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Ist der ‚Salary Cap‘ aus der NHL nicht auch ein lohnendes Denkmodell für die Fußball-Bundesliga?

Der Stanley Cup. Foto: Robin Patzwaldt
Der begehrte ‚Stanley Cup‘. Foto: Robin Patzwaldt

Die nordamerikanische Profi-Eishockey-Liga `NHL‘ (National Hockey League) sorgt aktuell auch hierzulande mal wieder für einige Schlagzeilen in der Sportszene. Ab der übernächsten Saison wird dort die bisher aus 30 Franchises (‚Clubs‘) bestehende Liga nämlich ein 31. Team in ihr eigentlich geschlossenes System aufnehmen. Die Stadt Las Vegas erhält für eine Zahlung von kolportierten 500 Mio. US-Dollar, welche unter allen anderen Teams aufgeteilt werden wird, ein Startrecht in der besten Eishockey Liga der Welt.

Sicherlich so nichts, was sich ganz einfach und problemlos in das europäische Sportgeschehen übertragen ließe. Sportfans hierzulande sind traditionell mehrheitlich noch immer strikte Anhänger von Auf- und Abstieg. Und auch die Deutsche Eishockeyliga (DEL) hat zuletzt schon eher schlechte Erfahrungen mit einem in sich geschlossenen Ligasystem gemacht.

Ein anderer in diesem Zusammenhang nun bekanntgewordener Fakt verdient allerdings auch hierzulande eigentlich einmal mehr tatsächlich etwas mehr Beachtung: Der sogenannte ‚Salary Cap‘ wurde, wie in diesem Zusammenhang bekannt wurde, bereits für die nächste, im kommenden Herbst beginnende Spielzeit, in Übersee von bisher 71,4 auf zukünftig 73 Millionen US-Dollar angehoben. Die Untergrenze des ‚Cap‘ liegt demnächst bei 54 Mio. US$.

Was zunächst noch ziemlich beiläufig erscheinen mag, ist bei etwas näherer Betrachtung aber einer der Hauptfaktoren dafür, dass die NHL seit Jahren extrem ausgeglichen und spannend verläuft, seit Jahren schon kein Team mehr seinen Titelgewinn verteidigen konnte, auch Teams aus dem Tabellenkeller häufig binnen weniger Jahre wieder zu echten Titelanwärtern auf den ‚Stanley Cup‘ mutieren können.

Ein äußerst erfolgreiches Regulierungsinstrument also, welches man bei der zunehmenden Dominanz einiger weniger Teams im europäischen Fußball, durchaus einmal für eine wieder deutlich spannendere Zukunft der Ligen in Betracht ziehen und diskutieren sollte.

Spannend daran auch, dass bei der Einführung des sogenannten ‚Salary Cap‘ zunächst der entschlossene Widerstand der Spieler gebrochen werden musste, welche sich finanziell nicht regulieren lassen wollten. Es kam seinerzeit zum Streik, die Spieler wurden im sogenannten ‚Lockout‘ von 2004/05 über Monate hinweg von den Clubbesitzern offiziell ‚ausgesperrt‘, welche sie in dieses neue System zwingen wollten um ihre zur damaligen Zeit durch extrem angestiegene Gehälter aufgelaufenen Verluste mit den ‚Franchises‘ zu reduzieren. Letztendlich setzte sich die Liga aber gegen die Spieler durch. Das ‚Salary Cap‘ System wurde vor inzwischen gut 10 Jahren für die NHL eingeführt.

Seither gibt es jeweils einen vor Saisonbeginn bekanntgegebenen Gehaltsrahmen in dem sich die 30 Teams bewegen. Die Eigentümer müssen für ihren Teamkader eine gewisse Summe an Gehältern ausgeben, dürfen aber eine Obergrenze auch nicht überschreiten. Das führt seither dazu, dass kein Team besonders viele hochpreisige Spieler anhäufen kann, aber eben auch kein Team mit ‚Mini‘-Etat aus der Konkurrenz nach unten herausfällt.

Alle Teams bewegen sich von der Gehaltsstruktur her so erzwungener Maßen in einem konkurrenzfähigen Rahmen, ohne das alle Konkurrenten völlig gleichgeschaltet werden. Es gibt aber natürlich auch so immer noch ‚Große‘ und auch ‚Kleine‘. Nicht alle 30 Standorte haben eben die gleiche Wirtschaftskraft. Darin unterscheidet sich die Szene in Nordamerika dann auch nicht von der in Mitteleuropa.

Und die Grenzen des jeweiligen ‚Salary Caps‘ werden von Jahr zu Jahr neu festgelegt, orientieren sich dabei an den jüngsten Umsätzen der Liga. Wirtschaftet die Liga insgesamt erfolgreich, wächst der Markt, der Umsatz, dann können auch die Spieler zukünftig teurer werden, somit mehr verdienen. ‚Schrumpft‘ der Erfolg, der Umsatz der Liga, sinken zwangsläufig auch die zu verteilenden Anteile für die Aktiven. Eigentlich eine ganz einfache und faire Sache. Und auch der früher vorherrschende Widerstand der Spieler ist inzwischen längst Geschichte. Offenbar hat man auch auf deren Seite längst gemerkt, dass es sich auch mit diesem Instrument des ‚Salary Cap‘ für die Profis ganz gut leben lässt.

Eine ausgeglichene und spannende Liga ist am Ende natürlich auch besser für die Fans. Sollte man daher vielleicht auch hierzulande mal ernsthaft drüber nachdenken, auch wenn sich das nordamerikanische Sport-System so natürlich schon alleine arbeitsrechtlich nicht in Gänze übertragen lassen dürfte. Spannende Ansätze für eine mögliche Lösung der hierzulande aktuell vielfach auseinanderdriftenden sportlichen- und wirtschaftlichen Konkurrenzfähigkeit einiger Ligen liefert es aber trotzdem.

Denn hierzulande liegen z.B. die aktuellen Spieler-Etats der Fußball-Bundesligisten bereits deutlich weiter auseinander als knappe 20 Millionen, da wird teilweise schon ein Vielfaches des Budgets der Konkurrenz an die eigenen Spieler ausgezahlt. So zahlte man bei Darmstadt 98 zuletzt ca. 15 Mio. Euro/Jahr an seine Aktiven in der Bundesliga, leistete sich Bayern München zuletzt aber schon beachtliche ca. 170 Mio. Euro an Lizenzspieleretat. Wie soll da auf Dauer wirkliche Spannung entstehen bzw. erhalten bleiben?

 

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Thorsten Stumm
7 Jahre zuvor

Robin, beim Cap kann ich Dir anders als bei der Draft inhaltlich schon folgen….
Nur sind in D. die juristischen Hürden aufgrund unterschiedlicher Rechtstraditionen zu den USA unüberwindlich….als da wären : Völlig anderes Verständnis der Spielräume der Vertragsfreiheit, Arbeitsrecht, Grundrechte, Kartellrecht und die höchstrichterliche Rechtsprechung des EuGH…Bosman güsst und ob das Finacial Fairplay der Uefa eine Klage dort übersteht ? Ob sich das das Modell Cap lohnt ist da nur noch eine philosophische Frage….

Thorsten Stumm
7 Jahre zuvor

Stimmt, schon was die nationalen Ligen angeht…da gehen einige Gedankenspiele der Topclubs ja eher zu einer eigenen europaweiten Liga der Topclubs….ohne die Niederungen einer nationalen Liga…

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