Der Rückzug von Bundesliga-Kommentator Frank Buschmann offenbart die Zwiespältigkeit im modernen Fußball

Eine TV-Kamera im BVB-Stadion. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Fußballkommentatoren polarisieren seit jeher. Zu den umstrittensten gehört seit Jahren Frank Buschmann. Die einen lieben ihn, die anderen nervt er mit seiner teilweise überemotionalen Art extrem. Jetzt macht Buschmann am Saisonende als Bundesliga-Kommentator Schluss, wie Bild.de zu berichten weiß.

Besonders interessant an der Nachricht ist Buschmanns Begründung für den eigenen Rückzug, denn die klingt recht verbittert. Der 58-Jährige ist nach eigener Aussage genervt von den Entwicklungen der vergangenen Zeit. Zum einen kritisiert Buschmann die Zustände des Geschäfts, womit er sich in guter Gesellschaft befinden dürfte, zum anderen ist es aber auch die Entwicklung in der Medienbranche, die ihm nicht gefällt.

Wenn der langjährige Sportkommentator Frank Buschmann über die Fußball-Bundesliga sagt „Ich finde das Drumherum mittlerweile schwierig bis unerträglich. In dem Moment, in dem ich in der Konferenz bei Sky am Mikrofon bin, liebe ich meinen Job. Aber außerhalb der 90 Minuten sind mir die Leute im Geschäft zu viel geworden, die behaupten, sie machten das alles aus reiner Liebe zum Sport und für die Fans. Das ist verlogen.“, dann dürfte ihm die meisten Fußballfans sicherlich aus tiefster Seele zustimmen.

Auch wir hier im Blog haben in den vergangenen Jahren häufig über schwindende Leidenschaft für den Profifußball diskutiert. Da kommt erfahrungsgemäß kaum Widerspruch auf. Verständlich also, dass auch einem erfahrenen Profi-Kommentator wie ihm so allmählich und grundsätzlich die Freude abhandenkommt.

Strittiger dürften dann schon Sätze sein wie: „So wie heutzutage Sport präsentiert und übertragen wird, ist das ohnehin nicht mehr so ganz meine Welt.“ Viele Fans dürften es nämlich durchaus sehr zu schätzen wissen, dass sie aktuell ein gigantisches Angebot genießen dürfen, wie es das hierzulande wohl noch nie zuvor gegeben hat. Wer mag, der kann inzwischen jeden Tag Livefußball schauen, der bekommt ein umfangreiches Angebot auch außerhalb der Bundesliga. Vor- und Nachberichterstattung haben früher so nicht einmal ansatzweise vorstellbare Umfänge erreicht. Wer gewillt ist, der kann die Spiele so ausführlich wie nie zuvor verfolgen, nachträgliche Analysen und Interviews inklusive. Geradezu lächerlich erscheinen einem da die Erinnerungen an die früheren Verhältnisse. Und das Ganze ist ein Angebot. Es steht jedem frei dieses so intensiv und/oder umfangreich zu nutzen, wie er bzw. sie denn mag.

Endgültig diskutabel werden die auf Bild.de veröffentlichten Aussagen von Frank Buschmann jedoch, wenn man folgende Sätze liest: „Reporter bei Streaming-Diensten oder im TV sind oft wahnsinnig weichgespült, weil sie niemandem weh tun wollen. Da ist eine unglaubliche Angst davor, was die DFL, der Klub, der Trainer oder die Spieler denken. Aber dafür ist man nicht Reporter. Dieses Bemühen, niemandem auf die Füße zu treten, tötet jede Leidenschaft. Genau dasselbe gilt, wenn jemand kommentiert wie auf einem Trainerseminar: Das gefällt angehenden Bundesliga-Trainern gut, weil ich ihre komplette Fachterminologie unterbringe, ich kommentiere aber am Gros der Zuschauer vorbei.“

Dabei muss man bedenken, dass Buschmann zu der Kategorie von Fußball-Kommentatoren zählt, die immer wieder aufgrund ihrer flapsigen Sprüche in der Diskussion stehen, sich selber bei der Arbeit sehr wichtig zu nehmen scheinen und in den Mittelpunkt stellen. Das gefällt längst nicht jedem.

Hier treffen also Welten aufeinander, wenn er jetzt Kommentatoren kritisiert, die er als zu ‚weichgespült‘ bezeichnet. Man muss es nicht mögen, aber viele der neuen Kollegen Buschmanns, insbesondere auch die vom Konkurrenten DAZN, legen bei ihrer Arbeit eben mehr Wert auf taktische Analysen und weniger auf ‚Geschrei‘. Das Ganze ist halt eine Stilfrage.

Während Buschmann häufig außer der großen Emotion nicht viel Inhalt zu bieten hat, versuchen andere seiner Zunft halt mehr das Geschehen auf dem Platz hintergründig taktisch zu erklären und dem am Sport interessierten Zuschauer dadurch mehr zu bieten, als Fankurven- oder Stammtischsprüche. Es wundert vor diesem Hintergrund nicht, dass Buschmann sich in Anbetracht dieser sich ausweitenden Tendenz in dem Bereich nicht mehr wirklich wohlfühlt. Denn das ist so gar nicht seine Art.

Diese Unterschiede beschäftigen auch die Zuschauer schon seit einigen Jahren. Kommentatoren stehen daher immer wieder im Mittelpunkt heftiger Kritik. Auch und gerade Buschmann selber. Wenn er sich jetzt im Sommer offenbar genervt vom Job des Bundesligakommentators aus diesem Bereich zurückzieht, dann ist das ein zugleich ein eleganter Weg sich seinen eigenen Kritikern zu entziehen.

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