TV-Kamera im Dortmunder Stadion. Foto: Robin Patzwaldt
Frank Buschmann galt lange als frischer Wind in der deutschen Sportberichterstattung – laut, emotional, direkt. Einer, der sich nicht verbiegen ließ und sagte, was er dachte. Doch was einst als authentisch und meinungsstark gefeiert wurde, wirkt heute zunehmend wie eine Karikatur seiner selbst.
Buschmanns jüngste Äußerungen zur Fußball-Bundesliga und zu seiner eigenen Rolle offenbaren einen Widerspruch, der sich kaum noch überhören lässt – und eine zentrale Frage aufwirft: Wie glaubwürdig ist ein Kommentator, der heute das Produkt rügt, das er morgen wieder scheinbar begeistert an seine Zuschauer und -hörer verkauft?
Die Sky-Zentrale in München. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt
Fußballfans in diesem Land beschäftigte in dieser Woche die Vergabe der Übertragungsrechte an der Bundesliga ab dem kommenden Sommer bis 2029. Dabei gab es im Vergleich zur bisherigen Aufteilung einige Änderungen. So wechselte die beliebte Konferenz der Samstagnachmittagsspiele von Sky zu DAZN. Sky sicherte sich hingegen die Rechte an den Freitagabendspielen, die bisher DAZN besaß. Das Top-Spiel der 2. Bundesliga am Samstagabend im Free-TV wechselte von Sport1 zu RTL.
Ansonsten blieb vieles beim Alten. Wer alle Spiele sehen möchte, braucht weiterhin Abonnements bei Sky und DAZN. Die Vertreter der beteiligten Sender präsentierten sich nach der offiziellen Bekanntgabe der neuen Regelungen wenig überraschend allesamt als Sieger. Auch die DFL betonte, dass sie mit dem Ausgang sehr zufrieden sei, da dieser finanziell höhere Einnahmen als die bisherigen Verträge bringt. Nur eine Gruppe wurde dabei offenbar vergessen: die Fußballfans im Land.
Manchmal wundert man sich ja auch als langjähriger Fußballfan noch über Aussagen von im Profisport längst etablierten Führungskräften. Am Wochenende lieferte Ralph Hasenhüttl, der inzwischen immerhin auch schon 57-jährige Trainer des VfL Wolfsburg, Aussagen, die bei Leuten, die sich in der Fußball-Bundesliga auch nur einigermaßen auskennen, heftiges Stirnrunzeln oder sogar ein klammheimlichen Schmunzeln hervorgerufen haben dürften. Je nach eigenem Standpunkt.
Der Videobeweis kann Fußballfans nerven. Archiv-Foto: Michael Kamps
Neben der Tatsache, dass der FC Bayern München die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga durch seine 1:2-Niederlage bei Bayer 04 Leverkusen am 25. Spieltag des Fußballoberhauses an Borussia Dortmund verloren hat, beschäftigt heute insbesondere das kuriose Zustandekommen der Pleite des Rekordmeisters die Fußballfans im Lande.
Schiedsrichter Tobias Stieler verhängte gleich zwei Elfmeter gegen die Bayern, nachdem er den Videobeweis zur Hilfe genommen hatte. Ursprünglich hatte er in beiden Szenen gegen die Leverkusener entschieden und zwei Mal die Gelbe Karte wegen Schwalbe gezeigt. Beide Strafstöße wurden verwertet und sorgten für die zwei Treffer der Gastgeber.
Eine TV-Kamera im BVB-Stadion. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt
Fußballkommentatoren polarisieren seit jeher. Zu den umstrittensten gehört seit Jahren Frank Buschmann. Die einen lieben ihn, die anderen nervt er mit seiner teilweise überemotionalen Art extrem. Jetzt macht Buschmann am Saisonende als Bundesliga-Kommentator Schluss, wie Bild.de zu berichten weiß.
Besonders interessant an der Nachricht ist Buschmanns Begründung für den eigenen Rückzug, denn die klingt recht verbittert. Der 58-Jährige ist nach eigener Aussage genervt von den Entwicklungen der vergangenen Zeit. Zum einen kritisiert Buschmann die Zustände des Geschäfts, womit er sich in guter Gesellschaft befinden dürfte, zum anderen ist es aber auch die Entwicklung in der Medienbranche, die ihm nicht gefällt.
Das Eröffnungsspiel der neuen Saison in der Fußball-Bundesliga bot am Freitag schier unzählige Geschichten. Das sportliche Statement des FC Bayern München, der bei Eintracht Frankfurt unerwartet hoch mit 6:1 gewann, war da nur ein Aspekt. Zu kommentieren gibt es nach dem Spiel heute auch noch das gellende Pfeifkonzert, das die Nationalhymne vor den Anpfiff begleitete und auch einen Platzsturm von Chaoten in der Halbzeit.
