Nur noch ein vom Aussterben bedrohter Dino aus der Vorzeit? – Die ARD-‚Sportschau‘ wird 60

Eine TV-Kamera. Foto: Robin Patzwaldt

Es gibt Meldungen, die lassen einen auch während der Sommerpause in die Fußball-Bundesliga beim täglichen Durchstöbern der dazugehörigen Meldungen kurz aufmerken. Dass die wohl noch immer bekannteste Sportsendung der Republik, die ARD-Sportschau, am heutigen Freitag 60 Jahre alt wird, ist eine solche.

Auch mich packen alleine bei der Nennung des Namens ‚Sportschau‘ zunächst durchaus wohlige Kindheitserinnerungen. Ich erinnere mich recht noch gut daran, dass die Sendung in den 1970er- und 1980er-Jahren, als ich meine Sport- und Fußballleidenschaft entwickelte, nur jeweils drei Spiele des aktuellen Bundesliga-Spieltages in Kurzberichten zeigen durfte, weil der DFB offenbar die irrige Auffassung vertrat, wenn mehr Fußball gezeigt würde, gingen weniger Leute ins Stadion. Ein krasser Irrglaube, wie wir inzwischen wissen.

Ich weiß noch, dass ich mich als Kind bzw. Jugendlicher deshalb nach dem rituellen Schauen der Sportschau immer schon sehr auf das Sportstudio am späten Samstagabend im ZDF freute, weil dort dann endlich auch ein paar Bilder von den übrigen Erstligaspielen zu sehen waren. Na ja, lange ist es her….

Jetzt, in Anbetracht des 60. Geburtstags der Sportschau, schossen mir sofort einige alte Erinnerungen durch den Kopf. Der legendäre ‚Galopper des Jahres‘, das ‚Tor des Monats‘, der Name von Moderatorenlegende Ernst Huberty usw.. Nur eines kam mir auch nach längerer Überlegung partout nicht in den Sinn: Das Datum der letzten Sendung, die ich mir angeschaut habe.

Continue Reading

30 Jahre Bundesliga im Pay-TV: Der Fußball und seine Fans haben ‚Sky‘ viel zu verdanken!

Die Sky-Zentrale in München. Foto: Robin Patzwaldt

Bei vielen Fans ist der Abo-Sender ‚Sky‘ umstritten, teilweise sogar regelrecht verhasst. Für sie ist er die Speerspitze der verhassten Kommerzialisierung des Sports und ein gerne gewähltes Feindbild. Das ist bei nüchterner Betrachtung nicht zu verstehen, denn der Münchener Abo-Sender hat dem Profifußball in diesem Lande sehr viel gegeben. Und das war und ist längst nicht nur Geld.

Die Anhänger der Klubs können sich glücklich schätzen, dass sich die Qualität und die Umfänge der Übertragungen in den vergangenen 30 Jahre so entwickelt haben, wie sie es taten. Die Bundesliga ist insgesamt stark gewachsen, auch dank des Pay-TV-Angebots.

Am 2. März 1991 übertrug das Sky Vorgängerunternehmen Premiere erstmals ein Bundesliga-Spiel live. Bereits davor waren von anderen Sendern vereinzelt Bundesliga-Spiele live übertragen worden, doch erst der Start des Pay-TV markierte den Auftakt der regelmäßigen TV-Live-Berichterstattung aus der höchsten deutschen Fußball-Spielklasse. Der Sender feiert derzeit dieses Jubiläum. Eine gute Gelegenheit auch hier im Blog einmal daran zu erinnern, was sich seither an den Standards verändert hat.

Continue Reading

Anne Will zurück zur Sportschau?

Foto: daserste.ndr.de

Fußballgucken statt Autowaschen, glotzen statt ausgehen, Flimmerkiste statt Sportplatz. Der Fußballfanatiker muss sich ab Sommer 2009 entscheiden. Heute hat die Deutsche Fußballliga (DFL) die Fernsehrechte für die kommende Spielzeit 2009/10 vergeben. allesaussersport.de berichtet mal wieder perfekt über die sportökonomische Großentscheidung. Fazit: Der Fußball bekommt noch mehr Platz im Fernsehen. Und Anne Will kann ja zurück zur Sportschau, die auf ihren Sendeplatz rutschen könnte.

Aber der Reihe nach: Den Zuschlag für Bundesligasenderechte für Fernsehen teilen sich wie bisher ARD/ZDF/DSF/Premiere. Die Telekom überträgt weiterhin im Mobil-TV, Web-TV und IPTV. Nur die Auslandsrechte vermakelt die Liga nun selbst; vorher besorgte das übrigens der in Deutschland so inkriminierte Wettanbieter bwin.

Die DFL – die ingesamt 412 Millionen Euro pro Jahr einstreichen wird, sieben Millionen mehr als zuvor – behauptet, dass es mit Beginn der kommenden Saison nur "wenige spürbare Veränderungen" am Fernseh-Wochenende geben werde. Doch das stimmt nicht wirklich: Wer ab kommenden Sommer den Premiere-Übertragungen folgen will, kann an einem normalen Bundesligaspieltag 22 Stunden (!!!) vor dem Fernseher sitzen. Freitags von 17.30 bis 22.30 Uhr. Samstags von 12.30 bis 20-30. Sonntags von 13 bis 19.30 Uhr. Montags von 19.45 bis 22.30 Uhr. klick (pdf)

Im kommenden Herbst werden dem Fußballzuschauer inklusive Champions League und UEFA-Cup beziehungsweise DFB-Pokal rund 35 Stunden Live-Fußball-Shows pro Woche angeboten. Und selbst vom Zusammenfassungs-Zuschauer ist mehr Sitzfleisch gefordert: Zur Sportschau kommt das Aktuelle Sportstudio mit exklusiven Ausschnitten des Samstagabendspieles. Am Sonntag Abend zeigt "Das Erste" nach dem Tatort nicht mehr Talk, sondern Torejagd – oft mit drei Partien aus der ersten Liga. Sonntag, viertel vor Zehn, war da nicht was?

Man kann über Anne Wills Talkshow jeder Meinung sein. Man kann es mit Fug und Recht sterbensöde finden, wenn wieder Peter Scholl-Latour auf Gerhart Baum trifft, wenn wieder das bisschen deutsche Terrorgeschichte aufgepustet wird – erst Recht nach Mumbai. Aber dass die Sportschau dem öffentlich-rechtlichen Sender wichtiger sein soll als der traditionellste Abendtalk im deutschen Fernsehen, liegt so daneben wie die berufenen Abwiegler aus der ARD. Die Entscheidung ab 21:45 Bundesliga zu zeigen bedeute für Anne Will ja erstmal gar nichts, heißt es bei den Senderchefs.

Stimmt schon, Anne Will könnte ja einfach weitermachen. Wie heißt es auf der Anne Will-Seite: "Als erste Frau moderierte sie 1999 die ARD-Sportschau." Doch das Politische hätte ein weiteres Zeitfenster verloren.