Wohlstand ohne Grenzen


Viele fordern Solidarität mit Flüchtlingen. Echte Verteidiger der Freizügigkeit sind jedoch rar. Kein Wunder, Veränderung und menschliche Ambitionen gelten heute als problematisch. Von unserem Gastautor Kolja Zydatiss.

Gestern war Weltflüchtlingstag. In den (Sozialen) Medien entfaltete sich die Debatte entlang vorhersehbarer Fronten. Linke verwiesen auf das Sterben im Mittelmeer, die verheerenden Kriege im Nahen Osten, und betonten unsere moralische Pflicht, uns hilfsbereit und solidarisch zu zeigen. Rechte geißelten Willkommenskultur und „Asylindustrie“ und warnten vor neuen Terroranschlägen.

Was auffällt: Selbst Linke, Liberale und Politiker der Mitte, die sich gerne kopfschüttelnd vom Rechtspopulismus à la AfD oder Pegida distanzieren, schaffen es nicht, sich von einem Denken zu lösen, das Einwanderung primär als Last begreift. Vor einigen Tagen etwa warnte der Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CDU) vor einer Massenmigration von 100 Millionen Menschen nach Europa, falls die Erderwärmung nicht begrenzt werde. Ähnlich äußerte sich zum Weltflüchtlingstag auch ein Kampagnenleiter von Greenpeace Deutschland bei Twitter. Das Social Media Team des Auswärtigen Amtes verkündete stolz, dass Deutschland einer der größten Geber von Entwicklungshilfe weltweit sei. Ob Linkspartei oder FDP, ständig wird betont, man müsse „die Fluchtursachen bekämpfen“.

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Mehr Rentner = Weniger Investitionen

Infrastruktur wird vernachlässigt Foto: Roland W. Waniek


Politiker aller Couleur versprechen Rentnern im aktuellen Wahlkampf mehr Wohltaten – zu Lasten der Jugend. Von unserem Gastautor Roland W. Waniek.

In einer alternden Gesellschaft sind diese nämlich eine immer bedeutendere Wählergruppe, die Politiker zu bedienen wissen. Aber nicht nur bei der Rente wird die Jugend benachteiligt: Eine empirische RWI-Studie zeigt, daß mehr Rentner auch weniger Infrastruktur-Investitionen bedeuten. In entwickelten Ländern sind in den letzten vier Jahrzehnten öffentliche Investitionen stetig zurückgegangen. Dies korreliert signifikant mit dem zunehmenden Durchschnittsalter der Bevölkerung. Ältere Menschen schätzen den erwarteten, zukünftigen Nutzen von Infrastruktur-Investitionen weniger hoch ein als aktiv Erwerbstätige. Dies liegt daran, daß sich die Zeitpräferenzen von Menschen mit dem Alter ändern. Senioren sind konsumptive, soziale Staatsausgaben wichtiger als investive, zukunftsgerichtete Maßnahmen. Das schlägt sich in der konkreten Politik nieder. Politiker sollten aber das übergeordnete, langfristige Wohl einer Gesellschaft nicht aus den Augen verlieren. Ein Lösungsansatz ist die Änderung des Wahlrechts zugunsten von Familien mit Kindern, wobei Eltern zusätzliche Stimmgewichte für ihre Kinder erhalten. Weitere Möglichkeiten sind nutzungsabhängige Entgelte für Infrastruktur und alternative Finanzierungsmodelle wie Public-Privater-Partnerships. Damit könnte die abnehmende Wählerzustimmung für Infrastruktur-Investitionen konterkarriert werden.

Benennt Gelsenkirchen endlich in Schalke um!

Lieber Schalke als Gelsenkirchen Foto: Orchi Lizenz: CC BY-SA 3.0

Benennt Gelsenkirchen endlich um: und zwar in Schalke. Ja, in Schalke, so wie der Fußballverein. Von unserem Gastautor Roland W. Waniek.