Etwas unter zu gehen droht in Anbetracht der immensen Themenfülle rund um das Spiel eine Bemerkung, mit der die DAZN-Reporterin Laura Wontorra aufwartete und durch welche sie allen Frauen und denen im Sportjournalismus im Speziellen einen echten Bärendienst erwies.
Michael Ballack noch im Trikot des FC Chelsea. Quelle Wikipedia, Foto: EnglishHorn73, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Pay-TV-Anbieter locken in den vergangenen Jahren vermehrt mit prominenten Experten die Fans zu ihren Übertragungen. Früher war diese Rolle im deutschen Fernsehprogramm die absolute Ausnahme, inzwischen gehört das Zusammenspiel zwischen Moderator und Experten zum guten Ton.
Offenbar versprechen sich die Macher von der Verpflichtung solcher Promis zugleich ein vermehrtes Interesse an ihrem Angebot, wollen durch knackige Aussagen dieser ein paar Schlagzeilen produzieren, was regelmäßig auch gelingt.
Dass man als Fußballfan in diesen Zeiten inzwischen mehrere Abos braucht um dem Geschehen Live am Bildschirm folgen zu können, das ist eine Tatsache, an die sich die meisten Anhänger im Laufe der Jahre schon gewöhnt haben. In der seit August laufenden Spielzeit 2021/22 hat sich die Zersplitterung bei den Übertragungsrechten jetzt aber noch einmal deutlich gesteigert.
Der bisherige Platzhirsch ‚Sky‘ hat weitere Marktanteile abgeben müssen. Seit dieser Saison wird auch der komplette Bundesliga-Sonntag vom Konkurrenten DAZN gestemmt. ‚Sky‘ bleibt jetzt aus dem Fußballoberhaus nur noch der Samstag, nachdem auch die UEFA Champions League ab sofort nicht mehr im Programm des Abo-Senders ist. Hier überträgt neben DAZN jetzt unter anderem Amazon Prime einige Spiele.
Diese Verschiebung ist für die Fußballfans nicht nur mit höheren Kosten, sondern in vielen weiteren Bereichen mit erheblichen Konsequenzen verbunden.
Nebenan bei der WAZ beschäftigt man sich aktuell mit der ‚Freude am Meckern über TV-Kommentatoren‘. Das verwundert nicht, ist der sportliche Unterhaltungswert der laufenden Fußball-Europameisterschaft doch eher begrenzt und die Strahlkraft überschaubar. Da kommt ein Blick auf Randthemen wie dieses gerade recht.
Und tatsächlich erfreuen sich Diskussionen über die TV-Kommentatoren auch hier bei uns im Blog der Ruhrbarone traditionell immer einer besonderen Beliebtheit. Wenn Bela Rethy, Claudia Neumann oder auch Tom Bartels das Mikrofon ergreifen, dann kochen die Emotionen bei vielen Zuschauern hoch. Aber das nicht aus ‚Freude am Meckern‘, wie man bei der WAZ unterstellt, sondern schlicht aus Frust über die zu häufig schwachen Leistungen der angeblichen Reporterelite.
Der Bezahlsender Sky will die Saison mit Geisterspielen beebden und zahlt die dringend benötigten TV-Gelder. Foto: Sky
Es sind Nachrichten, die die große Mehrheit der Fußballfreunde in diesem Land mit Sicherheit fröhlich stimmen wird: Übereinstimmenden Medienberichten zur Folge, soll der Abo-Sender Sky bereit sein die nächste Rate an TV-Geldern an die Fußball-Bundesligisten zu überweisen.
Dies war zuletzt unsicher, da sich der Fußball bekanntlich in einer Corona bedingten Spielunterbrechung befindet. Die Auszahlung der letzten Rate über 225 Millionen Euro der TV-Gelder stand dementsprechend auf der Kippe. Nun soll Sky lt. Bild-Zeitung zwar etwas weniger zu zahlen bereit sein, dafür wird das Geld aber anscheinend tatsächlich zeitnah an die Klubs überwiesen.
Für viele Profiklubs, darunter wohl auch die Ruhrgebietsvertreter FC Schalke 04 und VfL Bochum, könnte dieser Durchbruch bei den Fernsehgeldern die (vorläufige?) Rettung sein.
Auch ARD und ZDF erklärten sich dem Bild-Bericht zufolge bereit, ihre letzte Rate von rund 40 Millionen Euro zu bezahlen. Nur Streamingdienst DAZN soll derzeit noch damit hadern.
Würden sich diese Berichte so bestätigen, brächten diese Entwicklungen die Ultras, die sich zuletzt immer wieder gegen Geisterspiele positioniert hatten, in eine Zwickmühle.
Lehnt man Geisterspiele auch weiterhin strikt ab, riskiert damit am Ende gar das Überleben des eigenen Klubs, oder ist man dem von vielen ungeliebten Medienpartner Sky am Ende gar dankbar für diese Zahlungen, die dann wohl in Kürze mit einer zumindest sportlichen Beendigung der Saison 2019/20 verbunden wären?
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