Nachbericht: Rechte Aufmärsche in NRW

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Michael Brück von Die Rechte in Essen; Foto: Felix Huesmann

Am 1. Mai fanden verschiedene rechte Aufmärsche in Nordrhein-Westfalen statt. Unsere Autoren berichten aus Mönchengladbach, Dortmund und Essen.

Den Auftakt an diesem 1. Mai bildete Mönchengladbach, das noch immer kein Braunkohle-Loch ist. Claus Cremer, der uns noch immer nicht verraten hat ob er arbeitet, hatte die NPD zu einer Demonstration gerufen. Während sich in der Innenstadt hunderte Nazi-Gegner aufhielten, versammelte sich die NPD am Hinterausgang des Gladbacher Hauptbahnhofes. 85 Kameraden und auch einige Kameradinnen hatten sich versammelt und mussten erstmal warten. Der von der NPD als „Flagschiff“ bezeichnete LKW wurde durch eine Sitzblockade aufgehalten.

In Mönchengladbach hatte sich der klägliche Rest der nordrhein-westfälischen NPD versammelt: Einige pickelige Jünglinge, Skinheads und ein paar alte Bekannte wie Willibert Kunkel aus Aachen und Stephan Haase aus Lüdenscheid. Kunkel, dem eine erstaunliche Ähnlichkeit zu TV-Anwalt Ingo Lenßen attestiert werden kann, durfte sogar zu seinen Kameraden reden. Haase, der immerhin einst Vorsitzender der NPD-NRW war, lief meist einsam im hinteren Teil der Demonstration.

Der LKW der „Nationaldemokraten“ wurde schließlich an der Blockade vorbei geführt und die NPD konnte los legen. Mit Elan gingen die Rechten dabei nicht vor. Und auch die Technik bereitete der NPD einige Probleme. Die Demonstration der NPD startete dann ohne Lautsprechertechnik. Auf ihrer Strecke wurden die Rechten an vielen Kreuzungen von Nazi-Gegnern empfangen, ihre gesamte Route war gesäumt mit Plakaten mit Anti-Nazi Sprüchen. Die Polizei begleitete die Rechten Demonstranten eng. Ein Vorbildlicher Einsatz. Auf dem Marktplatz des Mönchengladbacher Stadtteils Eicken durfte dann noch eine junge Nationaldemokratin sprechen. Für das nächste Mal sei ihrem Ghostwriter empfohlen weniger Fremdworte in die Rede einzubauen. Michaela hatte damit sichtliche Schwierigkeiten. Den Rest der Wegstrecke ersparten Polizei und Nazi-Gegner der NPD. Die einen blockierten, die anderen forderten die Rechtsextremen zum Rückmarsch auf.

Die NPD in Nordrhein-Westfalen ist mausetot. Es gibt wenige Entschuldigungen die Claus Cremer für die kläglichen 85 Teilnehmer aufbringen kann. Kein schlechtes Wetter, keine zeitgleiche Demonstration in der Nähe und gut erreichbar war der Treffpunkt der „Nationaldemokraten“ auch. Die Demonstranten in Mönchengladbach schafften es nicht einmal fehlerfrei eine Strophe des Deutschlandliedes zu singen. Auch andere Rechte Demonstrationen wirken nicht unbedingt als ob sich dort künftige Atomphysiker treffen, doch bei den NPD-Anhänger stellte sich die Frage wie viele von ihnen schon mal ein Buch in der Hand hatten. In anderen Bundesländern mag die NPD eine wichtige Rolle für die neonazistische Bewegung spielen. Cremers NRW Truppe ist allerdings auf dem besten Weg in einer Liga mit Pro NRW zu spielen. Es scheint nur eine Frage der Zeit bis ein Kleinwagen reicht um alle Teilnehmer zu einer landesweiten NPD-Demonstration zu befördern.

Text: Sebastian Weiermann

Dortmunder Theater

In Dortmund sammelten sich am Nachmittag Nazis aus Wuppertal, Hamm und dem Osten NRWs, um gemeinsam nach Essen weiterzureisen. Und so wurde der Hauptbahhof am Nachmittag zur Bühne für ein Skurrilitäten-Theater.

Die Bühne: das Foyer des Hauptbahnhofs. Läden und Imbisse lagen ideal, um sich mit Süßem und mit Bier für die lange Reise nach Essen zu versorgen. Die Nazis, rund 90 waren es am Ende, postierten sich kurz vor der Bahnhofshalle, sodass alle Reisenden, die von den Gleisen oder von der U-Bahn in Richtung Innenstadt wollten, dort hindurchgehen mussten, ob sie wollten oder nicht. An der Bühnenkonstruktion darf beim nächsten Gastspiel noch gearbeitet werden.

