Cartoons ohne Bilder #103


Zwei Panel. Das aus vorangegangenen Cartoons bekannte Paar am Küchentisch, Mann im Unterhemd mit BILD-Zeitung, Frau mit Lockenwicklern.
Panel 1: Der Mann blickt großspurig drein. Sprechblase: „Corona, Klima, Impfungen. Die Wissenschaft irrt, ich sage es dir …“
Panel 2: Er hebt den Zeigefinger. Sprechblase: „ … das belegen diverse Studien!“

Von Textmüll und Müllmenschen – ein gründlicher Blick auf die Taz-Kolumne zur Polizei

Künstlerisch hochwertig geflucht. Quelle: Flickr.com, Foto: Indrid__Cold CC BY-SA 2.0

Jetzt will Horst Seehofer Anzeige gegen die Taz erstellen. Dass ein Innenminister eine Tageszeitung anzeigen will, ist ein seltenes Ereignis und alarmiert jeden Freund der Pressefreiheit. Seehofers Reaktion ist Teil eines hysterischen Spiels, in dem alle Beteiligten ihre Rolle offenbar mit Kusshand übernehmen. Schauen wir uns daher das corpus delicti genauer an. Fragen wir, ob es Satire ist, und vor allem, ob das überhaupt eine Rolle spielt.

Von vorne. Am 16.6. veröffentlichte die Taz die Kolumne “Habibitus” von Hengameh Yaghoobifarah mit dem Titel “All cops are berufsunfähig”. Falls Sie das nicht wissen: die Abkürzung “ACAB” steht für “all cops are bastards” und ist in polizeikritischen Kreisen beliebt. Eine Nähe zur verallgemeinernden Kränkung des Sicherheitsapparates kann also schon anhand der Überschrift angenommen werden.

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Cartoons ohne Bilder #102


Ein Politiker vor einer großen Schultafel. Auf der Tafel unendliche mathematische Formeln.
Sprechblase über dem Politiker: „Wir haben es mit einer neuen Dimension der Gewalt zu tun. Die gute Nachricht: Wenn nur noch eine einzige Dimension hinzukommt, wird Gewalt zu einer virtuellen komplexen astrophysischen Theorie, die uns nichts mehr angeht.“

Cartoons ohne Bilder #101


Im Restaurant. Ein Kellner und ein Gast. Mehrere Panel.
Panel 1: Kellner mit Rechnung am Tisch, Sprechblase: „Das macht 18,35€, Bitte.“
Panel 2: Gast kramt im Portemonnaie.
Panel 3: Gast gibt dem Kellner Geld, viele Münzen. Sprechblase: „Stimmt so.“
Panel 4: Kellner zählt nach.
Panel 5: Sprechblase Kellner (wütender Blick): „Moment mal, Sie haben mir exakt 18,35€ gegeben.“ Sprechblase Gast (naiv grinsend): „Sie können mir ruhig vertrauen. Ich hab gleich gesagt, dass das so stimmt!“

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Kniefall und Blitzlicht – von einer etwas zu großen Geste

„Kneeling Knight in Prayer, (1470)“, Foto: Jim, The Photographer, Quelle: Flickr.com, CC BY 2.0

Manchmal hat man zu einer Angelegenheit ein Bauchgefühl, bevor man den Grund für dieses Gefühl richtig verstanden hat. Ganz unangenehm sind mir die Bilder, die mir momentan in Social Media begegnen, auf denen (weiße) Leute gegen Rassismus knien. Sie recken Schilder in die Höhe und sitzen im Staub. Es sind sehr starke Bilder. Und sie rücken den Knieenden in den Mittelpunkt.

