Werbung

Dortmund: Beim BVB-Spiel gegen Mainz zeigen die Fans die ganze Kraft des Fußballs

Das Stadion in Dortmund. Foto: Robin Patzwaldt
Das Stadion in Dortmund. Foto: Robin Patzwaldt

Das abschließende Bundesligaspiel des 26. Spieltags zwischen dem Tabellenzweiten aus Dortmund und dem Überraschungsfünften aus Mainz geriet heute rasch zur Randgeschichte, als ein 80-jähriger Zuschauer während des Spiels an einem Herzinfarkt verstarb, ein zweiter Fan reanimiert und anscheinend in Lebensgefahr schwebend ins Krankenhaus gebracht werden musste. Dieser soll sich inzwischen in einem stabilen Zustand befinden.

Dass der BVB das Spiel durch Tore von Marco Reus (30.) und Shinji Kagawa (72.) am Ende mit 2:0 (1:0) die sportliche Oberhand behielt wird allerdings rasch wieder in den Annalen der Bundesliga verschwunden sein.

Die überaus beeindruckende Art und Weise mit der die gut 81.000 Zuschauer jedoch auf diese tragischen Geschehnisse auf den Tribünen spontan reagierten, wie sich im Laufe des Spiels zunächst ungewohnte Ruhe, eine respektvolle Stille über das weite ‚Rund‘ legte, am Ende dann zusammen mit der Mannschaft statt der üblichen Jubelgesänge das emotionale ‚You’ll never walk alone‘ anstimmten, das hat am heutigen Abend vielen Menschen weltweit bewiesen, dass Fußballfans, auch wenn im Stadion häufig ja eben auch mal ein paar äußerst unangenehme Gestalten unter den Zuschauern sein mögen, eben die überwiegende Mehrheit der Leute doch längst nicht so ‚primitiv‘ und ‚plump‘ sind, wie man häufig und gerne von einigen Seiten mal suggeriert bekommt.

Diese ungewöhnlich einheitliche, respektvolle Reaktion, an der sich übrigens auch die Gästefans aus Mainz beteiligten, waren ein wundervolles Statement, eine Aktion, die nicht nur den Angehörigen bewiesen haben dürfte, dass ein Menschenleben von der Masse der Fans deutlich höher eingestuft wird als das Geschehen auf dem Rasen, als die drei Punkte, um die beide Teams dort eigentlich stritten.

Und wie sagt man sonst so platt: ‚Es gibt eben wichtigere Dinge als Fußball!‘ Heute wurde in Dortmund der Beweis dieser häufig zitierten Aussage auf überragende Art und Weise angetreten.

Dieser sensible und einfach überragend menschliche Reaktion hat mir ganz persönlich jedenfalls an einem ansonsten eher weniger erfreulichen Abend sehr gut getan, mir einmal wieder bewiesen, dass es sie noch gibt, diese Momente in denen man einfach auch mal uneingeschränkt froh und sogar ein klein wenig stolz sein kann ein Fußball-, ein BVB-Fan und auch ein Dortmunder zu sein.

Ich hatte vorhin minutenlang eine Gänsehaut. Und ich war damit sicherlich längst nicht alleine…

Dieser Abend wird bleiben. Hoffentlich auch ein klein wenig in den Herzen der Angehörigen des Toten, denen selbstverständlich auch von dieser Stelle aus unser ganzes Mitgefühl gilt!

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
6 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

Ich bin ebenso völlig überwältigt von dieser Reaktion aller Zuschauer inkl. der Mainzer, zumal das eigentliche dramatische Geschehen ja von keinem Offiziellen im Stadion akustisch oder per Videowall erklärt und verbreitet wurde. Nur die "stille Post" über Smartphones scheint ausgereicht zu haben, die Fans zu informieren und zu dieser anteilnehmenden Geste zu verleiten.

Da ich aber grad die aalglatte WDR-Berichterstattung übers Spiel sehe, muss man konstatieren, dass leider nicht Jeder Medienpimpf begriffen hat, was da heute passiert ist:-(

Walter Stach
Walter Stach
8 Jahre zuvor

Robin,
gut so, auf diesen außergewöhnlichen Abend im BVB-Stadion auch hier bei den Ruhrbaronen hinzuweisen.

