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Wird die Fußball-Bundesliga jemals wieder wie früher sein?

BVB-Boss Aki Watzke Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

BVB-Boss Aki Watzke jammerte am Samstagabend im Sportstudio des ZDF öffentlich über drohende finanzielle Verluste des BVB. So würde die Corona-Situation den Klub alleine beim am kommenden Wochenende anstehenden Heimspiel gegen den FC Schalke 04 rund eine Millionen Euro ‚kosten‘, weil die angestammten gut 80.000 Zuschauer bekanntermaßen aktuell nicht im Stadion sein könnten.

Wenige Tage späte drohe dem BVB gegen St. Petersburg in der UEFA Champions League dann erneut das Gleiche. Der Klub bezifferte den u.a. deshalb zu erwartenden Verlust für diese Saison kürzlich schon einmal auf rund 70 Millionen Euro.

Logisch, dass ein Verein sowas nicht ewig wird stemmen können. Die Pandemie bedroht folglich die Zukunft selbst der größten Klubs im Lande. Doch eines wird in diesen Diskussionen ums Geld gerne vergessen: Es droht damit auch das Ende der Fan-Kultur, wie wir sie zuletzt kannten.

Grundsätzlich bin ich persönlich eher pragmatisch veranlagt. Wenn etwas nicht möglich ist, dann habe ich im Regelfall keine größeren Probleme mich damit anzufreunden. So war das auch, als im März die Corona-Pandemie um sich griff.

Ist Fußball nicht verantwortbar, dann ist das für eine gewisse Zeit eben so. Auch die seit Mai angesetzten Geisterspiele sind für mich persönlich allemal besser als gar kein Profifußball an den Wochenenden. Ich nutze dann eben solange vermehrt die TV-Übertragungen um dem Geschehen in einer Liga zu folgen. Für eine gewisse Zeit ist das alles gar kein großes Drama.

Doch jetzt, wo bereits gut ein halbes Jahr ohne nennenswerte Zuschauermengen in den Stadien vergangen ist, da wird auch mir immer klarer, dass das Problem nicht so schnell zu beheben sein wird, dass die Einschränkungen durch das Virus für Sportfans im Rückblick wesentlich dramatischer sein könnten als das u.a. für die Bundesliga gut zu verkraften wäre.

Wer in diesen Tagen einmal zwischen den Zeilen liest, der muss befürchten, dass wir auch im kompletten Jahr 2021 noch keine vollen Stadien haben werden.

Bis zum kommenden Sommer werden Medienberichten zufolge maximal rund 20 Prozent der Bevölkerung hierzulande geimpft sein können. Wenn denn überhaupt. Das heißt auf den Sport bezogen wohl, auch dann werden wir die Kapazitäten der Stadien und Arenen nicht wieder vollständig nutzen können.

Auch die kommende Saison wird in der Bundesliga folglich noch nicht wieder so stattfinden können, wie wir es bis zum März 2020 gewohnt waren.

Abgesehen von den von BVB-Boss Watzke angesprochenen wirtschaftlichen Problemen, bleibt das Erlebnis Bundesliga für die Fans damit in jedem Falle noch lange eingeschränkt. Selbst die Saison 2021/22 wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine weitere Spielzeit unter Ausnahmebedingungen. Die Stimmung in den Stadien wird auch dann also noch nicht wieder die sein können, die wir Sportfans alle lieben.

Wie sich das Ganze auf die langfristige Entwicklung des Profisports auswirken wird, bleibt zunächst einmal offen. Zu befürchten ist, dass längst nicht mehr alle Stadiongänger aus der Vor-Corona-Zeit am Ende in ihre aktiven Fanszenen vor Ort, zu ihren Dauerkarten, zu ihrer vollen Leidenschaft für ihr Team, zu ihrem Sport zurückkehren werden.

Was dann kommt, wenn sich die Leute immer mehr an Geisterspiele und leere Stadien gewöhnt haben werden, ist aktuell völlig ungewiss.

Es steht zu befürchten, dass die Profiliegen deutlich länger brauchen werden um wieder zu ihrer alten ‚Form‘ zurückzukehren, als wir uns das noch im Frühjahr hätten vorstellen können, als es für die meisten Sportfreunde erst einmal nur um eine relativ kurzfristige Ausnahmesituation ging.

Sollten diese Befürchtungen wahr werden, werden vielleicht auch die jetzt von Watzkle noch beklagten Einnahmeausfälle für einzelne Spiele nur die sprichwörtlichen ‚Peanuts‘ sein.

Zu befürchten steht nämlich längst, dass die Bundesliga nach Corona nicht mehr die sein wird, die wir alle in der Zeit vor der Pandemie, trotz aller berechtigten Kritik an vielen Entwicklungen im modernen Fußball, so sehr geschätzt hatten.

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ke
ke
3 Jahre zuvor

Fußball tut zurzeit auch viel, um möglichst schnell die letzte Bodenhaftung zu verlieren.

Eine Corona-Rundreise mit den Nationalteams in allen Risikogebieten für eine FiFA Kirmes-Veranstaltung. Dann gibt es Spieler, die auch in den kritischen Situationen gerne feiern ….

Bei den aktuellen Spitzengehältern, die die Vereine und Sponsoren zahlen, sollten wir uns auf die Bevölkerungsgruppen konzentrieren, die wirklich betroffen sind. Mit den 20 Millionen der Spitzen-Kicker kann in Deutschland fast eine Landstadt leben.

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