser Geschichte natürlich, wie immer, reiner Zufall:

Das Märchen vom Umweltschutz – oder wie man Menschen (ent)täuscht

Es waren einmal Frauen und Männer im Land, die gaben an, sich zum Ziel gesetzt zu haben, für den Umweltschutz und für den Schutz der Menschen zu arbeiten. Man müsse sie nur mit ein wenig Macht ausstatten, dann würden sie sich mit aller Kraft und Konsequenz für dieses hohe Gut einsetzen. Sie schickten sogar einen hohen Fürsten aus ihren Reihen in eine kleine Stadt, in der das Bedürfnis der Menschen nach Schutz und Unterstützung besonders groß war. Und auch der Fürst versprach alles, damit auch er mehr Macht erhalten würde.

In dieser kleinen Stadt hatte sich nämlich eine große Firma breit gemacht, die ein noch größeres Gebäude errichtete. Und weil dieses Gebäude mit dem gepriesenen Umweltschutz nicht in Einklang zu bringen war, sagte der große Fürst den besorgten Menschen zu, er werde alles dafür tun, dass dieses große Gebäude wieder abgerissen würde.

Die Menschen in der kleinen Stadt glaubten ihm und auch den Frauen und Männern aus dem Land. Sie gaben ihnen ihre Stimmen und verhalfen ihnen damit zur gewünschten Macht, weil sie glaubten, ihnen würde nun geholfen werden, so wie es versprochen worden war.

Es gab aber noch andere Frauen und Männer in diesem Land, die waren mit noch mehr Macht ausgestattet. Sie waren zudem Freunde dieser großen Firma, die in der kleinen Stadt das große Gebäude baute. Und diese noch Mächtigeren wollten, dass das Gebäude auch zu Ende gebaut würde, auch wenn darunter viele Jahre lang Menschen, Tiere und Pflanzen leiden würden. Die Mächtigeren verlangten darum von den weniger Mächtigen, dass sie von ihrem Ziel abweichen müssten, weil man ihnen sonst die wenige Macht, die sie in dem Land bekommen hatten, ganz verlieren würden. Da bekamen es die weniger mächtigen Frauen und Männer mit der Angst zu tun und sie taten alles, was die noch Mächtigeren von ihnen verlangten.

Darum weinten und fluchten die Menschen in der kleinen Stadt ganz gewaltig, weil sie sich im Stich gelassen fühlten und schworen, sich nie mehr auf Versprechungen einzulassen, wenn es darum geht, dass andere ein wenig Macht bekommen, um Macht über sie ausüben zu können.

Herzliche Grüße aus dem Schatten des Kühlturms

Norbert Schmitz, Datteln

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Stefan Laurin
Admin
10 Jahre zuvor

Die meisten Menschen in Datteln wählen seit Jahren Parteien die für NewPark und Datteln 4 sind. Zu den Demos gegen das Kraftwerke kommt kaum einer hin. Ein paar Aktivisten sind sicher enttäuscht, auch ein paar Grüne – aber die meisten sind es sicher nicht.

Robin Patzwaldt
Robin Patzwaldt
10 Jahre zuvor

@Stefan:
Diese Diskussionen gibt es hier in der Region schon seit längerer Zeit.
Klare Zahlen dazu gibt es meines Wissens nach bisher nicht.

Die Waltroper SPD z.B. hat sich mehrheitlich gegen Datteln 4 ausgesprochen.

