Documenta? BDS? Das Problem ist die „Initiative Weltoffenheit“ (Teil 2)

Antisemitisches Weltbild, Rückseite: Documenta 15 by C. Suthorn cc by sa 4.0

Mit Steuermitteln gefördert wird die Documenta, um autonom zu sein, ihre Autonomie hat sie an den antisemitischen BDS verkauft. Und die Kunst gleich mit. Wie immer dies  –  ein umgekehrter Verwendungszweck  –  jetzt abgerechnet wird in Kassel, es wird Signalwirkung haben für die Kultur dieser Gesellschaft, die staatlich geförderte und mehr noch für die freie: In ihr, die sich am Markt behauptet, entscheidet sich, ob diese Gesellschaft imstande ist, sich gegen Antisemitismus zu behaupten oder ob sie, wie „weltoffene“ Kulturmagnaten es fordern, dem Stellungsbefehl folgt, den BDS erteilt. Ein Kulturkampf?

Es hat einige Anstrengungen gegeben, BDS auszubremsen und die antisemitische Hetzkampagne herauszuhalten aus dem bundesdeutschen Kulturbetrieb (siehe Teil 1). Nicht ohne Erfolg und doch umsonst, im Dezember 2020 traten die Direktoren und Intendanten von zwanzig Kultur- und Wissenschaftsinstituten ins Theaterlicht, sie repräsentieren unter anderem die Kulturstiftung des Bundes, das Goethe-Institut und die Stiftung Humboldt Forum, das Berliner Haus der Kulturen der Welt zusammen mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung sowie diverse Theater, Tanzhäuser und Museen. Diese Clique der Kulturmagnaten  –  über Monate hinweg konspirativ geschmiedet, bemerkenswerterweise hat sich der Musik- und Konzertsektor kaum beteiligt  –  fordert seitdem, BDS die Bühnen zu bereiten, man wolle sich „alternativen Weltentwürfen“ öffnen.

Continue Reading

Documenta? BDS? Das Problem ist die „Initiative Weltoffenheit“ (Teil 1)

Blick in die Kulturlandschaft: „Rahmenbau“ von Haus‐Rucker‐Co für Documenta 1977 by Olaf Kosinsky cc by 3.0

Die Documenta ohne ihren Kopf, der Vertrag mit Sabine Schormann einvernehmlich aufgelöst, nicht aber der Skandal. Der darin besteht, dass die Documenta mit Steuermitteln gefördert wird, um autonom zu sein, sie aber ihre Autonomie an den antisemitischen BDS verkauft hat. Und die Kunst gleich mit. Jetzt wird  –  Charles Esche vorneweg  –  dem Terror gehuldigt, wenn er sich gegen Israel richtet. Ein Blick auf die Documenta, auf BDS und auf die Frage, wie sich Kultur-Antisemiten auskontern lassen. Morgen Teil 2 über jene Initiative, die Antisemiten nicht bekämpft, sondern hofiert.

Jemand habe Verantwortung übernehmen müssen, heißt es jetzt, wo die Chefin hingeworfen hat, die Frage ist: Verantwortung für was? Für das antisemitische Schlachtengemälde, das Taring Padi aufgespannt hat? Für die Verkitschung, die Picassos „Guernica“ erfuhr, um Israel als Nazi-Macht zu denunzieren? Verantwortung für die Terror-Videos, die einen Massenmord verherrlichen an Leuten, die Israel besuchen und nicht boykottieren wollen? Für den „Humor“, mit dem der mörderische Terror der PFLP als „Halal-Frittierhähnchenimbiss“ plakatiert und der antisemitische BDS als queere „BDSM-Party“ abgefeiert wird?

