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So verspielt der BVB jede Sympathie bei seiner Anhängerschaft!

Unser Autor im Jahre 1978. Foto: privat

Der BVB macht es seinen Anhängern gerade schwer. Das spüre ich selber, bin ich doch schon seit den 1970er-Jahren ein Anhänger dieses Vereins. Meine Leidenschaft war zwischenzeitlich sogar so groß, dass ich in den 1990er-Jahren nach Niederlagen der Mannschaft an dem entsprechenden Wochenende nicht mehr ausgegangen bin, weil ich so sauer war. Ganz schön bekloppt, würde ich dazu im Nachhinein sagen. Aber es war wirklich so.

Derzeit ist meine Begeisterung für den BVB längst nicht mehr so groß. Und das, obwohl die Mannschaft in Summe immer noch deutlich erfolgreicher spielt als das in meinen frühen Jahren als Fan der Fall war. Ja, ok, derzeit läuft es nicht so, wie gewünscht. Trotzdem reden wir hier immer noch über eine der bestbestückten Teams des Landes, das den Anspruch hat Deutschland in der UEFA Champions League, als der sogenannten Königsklasse, zu vertreten. Das war in meinen ersten Jahren mit diesem Verein anders.

Ich erinnere mich noch gut an die 1980er-Jahre, als ich mit meinen Kumpels regelmäßig auf der Südtribüne zu Gast war und in jeder Saison auch regelmäßig einige Auswärtsspiele mit den Schwarzgelben besuchte. Damals waren wir immer froh, wenn ein Spiel nicht verlorenging und am Ende einer Saison der Klassenerhalt stand.

Unsere Helden hießen im Laufe dieser Jahre Manfred Burgsmüller, Günter Kutowski, Martin Kree, Eike Immel, Norbert Dickel oder auch Frank Mill. Die Ansprüche an das Team waren damals noch andere. Uns reichte es, wenn die Mannschaft auf dem Platz alles gab, sie sich den sprichwörtlichen Hintern aufriss und unsere Heimatstadt würdig vertrat.

Der uneingeschränkte Höhepunkt meiner frühen Jahre mit dem BVB war der DFB-Pokalsieg 1989 im Finale gegen Werder Bremen. Einen großen Titel mit dieser Mannschaft feiern zu dürfen, das war großartig. Bis heute schwärme ich gemeinsam mit meinen Freunden von damals noch von diesen Tagen, als wir uns als Teenager gemeinsam nach Berlin zum Finale im Olympiastadion aufmachten und den Gewinn des Pokals mit den Borussen feiern durften.

Klar, seither ist viel passiert. Der BVB hat sich zu einer großen Nummer im Fußball entwickelt. Zuerst in den 1990er-Jahren, als Dortmund unter Coach Ottmar Hitzfeld nicht nur 1995 und 1996 zwei Mal Meister wurde, sondern 1997 sogar die Champions League gewann. Es folgten finanziell harte Jahre, in denen der sportliche Erfolg zurückging. Erst Jürgen Klopp formte ab 2008 wieder ein Spitzenteam, prägte bis 2015 eine erfolgreiche Ära, wie auch ich sie als Dortmunder bis dahin noch nicht miterleben durfte.

Spätestens mit der Entlassung von Trainer Thomas Tuchel 2017 lief im Verein jedoch etwas grundsätzlich schief, was dazu geführt hat, dass meine, und die Leidenschaft meiner alten Fußball-Kumpels, gegenüber dem Verein derzeit so gering ist, wie wohl noch nie seit den 1970er-Jahren.

Unter den Trainern Peter Bosz, Peter Stöger, Lucien Favre und Marco Rose gelang es dem Klub nicht diese hundertprozentige Identifikation vieler Anhänger mit der Mannschaft herbeizuführen. Und auch Edin Terzic droht gerade an dieser Herausforderung zu scheitern. Das gestrige 0:2 bei Union Berlin war da nur ein weiteres von viel zu vielen Negativ-Beispielen, die man da als BVB-Fan in den vergangenen Monaten und Jahren miterleben musste.

Sportlich stagniert die Borussia schon lange. Die Leistungen auf dem Platz entsprechen viel zu häufig nicht den Ansprüchen der Fans und des Umfelds. Und auch die Mannschaft zeigt sich inzwischen zu häufig frustriert und ratlos. Die Interviews nach diesen Pleiten von Kapitän Marco Reus oder Routinier Mats Hummels kann man inzwischen ja schon fast auf Wiedervorlage legen. Nur ändern tut sich an dem von ihnen Kritisierten halt nie etwas.

Trainerwechsel und in den Sommern immer wieder mit hohen Erwartungen verbundene Personalwechsel in der Mannschaft konnten daran bisher auch nichts ändern. Das nervt zunehmend und lässt eine emotionale Kluft zwischen Verein und Fans entstehen, die ich auch an mir selber sehr deutlich spüre. Hört man sich einmal um, bestätigen einem viele diese schleichend vonstattengehende Entfremdung.

Der BVB befindet sich aktuell auf einem gefährlichen Weg. Er droht durch diese immer unkoordinierter wirkende Personalpolitik gerade eine ganze Generation von Anhängern klammheimlich zu verlieren.