Und Wähler machen ihre Wahlentscheidungen zudem in der Regel ja auch nicht von dem einen Punkt abhängig.
Ich persönlich kenne Leute die bei den letzten Wahlen CDU, FDP, oder SPD gewählt haben, und trotzdem Datteln 4-Kritiker sind.
Ganz so einfach ist das also nicht…

Stefan Laurin
Admin
10 Jahre zuvor

@Robin Patzwaldt: Die Dattelner SPD nicht. Schau Dir die Wahlergebnisse in Datteln an – das Thema ist den Leuten offenbar nicht so wichtig, dass es ihre Wahlentscheidung beeinflusst. Und zu den Demos kommt ja wohl auch kaum einer hin…

Robin Patzwaldt
Robin Patzwaldt
10 Jahre zuvor

@Stefan: Die Beteiligung an der Demo (im März 2012) fand ich auch enttäuschend. Dafür gab es aber sicherlich ganz unterschiedliche Gründe.
Auch ich musste mich damals, bei schlechtem Wetter, überwinden, habe die Bundesliga damals extra eher verlassen um in Datteln an einem ungemütlichen Samstag gegen 18 Uhr vor Ort dabei zu sein.
Es ist sicherlich generell schwierig die Leute zu bewegen sich für etwas auf der Straße zu engagieren, auch wenn sie inhaltlich den Demonstranten zustimmen.
Das war bei Demos die Dir wichtig waren in Dortmund z.B. ja teilweise auch nicht besser. Da waren es teilweise sogar noch deutlich weniger Menschen.
Und Dortmund hat knapp 600.000 Einwohner. Datteln eben nur 35.000.
So gesehen relativiert sich die Zahl der Beteiligten von damals (es waren, je nach Quelle, zwischen 400 und 700 Leute beim ‚Heimleuchten‘ damals) auch wieder.

Stefan Laurin
Admin
10 Jahre zuvor

So schlecht geschriebene kitschige Märchen werden dafür sorgen, dass auch künftig kaum jemand gegen Datteln 4 auf die Straße gehen wird 🙂

Robin Patzwaldt
Robin Patzwaldt
10 Jahre zuvor

@Stefan: Jetzt werden dann demnächst, nach allem was man so hört, wohl eh erst einmal wieder die Gerichte gefragt sein.
Mal abwarten was die dann dazu sagen. Ich bin gespannt.

Thorsten Stumm
10 Jahre zuvor

UNERTRÄGLICH

owlbaron
owlbaron
10 Jahre zuvor

Das Ekel von Datteln wieder auferstanden?

trackback

[…] Das Märchen vom Umweltschutz – oder wie man Menschen (ent)täuscht (Ruhrbarone) – In der Ruhrgebietsstadt Datteln wird in letzter Zeit viel und ernsthaft diskutiert. Die […]

Mimi Müller
10 Jahre zuvor

#5

Was ist eigentlich mit Ihnen los, Herr Laurin? Wenn sie früher noch gelegentlich sowas wie „Empathie“ zeigten, so sind die Äußerungen, die ich von Ihnen nun seit einigen Monaten lese, immer freier davon. Ich empfinde Sie zuweilen schon als „radikal“ – mehr und mehr gekennzeichnet von Spott und Häme. Manchesmal scheint es Ihnen – wie hier – um gar nichts anderes zu gehen, einzig darum, mit launigen Bemerkungen andere herabzusetzen. Mich schreckt diese Veränderung…