Gelsenkirchen hat nämlich ein Markenproblem, ein sehr großes sogar. Es ist eine Stadt, die auf dem absteigenden Ast ist. Der Niedergang der einst so bedeutenden Schwerindustrie hat Gelsenkirchen schwer gezeichnet: höchste Arbeitslosigkeit in Westdeutschland, hohe Verschuldung, hoher Bevölkerungsrückgang, hoher HartzIV-Anteil, verödete Innenstadt, verschlissene Infrastruktur…

Nur in einem ist Gelsenkirchen ziemlich gut: in Fußball. Sein Traditionsverein Schalke 04 spielt in Deutschland und Europa meistens recht weit oben mit, und das seit vielen, vielen Jahren.

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Warum das Fach Wirtschaft nötig ist


Die neue Landesregierung will Wirtschaft als Pflichtfach an den Schulen einführen. Eine gute Idee, denn vielen ist nicht mehr klar, woher unser Wohlstand kommt.

Mit einem leicht variierten Zitat eines Tweets der Schülerin Naina aus dem Jahr 2015 begründet FDP-Chef Christian Lindner, warum Wirtschaft künftig in NRW ein Pflichtfach werden soll: „Ich habe keine Ahnung von Miete, Steuern und Versicherungen. Aber ich kann Gedichte interpretieren. In vier Sprachen.“  Kinder und Jugendliche für das wirtschaftliche Alltagsleben fit zu machen und sie so davor zu bewahren, sich beim Abschluss von Verträgen über

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Energiewende erklärt in drei Zahlen für Ruhrgebietler

Geschlossene Solarzellenfabrik in Gelsenkirchen

Die Energiewende ist eine komplizierte Sache. Die wohl größte Umverteilung von Geld von unter nach oben seit der Abschaffung der Leibeigenschaft weiß mit großen Zahlen zu beeindrucken. Aber wir das so ist – gerade wir Ruhrgebietler haben mit großen Zahlen, vor allem wenn sie Geld betreffen, ja unsere Probleme. Wir haben ja nix. Die Hauptabteilung Statistik und Zahlen dieses Blogs hat sich rangesetzt und mal alles für Ruhrgebietler umgerechnet.

Von 2000 bis 2013 wurde allein die Solarenergie in Deutschland mit 111 Milliarden Euro subventioniert. Sagte Manuel Frondel vom RWI-Essen und dem glauben wir mal, weil er ein kluger Kopf ist. 111 Milliarden Euro –    dafür bekommt man 44,4 Milliarden Pils im Intershop. Ok, Krombacher, aber immerhin.

Die, völlig unsinnige, Subventionierung des Steinkohlebergbaus kostete zwischen 1997 und 2006 29,9 Milliarden Euro. Also drei Milliarden im Jahr. War also deutlich preiswerter als der Öko-Quatsch.

Immerhin: 2/3 dieses Geldes, unter uns Pfarrerstöchtern mal grob gerechnete 74 Milliarden Euro, flossen direkt nach China. Das ist natürlich gut, weil so in Deutschland keine Fabriken gebaut werden mussten, um Solarzellen zu produzieren, gegen die dann Grüne und irgendwelche Bürgerinitiativen protestiert hätten.

 

 

 

Landtagswahl: Warum die Grünen ein Ausscheiden aus der Regierung längst verdient hätten!

Demo am Kraftwerk in Datteln im Jahre 2010. Foto: Brigitte Patzwaldt

Der Landtagswahlkampf tobt aktuell. Das übliche Theater halt. Man kennt das ja. Nichts wirklich Spannendes aus meiner Sicht. Dabei gäbe es schon wirklich intensive Diskussionen zu führen. Auch innerhalb der Koalition. Doch das wollen aktuell eben nicht alle. Es gilt für einige Verantwortliche offenbar die hart erkämpften Früchte bzw. Posten zu verteidigen. Wovon ich rede? Von Kraftwerksneubau ‚Datteln 4‘ zum Beispiel.