Das Ensemble: Neonazis aus Dortmund, Wuppertal und anderen Städten im Einzugsgebiet bildeten den Hauptcast. Und der war sehr gemischt: Da waren die, denen der Tanz in den Mai noch förmlich ins Gesicht geschrieben stand, da waren die Minderjährigen, deren Eltern vielleicht gar nicht wussten, wie sie den Tag verbrachten, und da waren die, die sich bei der Kostümauswahl Bomberjacke, Springerstiefel und weiße Schnürsenkel vom 90er-Jahre-Kleiderstand gegriffen hatten. Die Polizei – mit zu wenigen Darstellern auf der Bühne und dem Stoff des Stückes scheinbar nicht vollkommen vertraut – spielte eher eine Nebenrolle. Sie ermöglichte den Nazis, im Bahnhofsgebäude völlig frei zu agieren und blieb während des Stücks am Rand der Bühne.

Die Handlung: Mit den typischen Sprechchören den Hauptbahnhof zu beschallen, wollte nicht so recht klappen – vielleicht steckte zu vielen noch das Einläuten des „Tags der Arbeit“ in den Knochen. Bei einigen zumindest schien das (Konter-)Bier zur Tagesrequisite zu gehören. Also versuchten sich einige der Hauptdarsteller darin, Reisende und Medienschaffende mit Beschimpfungen und Bedrohungen ins Stück zu involvieren. Die Nebendarsteller mahnten denn auch die Journalistinnen und Journalisten zur Zurückhaltung, um die Nazis nicht durch Anwesenheit und Fotos zu provozieren. Nach rund anderthalb Stunden verließen die Darsteller die Bühne in Richtung Essen.

Text: Alex Gehrhardt

Kleiner Hexenkessel im Dortmunder Hauptbahnhof

Nazisausflug nach Essen am 1. Mai, Foto: U. Märkel
Nazisausflug nach Essen am 1. Mai, Foto: U. Märkel

Die „Nazisdrehscheibe“ der Demo am 1. Mai war der Dortmunder Hauptbahnhof. Er wurde mit ca. 30 Polizeibeamten nur unzureichend gesichert. Bahnhöfe fallen in die Zuständigkeit der Bundespolizei – sie plante diesen Einsatz eigenständig. Die Anzahl der eingesetzten Beamten am Haupteingang und am nördlichen Ausgang waren mit jeweils ca. 10 Beamten eher notdürftig besetzt – im Fall einer gewalttätigen Auseinandersetzung wäre es eng geworden. Der Einsatzplan mit dünner Personaldecke ist unverständlich, weil man aufgrund der bundesweiten Mobilisierung zum Aufmarsch der Rechten mit einer hohen Anzahl gewaltbereiter Nazis rechnen musste. Der Dortmunder Hauptbahnhof war als Treff- und Sammelpunkt zur gemeinsamen Weiterreise auf den rechten Plattformen öffentlich angekündigt worden.

Naziausflug nach Essen am 1.Mai 2015
Nazis im Hauptbahnhof Dortmund; Foto: U. Märkel

Die Überraschung war daher nicht allzu groß, als sich bis 16:00 Uhr eine Gruppe von circa
90 Nazis im Hauptbahnhof versammelt hatte. Verwunderlich war eher, dass sich die Rechtsextremisten, die durch Auftreten, Gesichtstattoos und Kleidung als Nazis gut erkennbar waren, sich vollkommen ungestört im Bahnhofsbereich bewegen konnten. Unangenehm wurde die Situation, als sich die Nazis in der engen Bahnunterführung vor den Aufgängen zu den Gleisen dicht gedrängt versammelten, rechte Parolen riefen und insgesamt sehr aggressiv auftraten. Die anderen Reisenden, darunter viele Migranten, mussten sich durch den Pulk pöbelnden Nazis – darunter einige der Gewalttäter des Dortmunder Rathausüberfalls – wortwörtlich hindurch quetschen. Einige sahen verängstigt aus. Während der Wartezeit in der Bahnunterführung tranken sich die Nazikameraden mit Flasche Bier in der Hand in die „richtige Stimmung“. Passanten und Journalisten wurden heftig beschimpft. Einer der Bundespolizisten meinte: „Wir sind hier zu wenig Leute“.