Ziel muss es daher dringend sein wieder ein Team zu formen, das bereit ist sich über eine längeren Zeitraum in Dortmund zu engagieren, mit dem Klub etwas Ungewöhnliches zu erreichen. Dabei ist es ‚uns‘ Fans doch eigentlich egal, was konkret das am Ende ist.

Ich erinnere mich noch sehr gut, an die Freude über relative Erfolge einer höchstens durchschnittlichen Bundesligamannschaft. Wenn der Einsatz und die Leidenschaft wieder stimmen, wäre rund um das Westfalenstadion schon viel erreicht. Das ist aktuell eben viel zu selten der Fall.

Wenn ich zum Beispiel auf Transfermarkt.de heute lese, dass der Wert des aktuellen Kaders beim BVB ziemlich genau fünfmal so hoch ist, wie der der Mannschaft von Union Berlin (500 Mio. Euro im Vergleich zu 100 Mio.), die Dortmunder gegen einen engagiert auftretenden Gegner aber dann völlig verdient am Ende und gar nicht so unerwartet mit 0:2 verlieren, dann macht mich das schlicht sauer.

So kann und darf es beim BVB einfach nicht weitergehen!

 

 

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Money Burgsmüller
Money Burgsmüller
1 Jahr zuvor

Ich glaube, das der Sonnenkönig Watzke endlich mal seinen Hut nehmen sollte und für jemand mit frischen Visionen Platz machen sollte. Watzke verkörpert mit seiner manischen Gutherren Art das Sauerland der 1980er Jahre – zeitgemäß ist das nicht.

Erik Tacken
Erik Tacken
1 Jahr zuvor

Die Sehnsucht nach der Außenseiterrolle der 80er und 99er Jahre kann ich nachvollziehen. So ein Last Minute 2:2 gegen Bayern ruft nicht umsonst starke Emotionen hervor. Unter Klopp waren wir mit den „Young Guns“ auch zunächst Aussenseiter, die 2. Meisterschaft entlockte mir aber auch nur ein Gut gemacht. Wenn man bedenkt, was wir in den letzten Jahren an Qualität abgegeben haben, wundere ich mich a) dass wir überhaupt noch oben mitspielen und b) was da Jahr für Jahr aus dem Transferhut gezaubert wurde. Dieses Jahr wird ein Übergangsjahr. Aus der Mannschaft müssen „Fremdkörper“ (Can, Hazard) rauswachsen, der Trainer muss Erfahrungen sammeln und die Fans ihr Anspruchsdenken ablegen. Entfremdung habe ich eher während der Legionärszeiten verspürt.

Blinkfeuer
Blinkfeuer
1 Jahr zuvor

„Wenn der Einsatz und die Leidenschaft wieder stimmen“, werden diese Kicker rausgekegelt, man will depperte Namen zur Aufzucht und zum Weiterverkauf. Nix ist öder unterwegs als der BVB.

Heiko-Jakob
Heiko-Jakob
1 Jahr zuvor

ganz Super Berichte und spiegelt die jetzige Situation wieder..
L.g HeikoJakob

Walter Stach
Walter Stach
1 Jahr zuvor

Robin,
der momentane Zustand des BVB, nicht nur, aber expliziert die Leistungen in der Bundesliga, irritieren , machen mich rat- und sprachlos. Das gilt für seine Ursachen, seine Folgen, vor allem für Antworten auf die Frage nach dem Ob, Wann und Wie einer dauerhaften Veränderung „zum Besseren“.

Das Ganze ist allerdings für mich weniger relevant als gewohnt angesichts des Rußland-Ukraine Krieges, der Energiekriese, der Inflation, der rapide steigenden Flüchtlingszahlen, der völlig unzureichenden staatlich-gesellschaftlichen Reaktionen auf die Ursachen/Folgen der Klimakatastrophe -vor Ort, im Land, europa-/weltweit.

Torsten
Torsten
1 Jahr zuvor

Hey Robin,

echt gut geschrieben. Du sprichst mir leider aus dem Herzen . Auch wenn ich erst seit den Achtzigerjahren dabei bin. Aber auf meine Generation trifft es aus meiner Sicht genauso zu.
Was ich einfach nicht kapieren kann, warum wir trotz aller Trainerwechsel und teuren Spielertransfers immer wieder diesen fehlenden Einsatz einzelner Spieler sehen. Teilweise hat man sogar den Eindruck, dass sobald sie unser Trikot anziehen, sie jegliche notwendigen Tugenden ablegen. Ich könnte auch damit leben, wenn wir noch die nächsten 10 Jahre nur zweiter, dritter oder vierter werden, aber womit ich gar nicht mehr klar komme, sind solche Auftritte wie letzten Sonntag. Und dann beschwert sich unser Kapitän auch noch über die Mentalitäts-Debatte. Man kann ja einmal oder zweimal beim Personal ins Klo greifen, aber anscheinend tun wir das ja regelmäßig. Mal abgesehen von ein paar Ausnahmen. Ich begreife es einfach nicht mehr.

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