Continue Reading

Documenta: Charles Esche, Findungskommissar, und die Salon-Antisemiten vom BDS

Die Säulen des Fridericianums bemalt von Dan Perjovschi | C. Suthorn cc-by-sa-4.0

Der Kampf gegen den Antisemitismus“, hat Claudia Roth (GRÜNE) dem Kulturausschuss des Bundestages bekannt, „muss so global sein wie der Antisemitismus selbst.“ Der Satz der Staatsministerin ist falsch formuliert  –  Antisemitismus ist global, muss aber nicht –  und dennoch richtig, die hessische Kulturministerin Andrea Dorn, ebenfalls GRÜNE, hat ihn gleich nachgesprochen. Klarer Lernerfolg, grüne Kulturpolitik trifft auf eine Szene innerhalb der Welt der Kunst, die schon länger daran arbeitet, eine „globale Poesie“ zu entwickeln und eine passend modulierte „globale Politik“. So formuliert es einer ihrer Vordenker, Charles Esche, graue Eminenz im Kassler Wald, in den er die Documenta gelockt hat. Jetzt steht der Wald schwarz und schweiget, niemand, der sich aus den Büschen traute, auch Esche nicht, der neulich noch gemeint hat, wer BDS nicht auf die Bühne hole, die antisemitische Hetzkampagne, der betreibe „racial profiling“. Hier ein Versuch, sich vorzutasten in eine Gedankenwelt, in der sich alles um Israel dreht, Israel aber keine Rolle spielt, Palästinenser eh nicht, Esche sehr wohl. Etwas gruselig, das Ganze, eine BDS-Geisterbahn, man findet wieder heraus, viel Spaß.

Vor vier Jahren, am 12. Juli 2018, präsentierte die Kassler Documenta, weltweit geachtete Ausstellung für zeitgenössische Kunst, die Mitglieder der Findungskommission, deren Aufgabe es war, die kuratorische Leitung der kommenden Documenta und also deren grundsätzliche Ausrichtung zu bestimmen. Maßgeblich beteiligt an der Findung der Findungskommission: Sabine Schormann, generös verhinderte Generaldirektorin. Einer der acht von ihr gefundenen Findungskommissare: Charles Esche, britischer Staatsbürger aus einer DDR-deutschen Familie, der sich  –  so stellte ihn die ZEIT 2011 einem deutschen Publikum vor  –  „in den achtziger Jahren enttäuscht von den radikalen Linken abwandte und sich in die Kulturszene stürzte“. Für ihn, so die ZEIT, müsse Kunst „vor allem eines leisten: Provokation. Kunst dürfe nicht dem Kapitalismus ‚als Mittel der Ablenkung des Widerstands von angemesseneren Aktivitäten dienen‘“.

Continue Reading

Debatte über die Documenta im Bundestag: Hat jemand BDS gesagt?

The Wall. Documenta 15 by C. Suthorn cc-by-sa-4.0

Im Kulturausschuss und im Bundestag wurde am Mittwoch und Donnerstag über Antisemitismus auf der Documenta diskutiert. Während die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann die Hintergründe des Skandals aufzeigte, stellten sich die Abgeordneten von SPD, Grünen  und FDP vorbehaltlos hinter Kulturstaatsministerin Claudia Roth und taten alles, um das Thema BDS aus der Debatte rauszuhalten. Von Thomas Wessel und Stefan Laurin.

Eine antisemitische Global-Erzählung, übergroß ins Zentrum der Documenta gerückt, der Ausstellung für zeitgenössische Kunst, die sich als Schaufenster des Westens inszeniert, das wirft Fragen auf, deren Flugkurve bis in den Kulturausschuss des Bundestages reicht. Auf der Suche nach Antworten hatte der Ausschuss am Mittwoch ein „Fachgespräch“ angesetzt, dessen öffentlicher Livestream machte staunen gleich zu Beginn: Der Kassler OB Christian Geselle (SPD) ließ sich hasenherzig entschuldigen. Ade Darmawan, Sprecher des Kuratoren-Kollektivs der Documenta und seit Wochen wie verschluckt, war tatsächlich einmal erschienen. Ihm zur Seite platziert wurde Daniel Botmann, Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland: Seit sechs Monaten warnt Botmann davor, dass eine Documenta mit Darmawan den schicken Hass auf Israel unters verständige Kunstvolk bringen könnte, die Warnung war nicht aus der Luft gegriffen: Vor einem Jahr erst hatte Darmawan erklärt, der jüdische Staat sei seit 1948, dem Jahr seiner Gründung, „ein einziges Apartheid-System“.