Ob das der Grund dafür war, dass sie die Anzeige gegen den Rechten, der mit erhobenen Fäusten wüst schimpfend auf eine Journalistin dieses Blog zurannte, nicht aufgenommen wurde? Drei Beamte schafften es gerade noch, den 2-Meter-Mann mit ordentlich Krafteinsatz aufzuhalten. Dieselben Beamten lachten die Journalistin aus, als sie Anzeige erstatten wollte. Man solle doch am nächsten Tag zur Wache gehen, die Personalien des Nazis würde man aus polizeitaktischen Gründen nicht aufnehmen. Die Pressestelle der Bundespolizei sicherte nach der Beschwerde des Herausgebers dieses Blogs zu, sich um die Sache zu kümmern.

Lukas Bals am Hauptbahnhof Dortmund
Lukas Bals am Hauptbahnhof Dortmund; Foto: U. Märkel

Auf dem Bahnsteig war es nicht viel besser. Die Nazis standen dichtgedrängt an dem Gleis und grölten weiter ihre Parolen. Der ankommende Regionalexpress wurde wortwörtlich mit Nazis vollgestopft. Die Reisenden wirkten irritiert – wurden aber durch die Bahnpolizei oder die DB-Security weder informiert noch gewarnt. Eine dunkelhäutige Familie mit zwei Kleinkindern konnte gerade noch davon abgehalten werden, in denselben Wagon mit den Nazis einzusteigen. Bevor der Zug abfuhr, rief Lukas Bals der Berichterstatterin lautstark „Du dreckiges Stück Scheisse!“ entgegen. In Dortmund ist auch das inzwischen Normalität.

Resümee: Es ist bekannt, dass die Demo-Organisatoren von „Die Rechte“ ihre braunen Kameraden nicht im Griff haben. Rechtsextremisten haben oft genug bewiesen, dass sie gewalttätig sind. Angetrunken erst recht. Man möchte sich nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn die Situation in der engen Dortmunder Bahnunterführung eskaliert wäre.

Text: Ulrike Märkel

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Aufmarsch in Essen

Mit rund 250 Teilnehmern bei ihrer Demonstration in Essen halbierte sich im  Vergleich zum Vorjahr der 1. Mai-Aufmarsch der Nazi-Partei Die Rechte. Damals kamen noch um die 500 Rechtsradikale nach Dortmund. Nachdem es schon bei der Abreise in Dortmund zu Zwischenfällen kam, erreichte  eine Einsatzhundertschaft der nordrhein-westfälischen Bereitschaftspolizei gerade noch rechtzeitig den Bahnsteig um bei der Ankunft den unterbesetzten Bundespolizei beizustehen. Genau diese Einsatzhundertschaft fehlte dann am Bahnhof Kray-Nord: Auf dem Weg zum Versammlungsplatz  beleidigten und bedrohten die Rechtsradikalen Anwohner und Polizeibeamte. Die Lage beruhigte sich  erst, als die Nazis das Kontrollzelt erreichten. Nun hatte die Polizei die Lage im Griff und betätigte sich als Spaßbremse: Durch intensive Personenkontrollen der Nazis brach sie die Dynamik des Aufmarsches, der sich dann später schlapp unter dem Gerufe der üblichen Parolen durch Kray schleppte. Die Polizei lies Gegenproteste in unmittelbarer Nähe der Nazi-Kundgebung zu, unterband allerdings teilweise Störungsversuche und Blockaden. Teilweise, weil es dann eine erfolgreiche Blockade war, welche die Nazis daran hinderte ihren Zielort in Gelsenkirchen zu erreichen. Die Rechte musste umdrehen, ließ sich aber mit dem Rückmarsch nach Kray viel Zeit. Ein anschließende Spontandemonstration in der Essener Innenstadt endete in den frühen Morgenstunden in einem Polizeikessel und mit der Feststellung der Personalien der Neonazis.

Text: Stefan Laurin

Fotos: Felix Huesmann

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Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
9 Jahre zuvor

Das blöde ist doch, daß auch so ein eher erbärmlicher Haufen immer noch ausreicht, um dafür zu sorgen, daß in D vor jeder Synagoge, jeder jüdischen Einrichtung permanent Polizeipräsenz notwendig ist.

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[…] Nachbericht: Rechte Aufmärsche in NRW (Ruhrbarone) – […]

KuKu
KuKu
9 Jahre zuvor

Ich kann nicht verstehen, warum der Brück mit diesem T-Shirt, offensichtlich noch unter Polizeischutz, durch Essen laufen kann.

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