Über das Spiel selbst, über den Sieg des BVB wird "man" vermutlich nur noch einige wenige Tage reden, die überwältigende Reaktion aller Anwesenden nach Bekanntwerden des Todesfalles auf der Südtribüne, insbesondere die spontane Reaktion aus der Süd-Kurve , wird jedoch unvergessen bleiben -in DO, in Deutschland, in Europa, und zwar über die Fußballwelt hinaus. Das gilt, egal was einzelne der von Klaus Lolhmann so genannten Medienpimpfe daraus machen werden.
Ich bin schon ein wenig stolz auf diese meine Borussia!
-Stolz ist an sich ein Prädikat, daß ich auf mich bezogen "eigentlich" zu vermeiden versuche-.

Birgit
Birgit
8 Jahre zuvor

Ein sehr guter Text, vielen Dank. Ich habe am Computer geklebt mit Nobbie und Boris im internetradio. Nobbie, der eine wunderbare – wie sagt man – Moderation gemacht hat. "Guter Pass von Schmelle… aber was bedeutet das denn jetzt noch…" usw., mit brechender Stimme. Die einkehrende fühlbare Stille im Stadion. Keine Gesänge mehr. Das gemeinsame Singen am Ende. Ich musste heulen, das ging gar nicht anders. In der Straßenbahn haben die Schulkinder sich das heute morgen mit großen Augen erzählt. Im sonst stressigen Supermarkt waren alle total freundlich. Freunde von weit weg rufen an und fragen, was da denn war. Ich hoffe das wirkt noch lange nach und bin stolz (oder was auch immer), dass Menschen einfach so mitfühlend und respektvoll reagiert haben.

Norbert
Norbert
8 Jahre zuvor

Den Angehörigen des Verstorbenen mein aufrichtiges Beileid zu ihrem Verlust.
Dem zweiten Herren wünsche ich, dass seine Gesundheit wieder vollständig wiederhergestellt werde.
Absatz
Ich finde es beschämend, dass diverse "sogenannten Journalisten" den Vorfall beschreiben, als wenn sie dabeigewesen wären. Im Zweifelsfall wäre Sachverhalte erfunden, nur um Auflage zu machen.
Vielleicht sollten manche Journalisten sich an dem vorbildlichen Verhalten aller Fans im Stadion mal ein Beispiel nehmen.
Die Bild u.a. listet minutiös auf, wie es passiert sein soll. Blödsinn.
Manche schreiben es wäre in Block zwölf gewesen. Blödsinn.
Es begann schon vor dem Spiel. Fast zeitgleich. Etliche Sanitäter (meinen Dank dafür) haben über fast dreißig Minuten versucht, durch u.a. Herzdruckmassagen die beiden Männer ins Leben zurückzuholen. Von meinem Platz (Block 81) mussten wir die Geschehnisse über den gesamten Zeitraum beobachten. Als beide dann abtransportiert wurden, war die Betroffenheit sehr groß.
Uns war klar, dass es sehr schlecht um die beiden stehen würde. Über die sozialen Medien erfuhren wir dann, dass der Tod einer Person feststand.
Dann erfuhren wir, auch der Zweite sei verstorben. Diese Möchtegernreporter schreiben wider besseren Wissens lieber etwas Falsches, als sich zu informieren, was wirklich geschah.
Lieber eine schlechte gelogene Nachricht, als keine Nachricht posten zu können.
Aus meiner Sicht ein armseliges Verhalten. Manche haben eben kein Ehrgefühl und ihnen ist scheißegal, wie solche Falschmeldungen bei den Lesern ankommen.

Die Werte, die die Menschen im Stadion gezeigt haben, sind manchen der schreibenden Zunft anscheinend schon lange fremd. Widerlich.

Nochmals meinen Dank an die Sanitätskräfte für ihren unermüdlichen Einsatz.

Werbung