Mit dem von Darmawan unterzeichneten „Letter of Apartheid“, seit Juni 2021 in der internationalen Kunstwelt verbreitet und von derzeit 17 370 Kunstweltbewohnern signiert, fordert Darmawan sämtliche Regierungen dieser Welt auf, „to cut trade, economic and cultural relations“ mit Israel.

Continue Reading
Werbung

IDF-Band gibt Konzert: Antiisraelische Angriffe gegen die Jüdische Gemeinde Düsseldorf

Antiisraelische Hetze gegen die Jüdische Gemeinde in Düsseldorf; Screenshot Twitter
Antiisraelische Hetze gegen die Jüdische Gemeinde in Düsseldorf; Screenshot Twitter

Wegen eines Konzertes der Band der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) verbreitete der Twitter-Kanal „Palästina spricht“ am 11. Juni 2022 einen vor Hass triefenden Tweet. Grund: Die Band gibt in einigen deutschen Städten Konzerte um Spenden für soziale Projekte in Israel zu sammeln.

Continue Reading

Documenta 15 – Eine Ausstellung der Schande

Ruru-Haus der Documenta in Kassel Foto Jonas Dörge


Unsere Gastautorin Malca Goldstein-Wolf will nicht, dass bei der Documenta Steuergelder für Antisemiten ausgegeben werden.

Sie tragen keine Springerstiefel, wählen keine rechtspopulistische Partei, können sich wohlfeil ausdrücken, gelten gesellschaftlich als „Intellektuelle“. Der jüdische Staat ist ihnen ein Dorn im Augen. Sie wissen, dass Israel kein Apartheidstaat ist. Sie wissen, dass die 20% nicht-jüdische Bewohner Israels die gleichen Rechte besitzen, wie deren jüdische Nachbarn. Sie wissen, dass Israel die einzige Demokratie im Nahen Osten darstellt.
Eine blühendes Fleckchen Erde, umgeben von islamistischen Feinden, deren einziges Ziel darin besteht, den jüdischen Staat auszulöschen. Kein anderes Land wird von ihnen so obsessiv diffamiert, tatsächliche

Continue Reading

8 Tage im Mai: Putin und BDS, Documenta und „anti-palästinensischer Rassismus“

August 2011: 7 Israelis ermordet, etwa 40 lebenslang verletzt | Foto Ariel Hermoni (IDF) CC BY 2.0

Am ersten Tag im Mai teilt der russische Außenminister mit, Hitler entstamme „jüdischem Blut“. Am vierten empfängt Moskau eine Delegation der Hamas, deren Ziel ist es, alle Juden zu töten. In Kassel sagt die Documenta ihren Talk über „antipalästinensischen Rassismus“ ab. Am fünften erklärt die Hetzkampagne BDS, „antipalästinensischer Rassismus“ sei in Deutschland „Staatsdoktrin“. 30 km vor Tel Aviv ermorden zwei palästinensische Terroristen drei israelische Zivilisten. Am siebten Tag teilen die Kuratoren der Documenta mit, in Deutschland werde „Kritik an israelischem Staatshandeln routinemäßig dämonisiert“. Am achten setzt Israel die beiden Killer fest, sie erwartet ein rechtsstaatliches Verfahren und überdies, ausgezahlt von der Palästinensischen Autonomiebehörde, ein monatliches Gehalt für den barbarischen Mord, das sich, sollten sie ihren 80. feiern, auf 1.820.074 € summiert haben wird. In Berlin nennt Bundeskanzler Scholz Putins Krieg „barbarisch“.