Ein Thema, welches mich im Zuge des Landtagswahlkampfes des Jahre 2010 tatsächlich sogar einmal dazu trieben mich der Partei Bündnis90/Die Grünen anzuschließen, dann jedoch auch hauptverantwortlich dafür war, dass ich die Partei zwei bittere Jahre später, im Mai 2012 (im nächsten Wahlkampf) direkt wieder verließ.

Die in diesen zwei Jahren gemachten Erfahrungen waren dermaßen enttäuschend, dass ich die ‚Grünen‘ wohl nie wieder wählen werde und auch niemandem empfehlen kann dies zu tun.

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Die Facebook-Masche: Es gibt keinen Ausgang!

Ambassadors discuss digital diplomacy at the 2013 Country Promotion Strategies conference, hosted by The Washington Diplomat. CC-BY-SA 4.0: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

Facebook ist ein etabliertes soziales Netzwerk, das von seinen ‚Usern‘ normalerweise eine Anmeldung erwartet, selbstverständlich nach einer vorherigen Registrierung. Umgehen lässt sich eine jeweilige Anmeldung nur, wenn man auf eine jeweilige Abmeldung pro Besuch verzichtet, also praktisch rund um die Uhr angemeldet bleibt. Die erforderlichen Daten hat dann die Zugangshardware bereitzustellen, Daten, die den berechtigten Zugang zum Netzwerk erlauben. Meiner eigenen Erfahrung nach wissen relativ viele ‚User‘ nicht einmal, dass ein Bereithalten der Zugangsdaten auf der Festplatte nicht nur Facebook ein Auslesen erlaubt, sondern jedem im Internet, der ein Interesse daran hat. Eine mögliche Folge ist, dass Profile ‚gekapert‘ werden.

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Klage gegen Neubau der B 474n erfolglos

Foto: Robin Patzwaldt

Seit den 1970er-Jahren läuft bereits die Planung, noch immer ist von der angedachten neuen Straße jedoch nichts zu sehen. Die geplante Verlängerung der Autobahn 45 von Dortmund-Mengede in Richtung Münsterland ist nun zumindest einen Schritt weitergekommen.

Die seit Jahren vergeblich geplante Verlängerung der ‚Sauerlandlinie‘, vorbei an den Städten Waltrop und Datteln, über die seit Jahrzehnten nur diskutiert wird, wird jedoch nach und nach etwas greifbarer. Das OVG in Münster hat heute nämlich eine Klage des BUND gegen die Trassenführung auf Dattelner Gebiet abgewiesen.

Auch in den Städten Castrop-Rauxel und Waltrop regt sich aktuell aber noch Widerstand in der Bevölkerung. Allerdings hatten sich bereits im Jahre 2008 rund 80% der befragten Waltroper Bürger für den Bau ausgesprochen. Anwohner haben die Entscheidung allerdings bis heute noch nicht so akzeptieren mögen, protestieren noch immer im Namen von ‚Fledermaus‘ und ‚Kröte‘ gegen das Projekt.

Entscheidung also auch weiterhin ungewiss.

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Shoppen für eine bessere Welt?

Das CentrO in Oberhausen. Foto: © Thomas Mayer


Das Nationale Programm für nachhaltigen Konsum will privaten Konsum zur politischen Handlung machen – ein Irrweg. Letztlich drängt man arme Menschen zum Konsumverzicht. Von unserem Gastautor Thilo Spahl.

Konsum ist zu einer komplizierten Angelegenheit geworden. Vorbei sind die Zeiten, als es nur darum ging, was einem gefällt oder schmeckt oder das Geld wert ist. Der moderne Verbraucher soll nicht nur an die eigene Gesundheit denken. Er soll auch die Natur, das Klima, das Tierwohl und die Interessen seiner nahe sowie weit entfernten Mitmenschen berücksichtigen. Die Idee der Nachhaltigkeit soll seine Kaufentscheidungen leiten.
Zweifellos ist es eine positive menschliche Eigenschaft, nach Wegen zu suchen, die Welt in irgendeiner Weise besser zu machen und sich dafür zu engagieren. Die Frage ist, ob Konsum der richtige Weg ist. Und die zweite Frage ist, ob der Staat uns hier an die Hand nehmen muss.

