Ein McDonald’s als Sinnbild alles Bösen?

Ein Burger. Foto: McDonald’s

Kaum wird in Waltrop der Bau einer McDonald’s-Filiale in Aussicht gestellt, schon geht bei CDU, Grünen und Linken kollektiv der Magen auf Halbmast. Von einem „falschen Signal“ ist die Rede, von einer „ökologischen Katastrophe“ und gar vom „Untergang der lokalen Gastronomie“. Die Empörung wirkt dabei fast so künstlich wie eine Scheibe Schmelzkäse auf dem Cheeseburger – laut, kalkuliert und erstaunlich geschmacklos.

Vor wenigen Wochen hatte ich das Thema bereits hier im Blog aufgegriffen und vermutet, dass auch dieser Anlauf an den üblichen Bedenkenträgern scheitern könnte – wie schon mehrfach in der Vergangenheit.

Und es sieht ganz danach aus. Der Begeisterung vieler junger Waltroperinnen und Waltroper, die ihre Unterstützung in einer Online-Petition zum Ausdruck gebracht haben, steht mittlerweile eine breite Front von Lokalpolitikern gegenüber. Die Chancen, dass die Pläne den Stadtrat überstehen, sind also auch diesmal eher gering.

Die Liste der Kritiker wird gefühlt von Woche zu Woche länger, und ihre Argumente sind so unterschiedlich wie austauschbar. Es wird mit allem geworfen, was sich irgendwie als Gegenargument verwerten lässt.

CDU: Aus den Augen, aus dem Sinn?

Fangen wir mit der CDU an, die sich inzwischen ebenfalls gegen die aktuellen Pläne gestellt hat und stattdessen einen anderen Vorschlag gemacht hat. Geht es nach Vertretern dieser Partei, dann solle man die Filiale nämlich an einem kilometerweit entfernten Standort ermöglichen. Doch das Burger-Restaurant direkt an die Autobahn 45 in das dort seit über einem Jahrzehnt geplante, aber noch immer juristisch umstrittene Gewerbegebiet „Zum Dicken Dören“ zu verlagern, ist natürlich quatsch. Das bringt der Waltroper Jugend wenig bis nichts. Zumindest dann nicht, wenn man jungen Waltroperinnen und Waltropern tatsächlich ein niedrigschwelliges Angebot machen möchte. Wer ohne Auto unterwegs ist, wird kaum aus der Waltroper Innenstadt kilometerweit bis zur Dortmunder Stadtgrenze reisen, nur um sich dort einen Burger zu kaufen. Vor diesem Hintergrund wäre ein stadtnäherer Standort für Waltroper natürlich deutlich sinnvoller. Als idealer Standort kommt einem da als ortskundigem sofort das demnächst umgestaltete Woolworth-Gelände in der Innenstadt in den Sinn. Aber dort lauerten dann vermutlich noch mehr betroffene Anwohner auf die Ansiedlungspläne und deren Widerstand aus egoistischen Gründen würde bestimmt nicht kleiner ausfallen. 😉

Die Grünen: Kritik mit Scheuklappen

Die Grünen wiederum schlagen, wenig überraschend, die Klimatrommel: McDonald’s stehe für Massentierhaltung, Verpackungsmüll und Autokultur. Alles nicht falsch – aber leider auch sehr einseitig. Dass die Filiale am geplanten Standort mit Solaranlage, E-Ladesäulen und einem Fahrrad-Drive-in ausgestattet werden soll, wird gern verschwiegen. Und dass McDonald’s inzwischen auf fleischlose Alternativen, Recycling-Initiativen und regionale Lieferketten setzt, passt offenbar nicht ins ideologische Raster. Wer McDonald’s heute noch behandelt, als sei das Jahr 1992, leidet unter akuter Betriebsblindheit.

DIE LINKE: Klassenkampf aus der Konserve

Und schließlich DIE LINKE, die anlässlich beinahe jeder Neueröffnung eines global agierenden Konzerns reflexartig den Klassenkampf ausruft. „Billiglöhne, Ausbeutung, Uniformität“ – so der Dreiklang ihrer Argumentation, der in ähnlicher Form auch damals schon beim Kampf gegen das Kraftwerk ‚Datteln 4‘ verwendet wurde, als man sich plötzlich mit den miserablen Arbeitsbedingungen bei der Kohleförderung in Südamerika beschäftigte. Dass McDonald’s in Deutschland nach Tarif zahlt, Ausbildungsplätze bietet und vielen jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben erleichtert, wird dabei geflissentlich ignoriert. Offenbar passt die Realität nicht ins Weltbild. Wer sich nur auf Prinzipien beruft, verliert irgendwann den Blick für die Praxis.

Erwähnt sei auch: Die Arbeitsbedingungen in bestehenden lokalen Imbissen, Eisdielen, Bäckereien oder Metzgereien in der Waltroper Innenstadt sind mitunter ebenfalls alles andere als paradiesisch. Doch dort schweigt die Empörung auffällig still.

Fazit: Vernunft statt Verbotspolitik

Natürlich ist McDonald’s kein Heilsbringer. Aber so zu tun, als stünde mit einem Burgerladen der gesellschaftliche Verfall bevor, ist grotesk. Menschen wissen sehr wohl, was sie essen möchten – und wann. Niemand wird gezwungen, dort hinzugehen. Aber alle haben das Recht dazu. Die Bürgerinnen und Bürger sind keine willenlosen Konsumopfer, sondern mündige Entscheider.

Dass dies vielen Lokalpolitikern in Waltrop offenbar noch nicht klar geworden ist, ist bedauerlich. Statt die Neuansiedlung als Chance und mögliche Belebung einer ohnehin wirtschaftlich angeschlagenen Stadt zu begreifen, wird sie von vielen einmal mehr mit aller Macht bekämpft. Für eine Kommune, die seit Jahren zu den am höchsten verschuldeten in NRW zählt, ist das ein teurer Luxus – den sie sich eigentlich längst nicht mehr leisten kann.

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