Frank Buschmann: Der lebendige Widerspruch in der Kommentatoren-Kabine

TV-Kamera im Dortmunder Stadion. Foto: Robin Patzwaldt

Frank Buschmann galt lange als frischer Wind in der deutschen Sportberichterstattung – laut, emotional, direkt. Einer, der sich nicht verbiegen ließ und sagte, was er dachte. Doch was einst als authentisch und meinungsstark gefeiert wurde, wirkt heute zunehmend wie eine Karikatur seiner selbst.

Buschmanns jüngste Äußerungen zur Fußball-Bundesliga und zu seiner eigenen Rolle offenbaren einen Widerspruch, der sich kaum noch überhören lässt – und eine zentrale Frage aufwirft: Wie glaubwürdig ist ein Kommentator, der heute das Produkt rügt, das er morgen wieder scheinbar begeistert an seine Zuschauer und -hörer verkauft?

Vom Frust zur Verlängerung – und zurück

Noch vor rund zwei Jahren klang Buschmann wie ein Mann kurz vor dem Absprung. In Interviews wetterte er  vor allem über seine schwindende Motivation in einem sich verändernden Medienumfeld. Auch hier im Blog der Ruhrbarone wurde das damals kritisch begleitet. Wer ihm zuhörte, konnte nur zu einem Schluss kommen: Dieser Mann hat mit seinem Job und der Bundesliga abgeschlossen.

Doch statt des erwarteten Rückzugs folgte das Gegenteil. Buschmann verlängerte seinen Vertrag bei Sky – bei jenem Sender, der das von ihm kritisierte Produkt Woche für Woche großflächig inszeniert. Und nicht nur das: Er blieb zentraler Teil der Bundesliga-Konferenz, die er nun, da sie vor dem Abschied bei Sky steht, verklärt wie ein Relikt aus besseren Zeiten. Ab Herbst soll er gemeinsam mit Kollege Florian Schmidt-Sommerfeld („Schmiso“) die Freitagsspiele der Bundesliga ‚verkaufen‘ – natürlich mit „voller Leidenschaft“, versteht sich.

Kritik und Kitsch in Personalunion

Plötzlich ist von „einzigartiger Atmosphäre“, „großen Emotionen“ und „unvergesslichen Momenten“ die Rede – all das, was er selbst noch vor Kurzem öffentlich infrage gestellt hatte. Diese Kehrtwende ist kein bloßer Meinungsumschwung, sondern Ausdruck eines offenkundig opportunistischen Musters: Buschmann schlüpft je nach Bedarf in die Rolle des enttäuschten Kritikers oder des nostalgischen Schwärmers – Hauptsache, er bleibt Thema. Mal medienmüder Mahner, mal lautstarker Werbeträger in Dauerschleife. Die Schlagzeilen scheinen ihm dabei häufig wichtiger zu sein als eine klare Haltung.

Ein Kommentator ohne Kompass

Es wirkt, als habe Buschmann den inneren Abschied längst vollzogen, aber den äußeren nie gewagt. Stattdessen bewegt er sich im Niemandsland zwischen Kritik und Kitsch – lautstark, öffentlichkeitswirksam, aber zunehmend entkernt. Wer heute Authentizität von ihm erwartet, erhält nur noch Pose. Die Stimme mag dieselbe sein, doch ihre Glaubwürdigkeit ist brüchig geworden.

Zwischen Wehmut und Werbesprech bleibt vor allem eines hängen: ein Kommentator, der nicht mehr weiß, wofür er steht – und ein Publikum, das sich zunehmend fragt, warum es ihm noch zuhören sollte.

 

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