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Westfleisch: Wenn zwei Städte das Gleiche tun, dann ist das offenbar noch lange nicht dasselbe

In Erkenschwick gerne gesehen: Schweine. Foto: Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei

Dass, wenn zwei Menschen das scheinbar Gleiche tun, das häufig in der Bewertung noch lange nicht dasselbe ist, das kennt man ja aus dem Privatleben. Diese Erkenntnis lässt sich jedoch auch problemlos auf andere Bereiche des Lebens übertragen. Selbst für ganze Städte trifft das manchmal zu, wie sich in dieser Woche im Kreis Recklinghausen einmal mehr eindrucksvoll beobachten ließ.

Die Stadt Datteln ist seit Jahren schon als grundsätzlich sehr wirtschaftsfreundlich bekannt. Das umstrittene Kraftwerk ‚Datteln 4‘ und auch der seit langem schon dort geplante ’newPark‘ sind Projekte, die in der Vergangenheit extrem von der Zustimmung der örtlichen Stadtverwaltung und Politik profitiert haben und das bis heute tun. Ansonsten wäre beide Pläne wohl längst schon begraben worden.

All der vorgebrachten Bedenken von Umweltschützern und der Nachbarstädte zum Trotz, die Stadt Datteln will beide Vorhaben offensichtlich auf ‚Biegen und Brechen‘ realisiert sehen, nimmt dafür auf der anderen Seite etliche offensichtliche Nachteile für die eigenen Bürger locker mit in Kauf.

Verkehrsbelastung, Lärm, Emissionen. Alles ist in diesen Fällen hinnehmbar, da es sich ja um Bauvorhaben handelt, die am Ende der eigenen Stadtkasse zu Gute kommen sollen.

Als nicht ganz so großzügig und tolerant stellte sich die örtliche Politik in Datteln zuletzt plötzlich dar, als es um ein ebenso umstrittenes Vorhaben in der Nachbarstadt Oer-Erkenschwick ging. Einstimmig hat der Dattelner Stadtrat am Mittwoch nämlich zugestimmt, gegen die vom Kreis Recklinghausen kürzlich erteile Genehmigung der angedachten ‚Westfleisch‘-Erweiterung in der Nachbarstadt rechtliche Schritte einzuleiten, zunächst einmal deren Erfolgsaussichten prüfen zu lassen.

Alle Fraktionen in Datteln sind demnach aktuell in sehr großer Sorge, dass nach der Verdoppelung der Schlachtkapazitäten bei ‚Westfleisch‘ in Oer-Erkenschwick (auf zukünftig 12.000 Tonnen pro Woche) die Stadt Datteln unter der größeren Belastung durch Lkw-Bewegungen entsprechend leiden wird.

Als man in Waltrop vor Jahren bereits monierte, dass der zukünftige Lieferverkehr für das Kraftwerk ‚Datteln 4′ die Bevölkerung und Straßen in der Hebewerk-Stadt unverhältnismäßig belasten würde, da zählte dieses Argument für die Dattelner Politiker und Verwaltungskräfte hingegen nicht.

Ähnliches galt ebenso für die ebenfalls öffentlich kritisierten zusätzlichen Belastungen durch den bereits seit Jahrzehnten geplanten, bisher aber noch immer nicht umgesetzten ’newPark‘ in den Rieselfeldern. Auch hier war für Datteln die zu erwartende zusätzliche Verkehrs-, Lärm- Abgasbelastung kein ausreichender Grund die eigenen Pläne zu stoppen. Weder im Interesse der kritischen Nachbarstädte, noch im Sinne der eigenen Bürgerschaft.

Aus Sicht der Stadt Datteln sind belastende Umweltbelange wie eben der zu erwartende zusätzliche Verkehr, die zwangsläufig damit verbundenen Geräusche, die dort dann entstehenden Gerüche und sonstige Immissionen im Falle der Pläne in Oer-Erkenschwick hingegen nicht ausreichend gewürdigt worden.

Schon kurios, wie inkonsequent und völlig widersprüchlich Stadtverwaltungen und Lokalpolitiker in ihrem Verhalten werden können. Auch hier ist es eben längst nicht das Gleiche, wenn zwei Parteien grundsätzlich dasselbe wollen, nämlich neue Gewerbeansiedlungen und damit verbundene Einnahmen und Arbeitsplätze zu generieren.

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Ke
Ke
5 Jahre zuvor

Wenn ich in OE bin, habe ich nie das Gefühl, in einem Breich der boomenden Wirtschaft angekommen zu sein. In meiner Kindheit war an der Zeche für mich noch richtiges Ruhrgeboetsfeeling aus der guten alten Zeit. Alles wirkte ait wie im Museum.

Auf dem ersten Blick wirkt das Handeln wirklich komisch zumal die Strasse von Datteln nach OE erst als grosse Ortsumgehung mit grosser Flächenversiegelung umgebaut wurde.

trackback

[…] in Richtung Nachbargemeinde. Diese Pläne des Nachbarn würde Datteln auf unzulässige Art und Weise mit dem zusätzlichen Straßenverkehr belasten. Auch hier wurden juristische Schritte […]

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