Nachdem sich die Pandemie in das öffentliche Leben fraß und Deutschland stillgelegt wurde, war es aus für Kunst und Kultur. Für einen freien Schauspieler kommt dies einem Berufsverbot gleich. Nun ist zwar einzusehen, warum einer nicht mehr ins Theater gehen soll, aber was soll einer tun, der sonst auf der Bühne steht?
Verdammt zur Untätigkeit starrt Matthias Hecht, freier Schauspieler aus Bochum, Zuhause die Wand an oder putzt Fenster. Vielleicht könnte er sich eine Katze zulegen. Viele Künstler, Musiker, Schriftsteller, Kleinkünstler, Schauspieler und viele mehr sitzen jetzt Zuhause. Die unendlichen Weiten des Internets gestatten es ihnen, sich ihrem Publikum zu präsentieren – sofern es eins gibt. Viele sind darauf angewiesen, sich ihr Publikum in der digitalen Dimension erst zu suchen. Nicht dass das wirklich neu wäre. Neu ist, dass es jetzt wirklich alle tun.
Es gibt Streamkonzerte, Streamlesungen und was weiß ich noch alles, was das Internet so hergibt. Neu ist, dass wir nun alle Zuhause sitzen. Nie zuvor wurde soviel gestreamt, gechattet und digital konsumiert. Soviel, dass es einem wirklich schon wieder aus den Ohren und Augen Wieder rauskommt.
Matthias Hecht erging es wie allen anderen: Aus einer alten Idee entstand sein täglicher Podcast. Kurz, kurzweilig und gutgemacht – beschäftigt er sich nunmehr zum 25. Mal mit den Kleinigkeiten, die klein zu sein scheinen, häufig aber viel wichtiger sind, als man meint. Nicht das Vordergründige manch nebensächlicher Begebenheit, einer Beobachtung aus dem Fenster oder das gute Wort des Nachbarn interessieren ihn. Es ist das, was sich dahinter verbirgt. All das, dass den Moment, die Minute, den Augenblick so ausmacht.
Die Gute Minute – ist ein Podcast. Es ist aber keiner, der so daher gelabert kommt. Keiner der mit einem rumkumpelt. Matthias Hecht spricht, er spricht – das kann er – über Alltägliches, über scheinbar Banales, über das Leben – auch über sein Leben. Es ist die Mischung aus gutgemacht und echtem Leben, die mich für ihn einnimmt.
In der guten Minute ist auch nur eine Minute drin. Das allein ist schon eine Kunst, aber die gute Minute gibt es dafür auch täglich zu hören. Vielleicht ist es auch nur so ein Generationen-Ding, dass ich das Dahergequatsche einiger Podcast-Heroes langweilig finde. Mit einer Minute bin ich mehr als vorzüglich bedient.
Matthias Hecht lebt in Bochum und ist freiberuflicher Schauspieler und Regisseur. Er ist künstlerischer Leiter des jungen Ensembles „Young’n’Rotten“ am Rottstr 5 Theater. Im November 2019 gab er mit der Inszenierung von Dürrenmatt´s DIE PHYSIKER sein Regiedebüt. Seine letzte Vorstellung vor dem Shut Down spielte er im Rottstr 5 Theater, mit dem Solo-Abend AGGRO ALAN in einer Inszenierung von Damian Popp, die im Februar 2020 erst Premiere hatte.
Zudem steht er auch immer wieder im Bochumer ZEITMAULtheater auf der Bühne. Seit 2007 führt er eine künstlerische Liaison mit dem Schauspieler, Regisseur und Autor Rolf Dennemann und der Künstlervereinigung artscenico e.V. Dortmund. In enger Zusammenarbeit war Hecht in unzähligen nationalen und internationalen Performances und Bühnenstücken zu sehen.
Auch auf Deezer, Overcast, Pocket Casts, Podcast.de und Player.FM
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