Herr Patzwald,
ich kann Ihre Enttäuschung verstehen. Dass es immer weniger Menschen gibt, statt mehr, die protestieren, ist angesichts der Tatsache, daß die Lügen immer offenkundiger sind, Betrug, ja auch Rechtsbruch auf offener Bühne vonstatten geht, nur schwer zu verstehen. Aber welche Erfahrungen haben die zunehmend engagierten Bürger denn seit 2 Jahrzehnten gemacht? Was immer Sie vorbringen oder einwenden, ob in „Bürgerbeteiligungsverfahren“, Bürgerentscheiden, Gerichtsverfahren – ob sie angehört werden oder gar obsiegen: am Ende wird gemacht, was „die da oben“ wollen. Und wenn das nur mit Rechtsbruch ginge – dann schaffen wir uns ein neues Gesetz. Oder eine neue Tochtergesellschaft.
In diesem Staate ist mittlerweile ALLES möglich.
Dass muss man ja erstmal verdauen, dass selbst Schwarzbauten noch nachträglich genehmigt und gegen alle Widerstände durchgesetzt werden können.
Das muss man ja erstmal verdauen, daß nun die Spezialdemokraten in einer Großen Koalition selbst auch Daten vorratsspeichern will – wo man gerade erst feststellen musste, daß der eigene Staat nicht willens ist, einen gegen NSA und Konsorten zu verteidigen. Während von deutschem Boden völkerrechtswidrig Drohnenangriffe geflogen werden. Das muss man ja alles erstmal in seinen ganzen Dimensionen begriffen, alle die Puzzleteilchen – und man muss die Erkenntnis daraus ertragen haben, bevor man Schlußfolgerungen für sein eigenes Handeln daraus ziehen kann.
Wir, die nach dem Krieg geborenen, denen die Demokratie in den Schoß gefallen ist, und die man uns gelehrt hat, sie zu lieben und gegen Angriffe von außen zu verteidigen, müssen ja erst einmal verstehen, daß sie ebenso gegen Angriffe von innen heraus zu verteidigen gewesen wäre.
Das alles muss erst einmal verstanden, verarbeitet, und die Erschütterung ertragen haben…
Das braucht Zeit.
Wir haben sie zwar nicht – dennoch wird sie kommen.

Es wird nur alles sehr viel schwerer werden, je länger das Gefühl der Ohnmacht anhält.

Stefan Laurin
Admin
10 Jahre zuvor

@Mimi Müller: Früher war ich nicht „empathischer“, früher hätte ich den Text einfach gelöscht… Der Text von Schmitz liegt auf dem Niveau eine untalentierten Unterstufenschülers.

Robin Patzwaldt
Robin Patzwaldt
10 Jahre zuvor

@Mimi Müller: Ja, diese Dinge zehren inzwischen doch ziemlich an den Nerven. Und zwar wohl bei allen Beteiligten. Ich kenne schon in meiner eigenen Familie diverse Beispiele, wo die Leute den Ablauf der Geschehnisse zwar seit Jahren auch sehr intensiv und interessiert mit verfolgen, aber dafür selber aktiv zu werden, sich vernehmbar einzumischen, das ist dann noch einmal eine ganz andere Frage. Und je länger sich diese recht komplexen Angelegenheiten ziehen, je ‚nerviger‘ wird das ständige ‚am Ball bleiben‘ müssen. Ist leider so. Da haben Sie schon Recht. Geduld und Ausdauer sind bei diesen Abläufen offenbar sehr gefragt, so viele Zeitpläne wie dabei immer wieder neu über den Haufen geworfen werden müssen. Aktuelles Beispiel sind die jüngst verlängerten Auslegungsfristen usw. …

Mimi Müller
10 Jahre zuvor

@Robin Patzwald

Die Angelegenheiten sind ja gar nicht mal so komplex – das redet man den Bürgern schon lange sehr erfolgreich ein. Bricht man es auf die Kernfragen herunter, ist das schon ganz einfach. Aber „Verwirrung“ gehört ja auch zum „Konzept“…
Ich fürchte nur, dass auch stetes „am Ball bleiben“ nicht nützt – am Ende gewinnen, um im Bild zu bleiben, immer „die Bayern“. Und wenn ganz Waltrop auf die Strasse ginge – ich fürchte, man machte keine andere Erfahrung.
Da es sich im Übrigen um ein „globales“ Problem handelt (in seinem „Kern“, mit unterschiedlichen lokalen/regionalen/nationalen Ausprägungen) wird es einer globalen Anstrengung bedürfen, zu einer Lösung zu kommen. Und die kommt gewiss nicht „aus dem politischen Raum.“ Die „Herrschaften“ kreisen längst in einem anderen Orbit.

Das alles ist ganz ganz schwer auszuhalten.

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