Der Zusammenhang? Russlands Überfall auf die Ukraine hat ein jahrzehntealtes Polit-Konzept  –  „Wandel durch Annäherung“, ab 1963 von Egon Bahr (SPD) entwickelt  –  zerschossen. Keine Deals mehr mit Putin, keine indirekte Finanzierung seines Terror-Krieges, kein Öl, kein Gas, kein naiver Kulturaustausch. Eine Zeitenwende dieser Art hat ein sehr ähnliches Polit-Konzept bisher nicht erlebt, es entstammt derselben Zeit, man könnte es „Neue Nah-Ost-Politik“ nennen:

Continue Reading

Selenskyj mit Hakennase beherrscht Davos: Die Fieberträume der Süddeutschen Zeitung

Karikatur in der SZ Ausriss: Ruhrbarone

Das Weltwirtschaftsforum in Davos wurde von Wolodymyr Selenskyj, dem Präsidenten der Ukraine beherrscht. Also, natürlich nicht wirklich, sondern nur in der Zeichnung von Pepsch Gottscheber, dem Zeichner der Süddeutschen Zeitung. Selenskyj zeichnete Gottscheber natürlich mit Hakennase, immerhin ist der Mann Jude. Und was machen Juden? Richtig, sie bestimmen die Geschicke der Welt. Zumindest in der Süddeutschen

Continue Reading
Werbung

Trotz BDS-Nähe: Sponsoren stehen zur Documenta

Ruru-Haus der Documenta in Kassel Foto Jonas Dörge


Auch wenn im Kreis der Organisatoren und teilnehmenden Künstler mehrere Unterstützer der antisemitischen BDS-Kampagne aktiv sind, stehen die Sponsoren zur Kasseler Kunstshow. Ihnen ist eine Stellungnahme wichtiger als die Wirklichkeit.

Auf der Internetseite der documenta fifteen sind die Sponsoren nicht leicht zu finden. Ihre Logos sind nicht, wie bei vergleichbaren Veranstaltungen üblich, gut platziert. Die Geldgeber aus der Wirtschaft findet man versteckt in der Rubrik „Partner“, nach der man erst in der Site-Map suchen muss. Nur Volkswagen und verschiedene Unternehmen der Sparkassengruppe unterstützen die Documenta. Volkswagen stellt E-Autos und Ladesäulen zur Verfügung. Ob das alles an Unterstützung ist, bleibt offen.

Continue Reading

Kundgebung in Kassel: „Dem Israelboykott keine Bühne auf der mit Steuergeldern finanzierten Documenta 15!“

BgA Kassel Foto: Privat


Das Bündnis gegen Antisemitismus (BgA) hat zusammen mit Einzelpersonen und der Gruppe TIP Thunder in Paradise zu einer Kundgebung „Solidarität mit Israel – Dem Antisemitismus entgegentreten – Stoppt BDS. Dem Israelboykott keine Bühne auf der mit Steuergeldern finanzierten Documenta 15!“ am 18. Juni ab 14:00 Uhr in Kassel auf dem Friedrichsplatz aufgerufen.

n dem Aufruf heißt es: „Nachdem die Recherchen des BgA-Kassel überregional in den Medien Beachtung fanden, taten die Stadt Kassel, die leitenden Kräfte der Documenta und die politisch Verantwortlichen im Land Hessen zunächst alles dafür, dass unter den Augen der Weltöffentlichkeit und im Namen der Kunstfreiheit, Antizionismus als zu tolerierende Position einer multiperspektivischen Sicht auf die Welt als Kunst zu gelten habe. Unter dem Verweis auf die Freiheit der Kunst, wurde der Zusammenhang von Israelhass, Antizionismus und Antisemitismus schlicht ignoriert. Es reichte aus, dass die Documenta 15 erklärte, Antisemitismus zu verurteilen. Der Kasseler Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der Documenta Christian Geselle dekretierte: Eine Überprüfung findet nicht statt!“

Continue Reading