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Ist das sportlich gescheiterte Deutschland einfach wirtschaftlich zu wichtig um abzusteigen?

Kann man sich im Sport wirklich über einen geschenkten Klassenerhalt freuen? Diese Frage, die durchaus auch einmal eine intensivere Debatte wert wäre, wird in Anbetracht der vielen wirtschaftlichen Vorteile für den Deutschen Fußball Bund, der den Abstieg aus der ‚Nations League‘, den er sich sportlich eingefahren hatte, nun aber auch in Zukunft weiterhin ‚erstklassig‘ sein wird, direkt in den Hintergrund treten.

Deutschland kann sich dank einer beschlossenen UEFA-Reform, trotz des sportlichen Scheiterns im Vorjahr, direkt wieder mit den besten Teams des Kontinents in der noch jungen ‚Nations League‘ messen. Nicht gerade ein Ruhmesblatt für den Fußballweltmeister von 2014.

Wie zuletzt schon öffentlich spekuliert, beschloss das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union am gestrigen Dienstag bei seiner Sitzung in Ljubljana eine Aufstockung der A-Liga von bisher zwölf auf 16 Mannschaften.

Die vier sportlichen Absteiger der ersten Auflage 2018 (Deutschland, Polen, Kroatien und Island) dürfen somit auch im Herbst 2020 wieder um den Titel mitspielen. Nichts worüber man sich wirklich freuen kann, wenn einem der Sport am Herzen liegt.

Das Ganze erinnert ältere Semester fatal an die Aufstockung der A-Gruppe im Welteishockey im Jahre 1992, als Deutschland ebenfalls davon profitieren sollte, dass bei den dortigen A-Weltmeisterschaften plötzlich 12 statt der zuvor üblichen acht Mannschaften mitwirken durften, sich der Weltverband dadurch die wirtschaftliche Stärke des sportlich vom Abstieg bedrohten Deutschlands auf Jahre hinaus auf der Einnahmenseite sichern wollte.

Als eine direkte Konsequenz dieser ‚Nations League‘-Reform im Fußball wird Deutschland jetzt bis ins WM-Jahr im Jahre 2022 jedenfalls keine Freundschaftsspiele mehr haben. Alle dafür bisher noch in Frage kommenden Länderspiel-Zeiträume (im September, Oktober und November 2020) sind in den neuen Vierergruppen nun für Ligaspiele des bei den Fans längst nicht unumstrittenen Wettbewerbs reserviert.

Sichere Werbeeinnahmen und höhere Zuschauerzahlen als bei Testspielen machen die ‚Nations League‘ für die Teilnehmer wirtschaftlich vergleichsweise attraktiv. Der sportliche Gedanke und die Wünsche der Fans und der Bundesliga, wo man die immer größere Belastung der Spieler durch Länderspiele vielfach kritisch sieht, sind bei dieser Entwicklung wieder einmal hinten runter gefallen. Nicht wirklich überraschend, wie man sagen muss.

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Bochumer
Bochumer
4 Jahre zuvor

Oh. Sportliche Gesichtspunkte stehen nicht im Vordergrund. Wer hätte es gedacht. Toll, dieser moderne Fußball. BestNeverRest.

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