Erling Haaland zeichnet beim BVB nicht nur für Tore, sondern auch für Mentalität verantwortlich

Erling Haaland bei seiner Vorstellung in Dortmund. Archiv-Foto: BVB

Beim späten 3:2-Sieg des BVB gegen die TSG Hoffenheim war Erling Haaland einmal wieder der große Held der Dortmunder. In der Nachspielzeit sicherte der Norweger den Heimerfolg der Schwarzgelben. Es war das vielumjubelte Ende eines hochklassigen und umkämpften Spiels.

Für die Borussia war es nach dem 5:2-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt zum Saisonauftakt bereits der zweite Sieg im heimischen Westfalenstadion. Damit verdrängten die Dortmunder erfolgreich die aufkommende Unruhe, die im Umfeld nach den Rückschlägen im DFB-Supercup (1:3) und in Freiburg (1:2) aufzukommen drohte. Mit sechs Punkten aus drei Liga-Begegnungen liegt der BVB aktuell im Soll. Es war bisher ein ordentlicher, wenn auch kein wirklich guter Saisonauftakt der Westfalen.

In der nach diesem Wochenende starteten zweiwöchigen Unterbrechung des Spielbetriebs in der Bundesliga gibt es im Lager des DFB-Pokalsiegers trotzdem viel zu tun und zu bedenken. Einer diese auf längere Sicht durchaus sorgenbereitenden Ansätze ist dabei der große Trumpf vom Freitag: Die gleich auf mehreren Ebenen bedrohliche Abhängigkeit vom Siegtorschützen Haaland.

Dass der BVB mit Haaland einen der, wenn nicht sogar den besten Stürmer der Welt, in seinen Reihen hat, das wurde nach seiner Verpflichtung im Frühjahr 2020 relativ schnell deutlich. Der junge Norweger ist sprichwörtlich eine Maschine. Für seine 21 Jahre weist er bereits eine beeindruckende Konstanz auf.

Ein Blick auf die Torjägerliste sieht Haaland stets weit vorne. Insbesondere seine Torquote in der Champions League ist toll. Wer auf allerhöchstem Niveau bereits so regelmäßig einnetzt, der zieht fast zwangsläufig die Blicke der Fußballwelt auf sich.

Kein Wunder also, dass er vom ersten Tag in Dortmund an mit Wechselgerüchten umgehen musste. Doch auch diese brachten ihn nicht aus der Erfolgsspur. Durststrecken von zwei oder drei Begegnungen sind beim Norweger das Maximum. Das kommt dem BVB regelmäßig zugute. So auch am Freitag gegen Hoffenheim.

Doch es ist eben nicht nur seine Treffsicherheit, von der der BVB in diesen Tagen profitiert. Es ist vor allem auch seine Mentalität, die dem jungen Dortmunder Team seit Monaten extrem guttut.

Ich habe mir bei meinem jüngsten Stadionbesuch beim DFB-Supercup vor zehn Tagen einmal bewusst die Zeit genommen und meine Augen während der 90 Minuten überwiegend auf Haaland gerichtet. Auch in Szenen, in denen er ansonsten nicht im TV-Bild ist, war es ein echtes Vergnügen ihm zuzusehen.

Unglaublich, wie engagiert und emotional ist, wie sehr er schon, in seinen jungen Jahren und mit der Sprachbarriere konfrontiert, auf seine Mitspieler einwirkt. Sprichwörtlich wie ein ‚Irrer‘ agierte der Stürmer bei der 1:3-Niederlage gegen den FC Bayern München. Auch bei der sich abzeichnenden Niederlage versuchte Haaland seine Teamkameraden anzutreiben und auch das Publikum im Stadion zu animieren. Es war eine echte Freude ihm dabei zuzusehen.

Dass Haaland auch am Freitag in der Nachspielzeit, nachdem der BVB Sekunden zuvor den unglücklichen Ausgleich kassierte, direkt wieder zur Stelle war, ist also beileibe kein Zufall gewesen. Der Mann spielt wie ein vom Fußball Besessener, mit unglaublicher Motivation und Ehrgeiz. Zumindest sehr häufig.

Die altbekannte Mentalitätsdebatte beim BVB, sie kann an vielen Stellen des Kaders geführt werden. Haaland ist davon auszunehmen. Das steht fest.

Eher schon zeichnet sich rund um diese Personalie ein anderes Problem ab: Die Borussia ist jetzt schon zu anfällig für Aussetzer und Rückschläge. Wie wäre das erst, wenn Mentalitätsmonster Haaland dauerhaft nicht mehr im Team wäre?

Der Abgang des Top-Stürmers aus Dortmund, er dürfte nur noch Monate entfernt sein. Wenn die Verantwortlichen in Dortmund ihren Kader also in Zukunft deutlich charakterfester machen wollen, müssten sie Haaland erst einmal wieder ersetzen, um auf das aktuelle Niveau zu kommen. Was ohne ihn in Dortmund los wäre, man mag es sich derzeit gar nicht ausmalen….

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Pater Busoni
Pater Busoni
2 Jahre zuvor

Diese Grundregel kann man auf alle Mannschaftssportarten anwenden:
Wann immer der Erfolg eines Vereins einzig und allein auf der Leistung von Wonder-Woman oder Superman aufbaut, folgt ein ziemlich heftiger Aufschlag in der Realität.
Wenn es dem BVB nicht endlich gelingt, vom Vorstand ausgehend, das "Bayern-Gen" im Verein zu implementieren, dann wird Leipzig unweigerlich und mit Leichtigkeit vorbei ziehen.
Dann ist man nur noch die Nummer Drei in der Bundesliga und kann dann auf den nächsten Verein warten, der mit eisernem Willen vorbei zieht, weil der sich eben nicht als Ausbildungsverein für die Bayern versteht.
Das Gespenst der von Investoren getriebenen Vereine werden wir in Europa auf Sicht nicht los, das Zeitfenster, an welcher Position der Lieferkette Dortmund stehen möchte, schließt sich, langsam aber sicher.

trackback

[…] Das nervte einen als Fan der Borussia schnell, schien Haaland aber in seiner phänomenalen Entwicklung nicht zu stören. Ganz im Gegenteil! Der Angreifer drückte den Schwarzgelben so sehr seinen Stempel auf, dass es schon unheimlich wurde und es eigentlich noch bis heute ist. […]

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