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Cartoons ohne Bilder #100


Mehrere Panels.
1. Ein grübelnder Mann mit Geheimratsecken und Brille an einem Schreibtisch. Um ihn lauter zerknüllte Papiere, auf einigen kann man noch lesen: „Cartoons ohne Bilder #100“. Papierkorb quillt über.
2. Glühbirne über dem Kopf des Cartoonisten.
3. Er zeichnet eifrig.
4. Er schaut sich das Werk an (das man nicht sehen kann) und lacht Tränen. Sprechblase: „Das ist von allen hundert überhaupt die erste wirklich lustige Idee!“
5. Guckt wieder ernst, öffnet Schreibtischschublade. Sprechblase: „Die hebe ich mir für die #200 auf.“

Cartoons ohne Bilder #99


Ein Frühstückstisch. Vater im Unterhemd liest die BILD-Zeitung. Wütender Blick. Gezackte Sprechblase: „Früher hatten die Politiker noch mehr Ecken und Kanten!“

Sohn im Teenageralter, gelangweilt von seinem Tablet aufschauend: „Ja, da waren die noch polygon gerendert.“

Es wird kein Zurück zur Normalität geben

Zum Glück vorbei: abgesperrte Spielplätze Foto: R. F. v. Cube

Mein alter Hausarzt war ein ehemaliger Schiffsarzt bei der Marine. In unserer WG führten wir eine ganze Sammlung seiner markigen Sprüche. Etwa: “Sie haben Eisenmangel? Dann müssen Sie vielleicht mal die Straßenbahnschienen ablecken!” Später, nachdem die WG-Zeiten vorbei waren und ich selbst fertiger Arzt war, brauchte ich eine Krankmeldung. Er sagte zu mir, ganz unter Kollegen: “Wissen Sie, was ich mache, wenn ich krank bin? Weiterarbeiten!”
Natürlich bekam ich trotzdem meine Bescheinigung, aber er stellte klar, dass mich das zu einem Weichei machte.

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Cartoons ohne Bilder #98

Ein Typ mit Geheimratsecken und Brille sitzt an einem Schreibtisch. Vor sich ein Notizzettel, darauf gekritzelt ein kleiner Trump mit Sprechblase: „Kein Präsident vor mir hat mehr Corona-Tote erreicht als ich!“
Neben dem Zeichner ein Radio. Gezackte Sprechblase aus dem Radio: „Präsident Trump nennt Amerikas Corona-Tote a badge of honor.“
Denkblase über dem Zeichner: „Mist, jetzt war er schon wieder schneller!“

Dick Pics sind nicht witzig, weil …

Erklärungsversuch, Screenshot von Facebook

Es gibt einen Twitter-Account, der heißt „Das ist witzig, weil…“. Jeder Tweet dieses Accounts beginnt mit den Worten „Das ist witzig, weil…“ und dann folgt die Erklärung eines Witzes oder Beitrags. Dort wird z.B. das Bild eines Preisschildes geretweetet auf dem steht „Baby Dampfgarer und Mixer, 69,99“ und der Begleittext dazu lautet: „Das ist witzig, weil die Preisauszeichnung suggeriert, dass der Dampfgarer und Mixer speziell für die Zubereitung von Kleinkindern geeignet ist.“ Das wiederum ist witzig, weil durch die lapidare und stets staubtrockene Formulierung jede Pointe zunichte gemacht wird. Würde man diese Erläuterungen vorlesen, müsste man es, damit es witzig bleibt, konsequent mit ernster Miene und ohne mit der Wimper zu zucken tun. Es ist witzig, weil es den Witz kaputt macht. Damit konterkariert es die Erwartung, dass eine Pointe zünden soll, ohne erklärt zu werden und es konfrontiert den Leser mit der Frage, ob der Witz, über den er gerade so gelacht hat, wirklich so tiefgründig ist, wie er denkt.

Es gibt auch eine Sendung namens „Homies“ auf ZDFneo. Dort machen zwei Komiker namens Moritz Neumeier und Till Reiners unter Ausstrahlung von viel Selbstbewusstsein Witze und zwar von zuhause aus, per Video-Chat (oder einem Sendungsdesign, das wie ein solcher wirkt). Das ist witzig, weil „Homies“ auch ein Slang-Wort aus der Rap-Szene ist und derzeit ja viele im „Home Office“ sind.

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