
An diesem Wochenende sind im deutschen Profifußball schon mehr Entscheidungen gefallen, als man das hätte erahnen können – und es waren für den Fußballfan, der über den Tellerrand des eigenen Lieblingsklubs hinausschaut, ausnahmslos gute Nachrichten.
Nachdem der FC Bayern München bereits seit dem vergangenen Wochenende als Meister feststand, klärten sich an diesem Spieltag die vorläufigen Schicksale vieler großer Traditionsvereine. Und für die Lage im nationalen Fußball bedeuten diese Entwicklungen durchweg Positives.
Mit dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV werden wohl zwei „Dinos“ ins Fußball-Oberhaus zurück, die dort von Millionen schmerzlich vermisst wurden. Der HSV hat den Aufstieg seit Samstagabend bereits sicher, in Köln sieht es nach dem Sieg in Nürnberg (2:1 am Freitag) sehr gut aus.
In den vergangenen Jahren beklagten viele Traditionalisten den Verlust etlicher großer Namen an der Spitze des deutschen Fußballs. Die Anzahl künstlich nach oben geführter Vereine wie dem VfL Wolfsburg, der TSG Hoffenheim oder RB Leipzig nahm stetig zu. Gleichzeitig mussten sich die Fans von Klubs wie Schalke, Kaiserslautern, Hertha BSC sowie eben auch Köln und Hamburg an der Spitze verabschieden. Zumindest in dieser Saison konnte dieser Trend auf breiter Front gestoppt werden.
Zur Spielzeit 2025/26 kehren mit Köln und Hamburg mit hoher Wahrscheinlichkeit gleich zwei der Großen zurück in die Belle Étage. Dass auf der anderen Seite neben Holstein Kiel auch der VfL Bochum den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten muss, schmerzt – wenn man ehrlich ist – vor allem hier im Ruhrgebiet. Der Tausch gegen Köln und Hamburg täte der Bundesliga jedoch nicht nur wirtschaftlich gut, er würde auch das nationale Interesse an der Liga insgesamt wieder deutlich erhöhen.
Doch wer nun in der 2. Liga eine sinkende Attraktivität befürchtet, kann sich mit der Nachricht trösten, dass dort mit Dynamo Dresden und Arminia Bielefeld ebenfalls zwei größere Namen aus der 3. Liga nachrücken werden. Auf Jahn Regensburg und den SSV Ulm hingegen, die in Liga 3 abgestiegen sind, werden die meisten Fußballanhänger in Deutschland wohl ganz gut verzichten können.
Die Traditionsklubs haben sich in diesem Frühsommer auf vielen Ebenen ihren Platz auf größerer Bühne zurückerkämpft. Selbst der zuletzt bemitleidenswerte MSV Duisburg konnte sich nach einem Jahr in der Fußballprovinz der Regionalliga West kürzlich zumindest wieder in die 3. Liga hocharbeiten.
Für den Profifußball in diesem Land sind das allesamt erfreuliche Entwicklungen. Für das große Ganze ist das eine Trendumkehr, die nur begrüßt werden kann – auch wenn Einzelschicksale wie das des VfL Bochum natürlich immer wehtun.
Insgesamt war es ein großartiges Wochenende für den deutschen Fußball! Wie nachhaltig es am Ende sein wird, bleibt abzuwarten…
Ja, da hast Du bestimmt recht, Robin. Nicht nur die Namen sind in der 2. Liga spannender, auch die engen Kämpfe um die Aufstiegsplätze und Relegation. Fast jede Woche wechselten die vorderen Vereine.
Aber was mich an der 1. und 2. Liga insgesamt immer mehr abtörnt ist das exzessive Legionärswesen.
Ich sach mal so:
In den 80ern spielten beim BvB viele Eigengewächse und einige Zugänge von Rot-Weiß Essen. Wechsel von Bochum oder S04 zum BvB sorgen für Schlagzeilen. Marcel Raducanu war der eine „Exot“ aus Europa.
Danach kam die Zeit, als die Spieler innerhalb der BL wechselten, aber die Vereine hatten immer noch mehrere Eigengewächse.
Inzwischen sind alle Mannschaften global gemixt, immer seltener spielt überhaupt noch ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Deutsche, selbst Europäer sind in manchen Vereinen in der Minderheit.
Und sie wechseln fast jede Saison, manche sogar mitten in der Saison.
Und B04 fällt 1 Jahr nach der Meisterschaft auseinander. Die Meisterschaft war für viele nur ein Sprungbrett. (So wie beim BvB immer alle kurz vor Schluss Gas geben, weil sie sich bei CL-Clubs bewerben wollen.)
Ist der BvB noch westfälisch, der HSV noch hanseatisch, der VfB noch schwäbisch? Aus diesen regionalen Unterschieden erwuchs doch mal die Rivalität und die Identität.
Am Ende ist es die extreme Kommerzialisierung, befeuert von den aberwitzigen TV-Einnahmen. Und von den nervend auseinander gerissenen Anstoßzeiten habe ich noch gar nicht gesprochen.. 🙂