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TK – Die Trottel Kasse reitet sich mit Erklärung weiter rein

Homöopathische Globuli und Dilutionen Foto: Wikidudeman Lizenz: Gemeinfrei


Ein Tweet zum Thema Homöopathie bescherte der Techniker Krankenkasse (TK) vorletzte Nacht einen veritablen Shitstorm. Die Kasse reagierte nun mit einem Artikel zum Thema Homöopathie auf ihrer Homepage.

Vorgestern Nacht sorgte ein Tweet des Social-Media-Teams der Techniker Krankenkasse für Streit: Nachdem ein Arzt die Kasse dafür kritisierte, dass sie auch homöopathische Verfahren bezahle, reagierte die TK mit einem dummen Tweet:

Danach wurde die TK massiv kritisiert. Es gibt hunderte Studien, die belegen, dass Homöopathie keinen Effekt hat, der über den Placebo-Effekt hinausgeht. Die Wirkungsweise homöopathischer Mittel ist nicht belegbar. Die Zeit brachte  den Stand der Forschung im vergangenen Jahr auf den Punkt:

Die aktuellste Übersichtsstudie im Auftrag der australischen Gesundheitsbehörde NHMRC kam 2015 nach der Auswertung von mehr als 1.800 Homöopathie-Studien zu einem vernichtenden Ergebnis: Bei keinem denkbaren Leiden könne ein homöopathisches Mittel zur Therapie empfohlen werden (hier der NHMRC-Bericht als PDF). Wer zugunsten der Homöopathie auf klassische Mittel verzichte, bringe sich sogar in Gefahr.

Damit sollte das Thema für eine Kasse erledigt sein: Homöopathie ist Unsinn. Das hätte die TK schreiben können, es wäre verantwortungsvoll gewesen. Hat sie aber in einem Text auf ihrer Homepage als Reaktion auf den Streit nicht getan. Dort redet die TK ihren Eso-Kunden nach dem Mund:

Kundenbefragungen haben uns gezeigt, dass manche Versicherte sich komplementärmedizinische Angebote – in Ergänzung zur Schulmedizin – wünschen. Sie setzen bei Beschwerden auf eine (begleitende) ergänzende Therapie. Wir nehmen diese Wünsche ernst und setzen sie auf einem qualitativ hochwertigen Niveau um.

Es kommt bei Behandlungen nicht darauf an, was Versicherte sich wünschen, sondern was ihnen hilft. Nach einem Beinbruch würde sich wohl jeder wünschen, die Sache in fünf Minuten mit Handauflegen in den Griff zu bekommen. Wirkt leider nicht. Noch verheerender ist, dass die TK der Argumentation der Eso-Szene folgt und von Schulmedizin spricht. Die gibt es sowenig wie Schulphysik und Schulmathematik. Es gibt eine Wissenschaft, die Medizin heißt.Sie überprüft, welche Mittel und Verfahren wirken und den Patienten helfen. Und ob es bei einer Krankheit gut ist ein Medikament zu nehmen oder sich einfach nur mehr zu bewegen und heißen Tee zu trinken, ist ihr egal: Die Wirkung muß bewiesen sein. Würden homöopathische Mittel wirken, würde die medizinische Wissenschaft das feststellen. Hat sie aber nicht. Das lange Spaziergänge und eine Stärkung der Rückenmuskulatur nach Bandscheibenvorfällen helfen schon – weswegen Ärzte genau dies oft empfehlen.  Wer von „Schulmedizin“ redet, verlässt den Bereich der Wissenschaft, in dem gilt, was erwiesen und überprüfbar ist. Wenn eine Krankenkasse wie die TK sowas macht, ist das unverantwortliche Öffentlichkeitsarbeit – mehr nicht.