Ein Stück Fernsehgeschichte geht – Ein paar persönliche Gedanken zum Ende von „Wetten, dass..?“

"Wetten, dass..?" im Jahre 2013. Quelle: Wikipedia, Foto: Ailura, Lizenz: CC BY-SA 3.0
„Wetten, dass..?“ im Jahre 2013. Quelle: Wikipedia, Foto: Ailura, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Wenn heute Abend ab 20.15 Uhr die letzte Ausgabe der Fernsehsendung „Wetten, dass..?“ über die Bildschirme der Nation flimmert, dann werden vermutlich (einmal mehr) längst nicht mehr so viele Zuschauer live dabei sein, wie das über Jahrzehnte üblich war. Dabei war die Sendung, welches es schlussendlich auf 215 Ausgaben in 34 Jahren gebracht haben wird, wahrlich ein Stück Deutsche Fernsehgeschichte.
Auch für mich ganz persönlich war „Wetten, dass..?“ zu Beginn seiner Geschichte ein fester Bestandteil meiner Samstagabende. Ob ich selber aber auch schon mit dabei war als Frank Elstner die Sendung im Februar 1981 zum ersten Mal moderierte, das kann ich nicht mehr sagen. Damals war ich gerade 9 Jahre alt. Aber ziemlich schnell entwickelte sich die Sendung auch in meiner Familie zu einer Samstagabendtradition. Nach der Fußball-Bundesliga im Radio, der Sportschau in der ARD, schaute man dann am Abend die großen Familienshows, zu denen natürlich auch der ZDF-Hit auf Anhieb mit gehörte.
Ich war dann rasch regelmäßig mit dabei wenn die Nation den Wettkandidaten die Daumen drückte, die Promis bestaunte, welche man im Zeitalter als es kaum Fernsehsender und kein Internet für die Massen gab, sonst kaum mal begegnen konnte. Mir gefiel damals was ich sah. Auch als Frank Elstner die Sendung dann 1987 an Thomas Gottschalk weiterreichte. Zwar entdeckte ich damals (im Alter von 16) dann so langsam die Kneipen und bald darauf auch die Discos der Region für mich, doch „Wetten, dass..?“ gehörte weiterhin zu meinen üblichen Samstagritualen, wenn es denn terminlich damit noch klappte.
Erst mit dem Moderatoren-Wechsel hin zu Wolfgang Lippert, wir schrieben das Jahr 1992, kippte meine Sympathie für die Sendung. Lippert war mir auf Anhieb viel zu aufgedreht, zu albern. Außerdem war ich mit Anfang 20 samstags dann doch häufig gar nicht mehr zu Hause. Ich ging der Sendung somit nach und nach als Zuschauer fast völlig verloren. Das Thomas Gottschalk dort schon kurze Zeit später wieder übernahm, bekam ich nur noch als distanzierter Beobachter mit. Zuschauer der Sendung war ich schon damals nur noch gelegentlich. Zudem mochte ich das Format plötzlich auch gar nicht mehr. War mir alles zu viel Schleichwerbung, zu künstlich. Ob ich nur erwachsen geworden war, sich die Ansprüche an Fernsehunterhaltung schon damals insgesamt leicht verändert hatten, die Sendung selber sich dahingehend verändert hatte, oder ich mich schlicht geschmacksmäßig persönlich verändert hatte im Laufe der Jahre, das lässt sich rückwirkend nicht wirklich festlegen. Jedenfalls empfand ich die Sendung schon damals eigentlich nur noch zum ‚Fremdschämen‘. Erfolgreich war sie, bei der Masse der Fernsehzuschauer, jedoch noch immer.
Als Thomas Gottschalke die Sendung im Jahre 2011 dann an Markus Lanz weitergab, da hat mich das schon nicht mehr wirklich bewegt. Ich hatte mich vom Schlachtschiff der ZDF-Unterhaltung längst verabschiedet. Und wie mir ging es, wie ich auf Nachfrage im Freundes- und Bekanntenkreis erfahren durfte, fast allen meinen Altersgenossen.
Wenn also heute Abend die vielleicht letzte große Familienshow feierlich zu Grabe getragen wird, dann werde ich nicht unter den Trauergästen sein.
Aus meiner Sicht reagiert das ZDF damit auch viel zu spät auf veränderte Fernsehgewohnheiten, auf den Abnutzungseffekt, welchem eine Fernsehshow nach über 30 Jahren am Markt wohl zwangsläufig unterliegt.
Und auch wenn ich es mir selber heute Abend nicht mehr ansehen werde, auch für mich endet damit heute ein Stück persönlicher Fernsehgeschichte, ja sogar irgendwie eine Art Lebensabschnitt.
34 Jahre lang hat diese Sendung Deutschland begleitet. Das können nicht viele Sendungen von sich behaupten… Dass Thomas Gottschalk, Frank Elstner und Wolfgang Lippert heute wohl nicht unter den Gästen der letzten Sendung sind, wie man hört und liest, das sagt dann leider auch noch einmal viel aus über ein unrühmliches Ende einer ehemals so bedeutenden Erfolgsstory…
Mach’s gut „Wetten, dass..?“! Auch ich werde Dich nicht (mehr) vermissen!

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